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Ruhrverband und AWWR stellen Ruhrgütebericht vor

Der Ruhrverband und die Arbeitsgemeinschaft der Wasserwerke an der Ruhr (AWWR) haben am 18. September 2020 in Essen den aktuellen Ruhrgütebericht in seiner mittlerweile 47. Ausgabe vorgestellt.

von | 28.09.20

Prof. Norbert Jardin (l.) und Robert Dietrich (r.) stellten den Ruhrgütebericht vor. (Quelle: Ruhrverband)

Anlässlich der Veröffentlichung der mehr als 230 Seiten starken 47. Ausgabe des Berichts zeigte sich Prof. Norbert Jardin, Vorstandsvorsitzender des Ruhrverbands, besorgt über die Auswirkungen des Klimawandels im Einzugsgebiet der Ruhr: „2020 ist das zwölfte zu trockene Jahr in Folge und die zehn wärmsten Jahre seit Aufzeichnungsbeginn gab es in den letzten 20 Jahren. Positiv zu vermerken ist, dass die Talsperren des Ruhrverbands das Ruhrgebiet trotz der bereits im dritten Jahr anhaltenden extremen Dürre vor Engpässen bei der Trinkwasserversorgung bewahrt haben.“

Wasserzuschüsse aus Talsperren

Die Wasserabgaben aus den Talsperren haben im Jahr 2020 ein neues Rekordniveau erreicht. Bisher waren in diesem Jahr Wasserzuschüsse aus den Talsperren an 137 Tagen erforderlich, um den Mindestabfluss an der Ruhr bei Schwerte zu gewährleisten. Vor diesem Hintergrund genehmigte das NRW-Umweltministerium die temporäre Reduzierung der Mindestabflüsse am Pegel in Villigst. Die Absenkphase wurde durch ein umfassendes Monitoringprogramm der Ruhr begleitet, um Hinweise auf mögliche Veränderungen der Gewässerbeschaffenheit zu erhalten.

Gewässergüte intakt

Die Untersuchungen belegen, dass negative Auswirkungen auf die Gewässergüte der Ruhr infolge niedriger Abflusswerte nicht erkennbar sind. Dies ist nicht zuletzt den Reinigungsergebnissen der Kläranlagen des Ruhrverbands zu verdanken. Die Mindestanforderung an die Sauerstoffkonzentration wurde mit Ausnahme von Einzelmessungen im gesamten Ruhrverlauf eingehalten. Die Konzentrationen von BSB5 und TOC hielten ebenso wie die der Kenngrößen Chlorid, Sulfat, Nitrat-Stickstoff, Ammonium-Stickstoff und ortho-Phosphat-Phosphor durchgehend die Anforderungen ein. Für Ammonium-Stickstoff wird auf den ersten 80 Ruhrkilometern sogar ein sehr guter Zustand erreicht.

Baden an 69 Tagen möglich

An der Badestelle Seaside Beach wurden in der Badesaison 2020 die Grenzwerte für E. coli und für die intestinalen Enterokokken nur an zwei Tagen überschritten, sodass die gute hygienische Wasserqualität das Baden an 69 Tagen ermöglichte. Die erstmalige Bewertung der Wasserqualität im diesjährigen Badegewässerbericht des Landesamtes für Natur-, Umwelt- und Verbraucherschutz (LANUV) bescheinigt der seit 2017 in Betrieb befindlichen Badestelle „Seaside Beach“ am Baldeneysee eine „gute Wasserqualität“. Dies ist die zweitbeste Bewertung für ein Badegewässer.

Talsperren Güteentwicklung und Freizeitnutzung

Seit 40 Jahren hat sich die Trophie, also die Intensität der Algenproduktion, in den Talsperren des Ruhrverbands deutlich verbessert. In den 1980er, aber auch noch in den 1990er Jahren kamen nährstoffreiche (eutrophe) Verhältnisse immer wieder vor. Inzwischen sind die Talsperren sicher als mesotroph (begrenztes Nähstoffangebot) und die Sorpe sogar als nährstoffarm (oligotroph) einzustufen. Dies zeigt sich in der erfreulichen Entwicklung der ökologischen Verhältnisse, wie die Präsenz großer Wasserflöhe, das klare Wasser und dem Lebensraum für Eisvögel.
Die Verbesserung des ökologischen Zustands ist auf gezielte Maßnahmen in den Einzugsgebieten der Talsperren zurückzuführen. Beispielsweise wurden Randkanalisationen (Bigge- und Sorpetalsperre) gebaut und in die Talsperren einleitende Kläranlagen an größere, unterliegende Anlagen angeschlossen. In anderen Bereichen wurden die Kläranlagen erweitert, um Phosphate und Stickstoff gezielt aus dem Abwasser entfernen zu können. Mit der Landwirtschaft wurden Kooperationen zur Optimierung des Einsatzes von Dünge- und Pflanzenbehandlungsmitteln eingegangen und über die fischereiliche Bewirtschaftung erfolgte eine gezielte Verbesserung der Artenzusammensetzung in den Talsperren.

Niedrigwassersituation in Zeiten des Klimawandels

Die Niedrigwassersituation in Verbindung mit dem hohen Trinkwasserbedarf hat in 2019 erneut große Anforderungen an die Wasserversorgungsunternehmen gestellt. Die Wasserabgabe im Jahr 2019 ist im Vergleich zu 2018 um weitere 6 Mio. m³ auf 244 Mio. m³ gestiegen. „Die Rekord-Förderzahlen in 2017 und 2018 wurden somit noch übertroffen und der Trinkwasserbedarf ist weiterhin angestiegen“, resümiert der stellvertretende Vorsitzende der AWWR, Robert Dietrich, die aktuelle Situation.
Weder in den letzten drei Rekordjahren noch im laufenden Jahr ist es im AWWR-Gebiet im Gegensatz zu einigen anderen Regionen Deutschlands zu Engpässen in der Trinkwasserversorgung gekommen. Das ist sowohl dem hohen Engagement der Wasserversorgungsunternehmen, als auch maßgeblich dem Niedrigwassermanagement des Ruhrverbands zur Schonung der Stauinhalte der Talsperren zu verdanken.

Vorrang der öffentlichen Trinkwasserversorgung

Der aus der Niedrigwassersituation der letzten Jahre und den Auswirkungen des Klimawandels resultierende Handlungsbedarf ist auch in der Politik angekommen. Ein Ergebnis des „Nationalen Wasserdialogs“ des Bundesumweltministeriums ist, dass angesichts der Konkurrenz mit Landwirtschaft und Industrie bei den Wasserentnahmen in Dürrezeiten die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung absolute Priorität haben sollte.
Auf Landesebene ist man schon weiter: Im Entwurf des neuen Landeswassergesetzes NRW ist der Vorrang der öffentlichen Trinkwasserversorgung, der bislang nur für das Grundwasser bestand, auch auf das Oberflächenwasser ausgedehnt worden.
Der gesamte Ruhrgütebericht 2019 kann hier heruntergeladen werden.

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