„Bei der Kontrolle des Sanierungserfolgs ist die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) mit ihrer Expertise in der Umweltanalytik seit 20 Jahren eine verlässliche Partnerin“, so Prof. Dr. Ulrich Panne, Präsident der BAM.
Chemische Industrie, Pharmaindustrie, Metallverarbeitung, Elektrotechnik, Fahrzeug- und Motorenbau haben ihre Spuren auch in Berlin hinterlassen: Schadstoffe im Boden und im Grundwasser zeugen im Südosten Berlins von einer Industriegeschichte, die bereits im 19. Jahrhundert begann. Nachdem viele Großbetriebe der ehemaligen DDR ihre Arbeit im Zuge der deutschen Wiedervereinigung einstellen mussten, wurde das Industriegebiet Spree zum Schutz der beiden Wasserwerke Wuhlheide und Johannisthal als „ökologisches Großprojekt“ definiert. Das heißt: Der Bund und das Land Berlin finanzieren gemeinsam die Sanierung der Altlasten in der größten zusammenhängenden Industrieregion der Stadt.
Schutz des Trinkwassers ist ein wichtiges Sanierungsziel
Das Industriegebiet Spree liegt im Einzugsbereich der Wasserwerke Wuhlheide und Johannisthal, ökologisches Hauptziel des Sanierungskonzepts ist es daher, die Schadstoffquellen am Entstehungsort zu sanieren, die Ausbreitung von Schadstoffen zu verhindern und das Trinkwasser zu schützen. Mit einem umfassenden Grundwassermonitoring wird seit rund 20 Jahren der Sanierungsfortschritt kontrolliert, beteiligt sind daran verschiedene Labore, die Wasserproben untersuchen. Im Boden und im Grundwasser findet sich eine große Bandbreite an Schadstoffen. Der Fokus der Analysen liegt mittlerweile auf leichtflüchtigen halogenierten Kohlenwasserstoffen (LHKW), aromatischen Kohlenwasserstoffen, Pflanzenschutzmitteln und Anilinen. Die Stoffe können Geschmack und Geruch des Trinkwassers beeinträchtigen und in höheren Konzentrationen der Gesundheit schaden.
BAM sichert die Qualität des Grundwassermonitorings
Bereits 1998 hatte die Berliner Senatsumweltverwaltung gemeinsam mit der Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben die BAM beauftragt, ein Konzept zur Qualitätssicherung der Laboranalytik im ökologischen Großprojekt zu erarbeiten und umzusetzen. Denn: „Die zahlreichen Analyseergebnisse müssen aussagekräftig und vergleichbar sein – egal in welchem Labor sie ermittelt werden“, erklärt Ute Dorgerloh aus der BAM-Abteilung Analytische Chemie. Nur so bietet das Grundwassermonitoring der Umweltverwaltung eine solide Grundlage für Entscheidungen über die weiteren Schritte im Sanierungsvorhaben.
Um eine hohe Qualität der Daten zu gewährleisten, entwickeln die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der BAM beispielsweise Methoden zu Analyse der Wasserproben und stellen Qualitätskontrollproben her. Zudem veranstalten sie Ringversuche, mit denen die Vergleichbarkeit der Arbeit verschiedener Labore sichergestellt wird.
Pro Jahr analysiert die BAM auch etwa 50 bis 60 Gewässerproben in eigenen Laboren, das entspricht rund zehn Prozent der gesamten Probenanzahl. „Wir können Analyse-Ergebnisse mit verschiedenen voneinander unabhängigen Methoden überprüfen, die für die Routine-Analytik zu aufwändig sind“, erläutert Ute Dorgerloh. Notwendig ist das zum Beispiel, wenn Untersuchungsergebnisse nicht eindeutig waren, oder wenn von einer unabhängigen Einrichtung wie der BAM bestätigt werden muss, ob ein Prüfwert eingehalten oder überschritten wurde.
Ausblick
Wann die ökologische Altlastensanierung im Industriegebiet Spree abgeschlossen sein wird, lässt sich noch nicht festlegen. Die Berliner Umweltverwaltung geht davon aus, dass noch über einen längeren Zeitraum Maßnahmen zur Sicherung der beiden Wasserwerke notwendig sein werden.
Da Berlin stetig wächst, wird das „Flächenrecycling“ für den Wohnungsneubau auf den ehemaligen Industrieflächen zunehmend eine wichtigere Rolle spielen – und damit auch die umfassende Schadstoffbeseitigung.
Weitere Informationen zur Sanierung ökologischer Altlasten in den neuen Bundesländern einschließlich Berlin erhalten Sie bei der Berliner Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz sowie beim Umweltbundesamt