23. Juni 2023 Ι Aus einer vom Bundesumweltamt beauftragten Studie geht hervor, dass der Hauptstadt Berlin in Zukunft Wassermangel droht. Das Problem soll mit abgezweigtem Wasser aus der Elbe gelöst werden.
Wenn der Kohle-Abbau stoppt, zieht das ein Wasserproblem nach sich
Die 266-seitigen Studie beschäftigt sich mit den „wasserwirtschaftlichen Folgen des Braunkohleausstiegs in der Lausitz“. Ergebnis: Wenn ab 2038 der Kohle-Abbau stoppt, zieht das ein gravierendes Wasserproblem nach sich. Denn in 120 Jahren Braunkohle-Abbau wurden im Zuge der Förderung von 8,4 Milliarden Tonnen Braunkohle auch 58 Milliarden Kubikmeter Grundwasser abgelassen und in die Spree, die der Hauptlieferant fürs Trinkwasser in Berlin ist, umgeleitet. Das sorgt dafür dass der Pegel künstlich oben bleibt und nicht absackt.
Zusätzlicher Wasserbedarf wird erwartet
Nach dem Kohle-Aus ist es damit jedoch vorbei. Laut Studie sei „durch den zu erwartenden Bevölkerungszuwachs in der Metropolregion Berlin-Brandenburg und durch neue Industrien mit einem Bedarfszuwachs“ zu rechnen. Plus die Verfüllung der leer gebaggerten Kohle-Gruben mit Wasser bestünde ein „zusätzlicher Wasserbedarf von ca. 6 Milliarden Kubikmetern“.
Laut dem Tagesspiegel warnte Dirk Messner, Behördenchef des Umweltbundesamts: „In Berlin und Brandenburg könnte im schlimmsten Szenario das Wasser empfindlich knapp werden, wenn nicht entschlossen gegengesteuert wird. Die Länder Brandenburg, Berlin und Sachsen stehen vor entsprechenden Herausforderungen.“
Lösungsversuch: Die Nachbar-Flüsse sollen aushelfen
Bereits 2009 und 2011 gab es Überlegungen, die jetzt wieder aktuell werden. Künftig sollen die Nachbar-Flüsse als Wasserlieferanten aushelfen.
Neuester Favorit der untersuchten Varianten: 3000 Liter Elbwasser pro Sekunde könnten bei genügend Wasser in der Elbe am Hafen Prossen (bei Bad Schandau) abgezweigt, durch eine 40 Kilometer lange, unterirdische Leitung bis zur Talsperre Bautzen geführt und dann in die Spree eingespeist werden.
Damit könnte das Ziel der Studie „Die Deckung des Wasserbedarfs der Metropolregion Berlin-Brandenburg und des Spreewaldes weit über den Kohleausstieg hinaus.“ erreicht werden. Ein Rohr-Tunnel müsste dazu quer durch den Nationalpark gezogen werden. Trotz hoher Kosten wird diese Tunnellösung von der oberen Elbe bis zur Spree oberhalb der Talsperre Bautzen aus hydrologischen Gründen favorisiert, so heißt es weiter in der Studie.
Lösungsvorschlag trifft auf Gegenwehr
Laut BZ erklärte der Landtagsabgeordneter Ivo Teichmann (55, Bündnis Deutschland) und Chef des Tourismusvereins Elbsandsteingebirge: „Wir lassen uns das Wasser nicht abgraben! Durch das Abpumpen würden auch die Schadstoffe in der Elbe wieder stärker konzentriert. Bei mir gehen alle Alarmglocken an, da das Wasser in Berlin gebraucht wird und auch dort die Entscheidung fällt. Da muss die sächsische Politik jetzt gegensteuern!“
Auch Konsequenzen für den Tourismus befürchtet Teichmann, denn die Elbe-Dampfschifffahrt wäre potenziell betroffen.
Wann das Projekt umgesetzt werden soll, ist noch offen. Die Studie drängt jedoch zu „rechtzeitig notwendigen Grundsatzentscheidungen“ und das nicht zu lange gezögert werden sollte.
Sachsens Umweltministerium hält sich zu der Studie – deren Daten-Grundlage andere Experten wiederum für fachlich angreifbar halten – bedeckt, arbeitet an einem Grundwassermonitoring für Sachsen und Brandenburg.
Mehr zum Thema Link zur Studie