„Die weltweiten Wasserressourcen sind derzeit der größten Bedrohung in der Geschichte der Menschheit ausgesetzt“, schreiben Gewässerökologen in ihrem aktuell erschienenen Statement-Papier. Über hundert Fachgesellschaften aquatischer Ökosystemforschung rund um den Globus haben die gemeinsame Erklärung unterzeichnet. Darin zeigen die Forscher auf, welche dramatischen Effekte der Klimawandel auf Gewässerökosysteme weltweit hat. Sie fordern ein sofortiges konzertiertes Handeln von Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft, um das Fortschreiten des Klimawandels einzudämmen.
Effekte des Klimawandels auf Gewässerökosysteme
In einem gemeinsamen Statement-Papier haben nun Fachgesellschaften aus aller Welt, die sich mit der Erforschung aquatischer Ökosysteme beschäftigen, die Effekte des Klimawandels auf Gewässerökosysteme zusammengetragen und mit einschlägigen Studien belegt. Das Papier wurde am 14. September 2020 veröffentlicht. Zu den 110 unterzeichnenden Fachgesellschaften, in denen über 80.000 Mitglieder organisiert sind, gehört auch die Deutsche Gesellschaft für Limnologie e. V. (DGL).
Klimawandel trocknet Süßwasser-Ökosysteme aus
„Die extremen Trockenperioden, wie wir sie in den letzten Jahren in Deutschland erlebt haben, sind Anzeichen des Klimawandels und werden sich verschärfen“, sagt Prof. Markus Weitere, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Limnologie e. V. (DGL). „Die damit einhergehenden Folgen für unsere Gewässer sind gravierend. So führen etwa Fließgewässer weniger Wasser, Uferbereiche und Auenlandschaften fallen trocken. Das alles wirkt sich negativ auf das Gewässerökosystem aus.“ Die schwindende Wasserverfügbarkeit ist auch für den Menschen ein Problem, da sich der Grundwasserspiegel absenkt und Trinkwasserreservoirs nicht mehr ausreichend aufgefüllt werden können.
Eutrophierung von Gewässern
Auch die Wasserqualität leidet unter den Auswirkungen des Klimawandels. „Hohe Temperaturen und veränderte Wasserführung begünstigen die Eutrophierung von Gewässern, bei der es zu einer vermehrten Entwicklung von Algen sowie auch potenziell toxischer Blaualgen kommt. “Wird diese Algenbiomasse begünstigt durch hohe Temperaturen abgebaut, kommt es zu Sauerstoffzehrungen“, erklärt Weitere. „Das schädigt die Organismen und kann massenhaftes Fischsterben verursachen, wie in den Dürrejahren 2018 und 2019 zu beobachten war.“ In ihrer Erklärung weisen die Fachgesellschaften weiter auf die Gefahr erhöhter Schadstoffbelastungen in Gewässern hin. Durch steigende Temperaturen können die in Permafrostböden gebundenen Schadstoffe mobilisiert werden und in die Gewässersysteme gelangen.
Verlust von Biodiversität
„Diese und zahlreiche andere Auswirkungen des Klimawandels führen zu einem zunehmenden Verlust von Biodiversität in Gewässerökosystemen“, sagt Weitere. „Verschärft wird dieser Prozess zusätzlich durch einwandernde Arten, die von den veränderten Bedingungen in Gewässern profitieren und einheimische Arten verdrängen.“
Verschlechterung der Wasserqualität
Der Klimawandel führt auch in den Ozeanen zu einer zunehmenden Verschlechterung der Wasserqualität. Dazu erklären die Fachgesellschaften in ihrem Statement, dass bereits jetzt Verschiebungen etwa in der Zusammensetzung der Arten und ihrer Häufigkeit sichtbar seien – mit Folgen für Fischereierträge und Ernährungssicherheit.
Klimawandel-Folgen abbremsen
In ihrem Statement-Papier fordern die Gewässerökologen eine schnelle, konsequente und drastische Reduktion der Freisetzung von Treibhausgasen. Zusätzlich müssten natürliche Prozesse gefördert werden, die Kohlenstoff binden – z. B. durch den Erhalt, den Schutz und die Entwicklung von Feuchtgebieten als natürliche Kohlenstoffsenken.
Publikation:
Original-Statement (englisch): https://www.dgl-ev.de/cms/upload/dokumente/Stellungnahmen/200914_Statement_Wasseroekosysteme-Klima_EN.pdf
https://climate.fisheries.org/world-climate-statement/
Deutsche Übersetzung: https://www.dgl-ev.de/cms/upload/dokumente/Stellungnahmen/200914_Statement_Wasseroekosysteme-Klima_DE.pdf