7. März 2024 Ι Eine Studie des Exzellenzclusters „Science of Intelligence“ (SCIoI) mit der Humboldt-Universität zu Berlin und dem IGB erforscht, wie die gestreiften Marline die schnelle Abfolge ihrer Angriffe koordinieren können, ohne sich gegenseitig zu verletzen.
Farbwechsel als Startschuss
Der Gestreifte Marlin ist einer der größten und schnellsten Raubfische im Ozean. Diese Art bildet Gruppen, wenn sie Schwärme von kleinen Fischen jagt, unterstützt von ihrem langen, speerartigen Rostrum. Eine Studie SCIoI mit der Humboldt-Universität zu Berlin und dem IGB erklärt nun, wie die Fische die schnelle Abfolge ihrer Angriffe koordinieren können, ohne sich gegenseitig zu verletzen. Der Schlüssel dazu, so vermuten sie, sind schnelle Farbwechsel – wie bei einer Ampel. Helle Körperstreifen signalisieren: „Jetzt bin ich mit der Jagd dran“.
Gestreifte Marline gehören zu den schnellsten Fischen im Meer. In Gruppen greifen sie abwechselnd große Schwärme pazifischer Sardinen mit Hilfe ihres speerartigen Fortsatzes am oberen Maul an. Wie sie diese Hochgeschwindigkeitsjagd koordinieren, ohne sich gegenseitig zu verletzen, fasziniert Biolog:innen und Naturliebhaber:innen seit langem. Das Forschungsteam hat nun einen einen möglichen Hinweis gefunden.
Der hellste Streifen gibt den Ton an
Das Forschungsteam des Exzellenzclusters „Science of Intelligence“ untersucht schon seit einiger Zeit das Gruppenverhalten von Marlinen und ihren Beuteschwärmen, da sich an diesen komplexen tierischen Interaktionen viele Grundprinzipien der kollektiven Intelligenz und des Schwarmverhaltens studieren lassen. Bei der Auswertung von Drohnenvideos stellten die Forschenden etwas Unerwartetes fest: Die Körperstreifen einzelner Marline wurden deutlich heller, wenn der Fisch zum Angriff überging. Schwamm er nach dem Angriff davon, wurden die Streifen wieder dunkler. Ändern die Fische ihre Farbe, um miteinander zu kommunizieren?
Um diese Frage zu untersuchen, analysierten die Forscher:innen zwölf hochauflösende Videoclips, die jeweils zwei separate Angriffe zweier verschiedener Marline auf einen Sardinenschwarm zeigten. Außerdem quantifizierten sie den Kontrast der Körperstreifen der beiden angreifenden Marline im Vergleich zu einem zufällig ausgewählten Marlin, der nicht angegriffen hatte. Ihre Analyse bestätigte, dass Raubfische ihre Farbe vor und nach einem Angriff blitzschnell ändern. Das deutet darauf hin, dass dies ein zuverlässiges Signal für ihre Artgenossen sein könnte, um einen Angriff anzukündigen und zu beenden.
Die Raubfische kommunizieren untereinander
Beim Gestreiften Marlin erfolgt die Farbänderung durch die Freilegung so genannter Iridophoren, die zu einem Wechsel von blaugrauen zu sehr kontrastreichen Körperstreifen führen. Es ist zwar bekannt, dass Marline ihre Farbe ändern können. Neu ist aber, dies mit der Jagd oder sozialem Verhalten in Verbindung zu bringen. „Farbwechsel bei Raubfischen sind selten, besonders bei solchen, die in Gruppen jagen. In diesem Fall scheint der Farbwechsel wie eine Ampel für Artgenossen zu wirken. Etwa so: Stopp, jetzt bin ich mit Jagen dran“, sagt die Forscherin Alicia Burns von der Humboldt-Universität zu Berlin, Hauptautorin der Studie.
Die Entdeckung deutet darauf hin, dass Marline über komplexere Kommunikationswege verfügen als bisher angenommen. „Womöglich erfüllt die Farbveränderungen sogar einen doppelten Zweck, nämlich die Beute zu verwirren“, ergänzt IGB-Forscher Matthew Hansen, der die Studie geleitet hat. Das Team möchte nun herausfinden, ob Marline ihre Farbwechsel-Fähigkeiten auch in anderen Zusammenhängen einsetzen; und ob sie auch bei der Einzeljagd ihre Farbe ändern und wie sich diese Änderungen auf ihre Beute auswirken.
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