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Gotthilf Heinrich Ludwig Hagen – Ein Vorgänger von Darcy

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Thema:
Autor: Sina Ruhwedel

Februar 2023 | Gotthilf Heinrich Ludwig Hagen lebte von 1797 bis 1884. Er war einer der bedeutendsten Wasserbauingenieure seiner Zeit. Er wirkte an der Planung zahlreicher deutscher Flüsse und Häfen mit, so etwa bei ersten deutschen Kriegshafen, dem heutigen Wilhelmshaven.

Gotthilf Heinrich Hagen (Bild 1) wurde in Königsberg (Preußen) als Sohn von Friedrich Ludwig Hagen, Regierungs- und Konsistorialrat bei der Regierung zu Königsberg, am 3. März 1797 geboren. Er entstammt den berühmten Königsberger Gelehrtenfamilien Hagen-Bessel-Neumann. [2] Zu dieser Familie gehörten der Astronom und Geodät Friedrich Wilhelm Bessel, der unter anderem Werte für die Dimensionen des Erdellipsoids herleitete (Bessel-Ellipsoid). Besondere Berühmtheit erlangte der Mathematiker Carl Gottfried Neumann, der die Randbedingung 2. Art bei der Abbildung von Rändern in der numerischen Modellierung von Grundwasserströmungen formulierte (Neumann-Randbedingung). [4]

Jugendzeit 1797 – 1816

Seine Schulausbildung erhielt Gotthilf Hagen ab 1811 im Collegium Fridericianum in Königsberg, wo er intensiv in Mathematik, Physik und Chemie unterrichtet wurde. Bereits als Primaner stellte er Apparate für seine physikalischen Experimente her. Seine besondere Begabung der mathematischen und naturwissenschaftlichen Lehrinhalte erkannte und förderte der Astronom Friedrich Wilhelm Bessel (1784-1846). Hagen verfolgte mit großem Interesse den von Bessel geleiteten Bau einer Sternwarte.  Im Jahr 1816 legte Hagen am Collegium Fridericianum das Abitur ab. [3]

Universitätszeit 1816 – 1818

Nach der Immatrikulation an der Philosophischen Fakultät der Universität Königsberg belegte er neben philosophischen Vorträgen auch ein juristisches Kolleg und hörte die Anfangsgründe der Astronomie bei Bessel. Im Jahr 1818 erhielt er eine Gehilfenanstellung bei Bessel. Hier bewies er schon seine Begabung im Zahlenrechnen, wobei ihm sein ausgezeichnetes Gedächtnis zugutekam. Im April 1819 legte er die Prüfung als Landmesser ab und wurde als „Baukondukteur“ vereidigt. Neben dieser Tätigkeit studierte er die Werke von David Gilly (1748-1808) und Johann Albert Eytelwein (1764-1848), insbesondere das „Handbuch der Mechanik fester Körper und der Hydraulik“ sowie das „Handbuch der Hydrostatik“ von Eytelwein. [3]

Vorbereitung zum Baufach und Studienreise 1819 – 1823

Neben der Ablegung der Feldmesserprüfung legte Hagen im April 1822 die Staatsprüfung im Baufach in Berlin ab. In den Jahren 1822/23 wurde ihm vom preußischen Minister für Handel und Gewerbe eine Studienreise in die Niederlande und Frankreich bewilligt. Auf dieser Reise besichtigte er Wasserbaumaßnahmen in den einzelnen Ländern. In Frankreich nahm er an Sitzungen der Akademie der Wissenschaften teil und hörte dort Pierre-Simon Laplace (1749-1827), François Jean Dominique Arago (1786-1853), Joseph Louis Gay-Lussac (1878-1850), Jean-Baptiste Biot (1774-1862), Gaspard Clair François Marie Riche de Prony (1755-1839) und Louis Dominique Girard (1815-1871). Außerdem besuchte er Wasserbaunahmen in Cherbourg und Le Havre. Des Weiteren nutzte er die Gelegenheit, Kanalbauten in Belgien und den Niederlanden zu besichtigen. Der Bericht über die 15-monatige Reise wurde in dem 1826 erschienen Werk „Beschreibung neuerer Wasserbauwerke in Deutschland, Frankreich den Niederlanden und der Schweiz“ veröffentlicht, der in der Fachwelt für Aufsehen sorgte. [3]

Hafenbauinspektor in Pillau 1824 – 1830

Nach einer zweijährigen Anstellung bei der Regierung in Königsberg wurde Hagen 1826 die Stelle des Hafenbauinspektors in Pillau übertragen. Hier erwarb er sich große Meriten bei den Bauarbeiten der Pillauer Hafenanlagen. Im Januar 1827 verlobte er sich mit Wilhelmine Auguste, die einer Seitenlinie der Familie Hagen entstammte und die zweite Tochter des Ratsassessors Heinrich Karl Hagen in Pillau war. [3]

Tätigkeit in Berlin 1831 – 1875

Im Jahr 1831 wurde er zum Oberbaurat zur Königlichen Oberbaudeputation zu Berlin berufen. Bei Dienstantritt eröffnete ihm der Landesbaudirektor Karl Friedrich Schinkel (1781-1841), dass ihm die Bearbeitung aller Landbauten in der Rheinprovinz und in Westfalen obliege. Von 1834-1849 wirkte Hagen auf Vorschlag des Gründers des Preußischen Gewerbeinstitutes Christian Peter Wilhelm Beuth (1781-1853) an der Berliner Bauakademie und der Berliner Vereinigten Artillerie- und Ingenieurschule als Dozent für das Fach Wasserbau. [2],[3]

Grabstätte Hagen auf dem Invalidenfriedhof in Berlin (Foto: W.G. Coldewey)

Grabstätte Hagen auf dem Invalidenfriedhof in Berlin (Foto: W.G. Coldewey)

Weiterhin bildete er sich im Rahmen seiner zahlreichen Dienstreisen zu Wasserbauwerken im In- und Ausland weiter und war Mitglied vieler wissenschaftlicher Vereine. Seine technisch-wissenschaftlichen Erkenntnisse brachte Hagen 1849 als Sachverständiger Delegierter Preußens in die Frankfurter Nationalversammlung und 1850 als Vortragender Rat im Preußischen Handelsministerium ein. 1855 wurde Hagen zum stellvertretenden Vorsitzenden der Oberbaudeputation und 1859 zu deren Vorsitzenden unter gleichzeitiger Beförderung zum Oberbaudirektor ernannt. Auch nach dem Eintritt in den Ruhestand 1875 blieb er aktiv und verfasste wissenschaftliche Arbeiten bis zu seinem Tod am 3. Februar 1884. [3]

Verdienste

Aufgrund seines umfassenden Wissens und seiner großen Erfahrung im Wasserbauwesen war Gotthilf Hagen einer der berühmtesten Wasserbauingenieure seiner Zeit. Maßgeblich wirkte er an der Planung des Ausbaus zahlreicher deutscher Flüsse und Häfen mit. So übertrug ihm die königliche Admiralität die Planung und Oberbauleitung für den ersten deutschen Kriegshafen an der Jade, dem späteren Wilhelmshaven. Neben diesen praktischen Tätigkeiten widmete er sich auch grundlegenden hydraulischen Studien. Hierzu errichtete er in seiner Privatwohnung eine mechanische Werkstatt für die Herstellung von Apparaten und wissenschaftliche Beobachtungen. [3] Mit umfangreichen Versuchen untersuchte er die Gesetzmäßigkeiten laminarer Strömungen homogener, viskoser (Newton-) Flüssigkeiten zeitgleich mit dem französischen Physiker Jean Louis Marie Poiseuille (1799-1869). Die ermittelten Gesetzmäßigkeiten fanden ihren Niederschlag im Gesetz von Hagen-Poiseuille, aufgrund dessen Hagen zusammen mit Poiseuille als Vorläufer von Henry Darcy (1803-1858) angesehen werden kann. [1]

Zahlreiche Veröffentlichungen und Berichte sind von Hagen verfasst worden und zeugen von einer immensen Schaffenskraft. [1] Nationale und internationale Anerkennung fand insbesondere sein über einen Zeitraum von 40 Jahren geschriebenes und in neuen Auflagen bearbeitetes dreiteiliges Werk „Handbuch der Wasserbaukunst“ (1841-1881).

Hagens wissenschaftliches Wirken in Theorie und Praxis hat ihm zahlreiche Ehrungen, u. a. 1843 die Verleihung der Ehrendoktorwürde der Philosophischen Fakultät der Universität Bonn und 1875 des Titels „Wirklicher Geheimer Rat mit dem Prädikat Exzellenz“ sowie Denkmäler in Pillau (heute Baltijsk) und in Wilhelmshaven eingebracht. [3] Weiterhin wurde ihm die Ehre zuteil, auf dem Invalidenfriedhof in Berlin bestattet zu werden, auf dem Grabmale berühmter Militärs wie z. B. Gerhard v. Scharnhorst zu finden sind. [1] Hier ruht er zusammen mit seiner Frau unter einem schwarzen Granit-Obelisken (Bild 2).

Autor:
Wilhelm G. Coldewey, Münster


[1] Coldewey, W. G. (2013): Kleiner Umweg – Grabstätte von Gotthilf Heinrich Ludwig Hagen (1797–1884).- Zeitschrift Grundwasser, 18, Heft 4, S. 287, 1 Abb.; Berlin-Heidelberg (Springer).
[2] Neumann-Redlin, Ch., Neumann-Redlin, E. (2014): Wer war eigentlich Gotthilf Heinrich Ludwig Hagen?.- Zeitschrift Grundwasser, 19, Heft 2, S. 162, 163; Berlin-Heidelberg (Springer).
[3] Uhlemann, Hans-Joachim (2009): Gotthilf Hagen (1997-1884).- DWhG-Mitteilungen Nr. 14, S. 46 und Anhang „Auszug aus der Biographie von Ernst Ottmann mit dem Lebenslauf von Gotthilf Hagen“; Siegburg.
[4] Kories, H., Neumann-Redlin, Ch., Neumann-Redlin v. Meding, E. (2015): Wer war eigentlich Carl Gottfried Neumann?. – Zeitschrift Grundwasser, 20, Heft 1, S.72,73, 1 Abb.; Berlin/Heidelberg (Springer).

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