Filter by Themen
Abwasserbehandlung
Analytik & Hygiene
Digitalisierung
Energie
Events
Nachhaltigkeit & Umweltschutz
Netze
Wasseraufbereitung
Wassergewinnung
Wasserstress
Water Solutions
Filter by Kategorien
Advertorial
Branche
Events
Forschung & Entwicklung
Leute
News
People
Products & Solutions
Produkte & Verfahren
Publications
Publikationen
Sonstiges
Trade & Industry
Filter by Veranstaltungsschlagworte
abwasser
ACHEMA
Automatisierung
Digitalisierung
Emerging Pollutants
Energie
FDBR
Hydrologie
kanalnetze
Krankheitserreger
MSR
Spurenstoffe
Talsperren
trinkwasser
Wasser
wasseraufbereitung
wasserbau
Wassernetze
Wasserversorgung
FS Logoi

Massive Veränderungen im Ökosystem der Donau

Sie sind Gewinner der Globalisierung: Tier- und Pflanzenarten, die sich neue Lebensräume erschließen. Zu den bekannteren Neuzugängen zählt eine Pflanze – die beifußblättrige Ambrosia, die bei vielen Menschen Allergien auslöst. Auch Flussregionen verändern sich; vor allem mit dem Schiffsverkehr werden nicht-heimische Tierarten eingeschleppt. In der Donau haben Wissenschaftler beobachtet, wie eine Fischart innerhalb kürzester Zeit einen neuen Lebensraum erobert und ein neuartiges Ökosystem entsteht.

von | 23.09.13

NULL


Eine Auswirkung der Schifffahrt: Uferbefestigungen schützen Fische vor dem Wellenschlag vorbeifahrender Schiffe – und bieten so neu eingewanderten Tierarten ideale Lebensbedingungen. (Foto: J. Brandner/TUM)

Massive Veränderungen im Ökosystem der Donau

Ein schneller Fisch und viele Folgen


Sie sind Gewinner der Globalisierung: Tier- und Pflanzenarten, die sich neue Lebensräume erschließen. Zu den bekannteren Neuzugängen zählt eine Pflanze – die beifußblättrige Ambrosia, die bei vielen Menschen Allergien auslöst. Auch Flussregionen verändern sich; vor allem mit dem Schiffsverkehr werden nicht-heimische Tierarten eingeschleppt. In der Donau haben Wissenschaftler beobachtet, wie eine Fischart innerhalb kürzester Zeit einen neuen Lebensraum erobert und ein neuartiges Ökosystem entsteht.

In den vergangenen Jahrzehnten wurden Flüsse massiv für den Schiffsverkehr ausgebaut: Sie wurden begradigt, ausgebaggert, gestaut, ihre Ufer mit Steinschüttungen befestigt. Mit dem Klimawandel steigen auch die Wassertemperaturen. All dies bietet der Schwarzmundgrundel ideale Bedingungen. Diese Fischart lebt in der unteren Donau und an den Küsten des Schwarzen Meeres. Inzwischen hat sich ihr Lebensraum beträchtlich ausgeweitet: Sie ist im Oberlauf der Donau ebenso anzutreffen wie im Rhein, der Ostsee und den Großen Seen in Nordamerika.

Erstmals haben Wissenschaftler der Technischen Universität (TUM) in Zusammenarbeit mit der Zoologischen Staatssammlung München (ZSM) untersucht, mit welchen Strategien die Schwarzmundgrundel neue Flussregionen erobert. Außerdem erforschten sie die Folgen für das Ökosystem und bestehende Nahrungsnetze.

Besiedlung der oberen Donau

Ihre Studien führten die Wissenschaftler an der Donau durch. „Die Schwarzmundgrundel gelangte erst vor wenigen Jahren in den Oberlauf der Donau. Vermutlich ist sie als blinder Passagier im Ballastwasser von Schiffen eingereist“, erklärt Jörg Brandner vom Lehrstuhl für Aquatische Systembiologie. Seither hat sich die Fischart in der bayerischen Donau von der Landesgrenze bis Regensburg fest etabliert.

Im Herbst 2009 wanderte die Schwarzmundgrundel in die Flussregion bei Bad Abbach ein, wo sie rasch eine stabile Population bildete. Von hier aus zogen einzelne Exemplare weiter flussaufwärts. Brandner: „Bereits im Herbst 2010, also ein Jahr später, haben wir die ersten Grundeln bei Kelheim gesichtet – das sind etwa 15 Kilometer stromaufwärts. Mit einer so schnellen Invasion hatten wir nicht gerechnet.“

Einheimische Arten gehen zurück

Bei den Pionieren handelt es sich um besonders große und kräftige Tiere, die ein breites Nahrungsangebot nutzen und sich im Beutewettbewerb gegen andere Arten durchsetzen können. Nach und nach verdrängen die Neuankömmlinge angestammte Fischarten wie Barbe oder Aitel. Die Grundeln machen in ihren bevorzugten Habitaten – den Blocksteinufern – stellenweise bereits über 70 Prozent des gesamten Fischbestandes aus.

Doch auch unter den wirbellosen Tieren geht die Artenvielfalt zurück. Dies gilt insbesondere für Stein-, Köcher- und Eintagsfliegen, im neuen Siedlungsraum eine bevorzugte Beute der Eroberer. „Die Schwarzmundgrundel stellt sich schnell auf neue Lebensbedingungen ein, zum Beispiel, indem sie ihr Ernährungsverhalten ändert“, sagt Prof. Jürgen Geist, Ordinarius am Lehrstuhl für Aquatische Systembiologie. „Das macht diese Art so erfolgreich.“

Exportartikel Ökosystem

Die Schwarzmundgrundel wanderte allerdings nicht allein aus dem Schwarzmeerraum ein. In deutschen Fließgewässern sind derzeit fünf Grundelarten aus dem Donauunterlauf auf dem Vormarsch. Und bereits vor diesen Fischen kamen viele exotische Schnecken-, Muschel- und Flussflohkrebsarten auch aus anderen Kontinenten in die obere Donau. Wie die Grundeln sind manche von ihnen gegenüber den heimischen Arten im Vorteil.

Geist erläutert die Zusammenhänge: „Ab einer gewissen Körpergröße ernährt sich die Schwarzmundgrundel von Mollusken und Flussflohkrebsen. Die einheimischen Arten sind oftmals die leichtere Beute, da sie noch keine Abwehrstrategien gegenüber den Neuankömmlingen entwickelt haben. Davon profitieren die zugewanderten Spezies.“

Im Oberlauf der Donau hat sich so ein neuartiges Ökosystem mit bisher unbekannten Artenkombinationen etabliert – und nicht nur dort: Ähnliche Entwicklungen gibt es auch im Rhein und in den Großen Seen in Nordamerika. „Wir haben es mit einem besonders flexiblen und widerstandsfähigen Netzwerk verschiedener Arten zu tun, das sich perfekt in der neuen Umgebung einrichtet“, sagt Geist. Mit gravierenden Folgen: „Die Artenvielfalt geht zurück – und der Verlust des ursprünglichen Ökosystems lässt sich nicht rückgängig machen.“

Publikation:
Bigger is better: Characteristics of round gobies forming an invasion front in the Danube River, Joerg Brandner, Alexander F. Cerwenka, Ulrich K. Schliewen and Juergen Geist, PLOS ONE, dx.plos.org/10.1371/journal.pone.0073036

Kontakt:
Prof. Dr. Jürgen Geist
Technische Universität München
Lehrstuhl für Aquatische Systembiologie
T: +49 8161 71-3767
E: geist@tum.de
W: fisch.wzw.tum.de

Eine Auswirkung der Schifffahrt: Uferbefestigungen schützen Fische vor dem Wellenschlag vorbeifahrender Schiffe – und bieten so neu eingewanderten Tierarten ideale Lebensbedingungen. (Foto: J. Brandner/TUM)

Massive Veränderungen im Ökosystem der Donau

Ein schneller Fisch und viele Folgen

Sie sind Gewinner der Globalisierung: Tier- und Pflanzenarten, die sich neue Lebensräume erschließen. Zu den bekannteren Neuzugängen zählt eine Pflanze – die beifußblättrige Ambrosia, die bei vielen Menschen Allergien auslöst. Auch Flussregionen verändern sich; vor allem mit dem Schiffsverkehr werden nicht-heimische Tierarten eingeschleppt. In der Donau haben Wissenschaftler beobachtet, wie eine Fischart innerhalb kürzester Zeit einen neuen Lebensraum erobert und ein neuartiges Ökosystem entsteht.

In den vergangenen Jahrzehnten wurden Flüsse massiv für den Schiffsverkehr ausgebaut: Sie wurden begradigt, ausgebaggert, gestaut, ihre Ufer mit Steinschüttungen befestigt. Mit dem Klimawandel steigen auch die Wassertemperaturen. All dies bietet der Schwarzmundgrundel ideale Bedingungen. Diese Fischart lebt in der unteren Donau und an den Küsten des Schwarzen Meeres. Inzwischen hat sich ihr Lebensraum beträchtlich ausgeweitet: Sie ist im Oberlauf der Donau ebenso anzutreffen wie im Rhein, der Ostsee und den Großen Seen in Nordamerika.

Erstmals haben Wissenschaftler der Technischen Universität (TUM) in Zusammenarbeit mit der Zoologischen Staatssammlung München (ZSM) untersucht, mit welchen Strategien die Schwarzmundgrundel neue Flussregionen erobert. Außerdem erforschten sie die Folgen für das Ökosystem und bestehende Nahrungsnetze.

Besiedlung der oberen Donau

Ihre Studien führten die Wissenschaftler an der Donau durch. „Die Schwarzmundgrundel gelangte erst vor wenigen Jahren in den Oberlauf der Donau. Vermutlich ist sie als blinder Passagier im Ballastwasser von Schiffen eingereist“, erklärt Jörg Brandner vom Lehrstuhl für Aquatische Systembiologie. Seither hat sich die Fischart in der bayerischen Donau von der Landesgrenze bis Regensburg fest etabliert.

Im Herbst 2009 wanderte die Schwarzmundgrundel in die Flussregion bei Bad Abbach ein, wo sie rasch eine stabile Population bildete. Von hier aus zogen einzelne Exemplare weiter flussaufwärts. Brandner: „Bereits im Herbst 2010, also ein Jahr später, haben wir die ersten Grundeln bei Kelheim gesichtet – das sind etwa 15 Kilometer stromaufwärts. Mit einer so schnellen Invasion hatten wir nicht gerechnet.“

Einheimische Arten gehen zurück

Bei den Pionieren handelt es sich um besonders große und kräftige Tiere, die ein breites Nahrungsangebot nutzen und sich im Beutewettbewerb gegen andere Arten durchsetzen können. Nach und nach verdrängen die Neuankömmlinge angestammte Fischarten wie Barbe oder Aitel. Die Grundeln machen in ihren bevorzugten Habitaten – den Blocksteinufern – stellenweise bereits über 70 Prozent des gesamten Fischbestandes aus.

Doch auch unter den wirbellosen Tieren geht die Artenvielfalt zurück. Dies gilt insbesondere für Stein-, Köcher- und Eintagsfliegen, im neuen Siedlungsraum eine bevorzugte Beute der Eroberer. „Die Schwarzmundgrundel stellt sich schnell auf neue Lebensbedingungen ein, zum Beispiel, indem sie ihr Ernährungsverhalten ändert“, sagt Prof. Jürgen Geist, Ordinarius am Lehrstuhl für Aquatische Systembiologie. „Das macht diese Art so erfolgreich.“

Exportartikel Ökosystem

Die Schwarzmundgrundel wanderte allerdings nicht allein aus dem Schwarzmeerraum ein. In deutschen Fließgewässern sind derzeit fünf Grundelarten aus dem Donauunterlauf auf dem Vormarsch. Und bereits vor diesen Fischen kamen viele exotische Schnecken-, Muschel- und Flussflohkrebsarten auch aus anderen Kontinenten in die obere Donau. Wie die Grundeln sind manche von ihnen gegenüber den heimischen Arten im Vorteil.

Geist erläutert die Zusammenhänge: „Ab einer gewissen Körpergröße ernährt sich die Schwarzmundgrundel von Mollusken und Flussflohkrebsen. Die einheimischen Arten sind oftmals die leichtere Beute, da sie noch keine Abwehrstrategien gegenüber den Neuankömmlingen entwickelt haben. Davon profitieren die zugewanderten Spezies.“

Im Oberlauf der Donau hat sich so ein neuartiges Ökosystem mit bisher unbekannten Artenkombinationen etabliert – und nicht nur dort: Ähnliche Entwicklungen gibt es auch im Rhein und in den Großen Seen in Nordamerika. „Wir haben es mit einem besonders flexiblen und widerstandsfähigen Netzwerk verschiedener Arten zu tun, das sich perfekt in der neuen Umgebung einrichtet“, sagt Geist. Mit gravierenden Folgen: „Die Artenvielfalt geht zurück – und der Verlust des ursprünglichen Ökosystems lässt sich nicht rückgängig machen.“

Publikation:
Bigger is better: Characteristics of round gobies forming an invasion front in the Danube River, Joerg Brandner, Alexander F. Cerwenka, Ulrich K. Schliewen and Juergen Geist, PLOS ONE, dx.plos.org/10.1371/journal.pone.0073036

Kontakt:
Prof. Dr. Jürgen Geist
Technische Universität München
Lehrstuhl für Aquatische Systembiologie
T: +49 8161 71-3767
E: geist@tum.de
W: fisch.wzw.tum.de

Jetzt Newsletter abonnieren

Stoff für Ihr Wissen, jede Woche in Ihrem Postfach.

Hier anmelden

Bundespreis „Blauer Kompass“
Bundespreis „Blauer Kompass“

Die Preisträger*innen des Bundespreises „Blauer Kompass“ 2024 wurden ausgezeichnet. Mit über 300 Bewerbungen verzeichnete der Wettbewerb einen neuen Teilnahmerekord. Umweltstaatssekretär Stefan Tidow und Fachbereichsleiterin Bettina Rechenberg ehrten im Rahmen der „Woche der Klimaanpassung“ in Berlin fünf herausragende Projekte aus den Bereichen Starkregenvorsorge, Katastrophenschutz, Hitze-Resilienz und Hochwasserschutz. Die Preise, dotiert mit je 25.000 Euro, wurden von einer hochrangigen Jury ausgewählt. Zusätzlich gab es einen Community-Preis, der per Online-Voting vergeben wurde.

mehr lesen
PFAS: European Commission restricts use of a sub-group of chemicals
PFAS: European Commission restricts use of a sub-group of chemicals

Late September the Commission has adopted new measures under the REACH Regulation – the EU chemicals legislation –, restricting the use of undecafluorohexanoic acid (‘PFHxA’) and PFHxA‑related substances. These sub-groups of PFAS are very persistent and mobile in water, and their use poses an unacceptable risk to human health and the environment.

mehr lesen
Klimawandel und die Gefahren der Spurenelemente
Klimawandel und die Gefahren der Spurenelemente

Eine neue Studie zeigt, wie der Klimawandel giftige Spurenelemente in Küstenmeeren beeinflusst. Durch menschliche Aktivitäten werden Schadstoffe verstärkt freigesetzt, während steigende Temperaturen und Ozeanversauerung die Bioverfügbarkeit von Metallen wie Quecksilber erhöhen. Die Forschung fordert mehr Studien, um den Meeresschutz und nachhaltige Lösungen für Küstengebiete zu fördern.

mehr lesen
Langjährige Partnerschaft beendet
Langjährige Partnerschaft beendet

Hamburg Wasser veräußert seine Beteiligung an der Harzwasserwerke GmbH an den Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverband, OOWV. Das haben beide Unternehmen Anfang Oktober bekannt gegeben, nachdem die Verbandsversammlung des OOWV dem Erwerb ohne Gegenstimme zugestimmt hat. Mit dem Verkauf endet eine gut 26 Jahre währende Partnerschaft.

mehr lesen

Passende Firmen zum Thema:

EVERS GmbH & Co KG

Themen: Wasseraufbereitung | Abwasserbehandlung

Filtermaterialien, WASSERTECHNIK und ANTHRAZITVEREDELUNG, Hersteller von Anthrazit-Filtermaterial (EVERZIT® N) für die Wasseraufbereitung Filtration |

Sie möchten die gwf Wasser + Abwasser testen

Bestellen Sie Ihr kostenloses Probeheft

Überzeugen Sie sich selbst: Gerne senden wir Ihnen die gwf Wasser + Abwasser kostenlos und unverbindlich zur Probe!

Finance Illustration 03