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Megafauna: Schutz und Wiederansiedlung für Gewässerökosysteme

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Autor: Sarah Hofer

Ein weiteres Beispiel für die Verlagerung von Biomasse ist der Biber.
Quelle:Pixabay/ ralf82

07. März 2024 ǀ Die Population großer Süßwassertiere wie Störe, Riesenwelse, Flussdelfine, Flusspferde, Krokodile und große Schildkröten ist weltweit dramatisch gesunken, ebenso wie ihre Verbreitungsgebiete. Obwohl die Gründe für diese Bedrohung weitgehend bekannt sind, sind die Auswirkungen ihres Verlusts auf die Ökosysteme noch wenig erforscht. Forscher des IGB, zusammen mit Kollegen von der Humboldt-Universität zu Berlin, der Universität Aarhus, der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und der Universität Granada, zeigen jedoch, dass die heimische Megafauna die Struktur und Vielfalt der Gewässerökosysteme fördern kann. Daher kann der Schutz und die Wiederansiedlung dieser Arten dazu beitragen, die Gewässerökosysteme aufzuwerten.

Megafauna bezeichnet größere Tiere, die ein Körpergewicht von mehr als 30 Kilogramm erreichen können. Im Süßwasser umfasst dies 134 Fischarten, 47 Reptilienarten, 33 Säugetiere und zwei Amphibienarten. Aufgrund von intensiver Bejagung, der Errichtung von Dämmen und Wehren in Flüssen sowie dem Verlust ihres Lebensraums zählen sie zu den am stärksten bedrohten Tierarten weltweit.

Die Bedrohung der Süßwasser-Megafauna

Gegenwärtig sind 57 Prozent aller bekannten Arten der Süßwasser-Megafauna gemäß der Roten Liste gefährdeter Arten der Weltnaturschutzunion (IUCN Red List) als gefährdet, stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht eingestuft. Die Bestände der Süßwasser-Megafauna sind zwischen 1970 und 2012 weltweit um 88 Prozent geschrumpft. Eine neue Übersichtsstudie, veröffentlicht in der Zeitschrift Biological Reviews, vertieft diese früheren Ergebnisse und verdeutlicht die immense Bedeutung dieser Tiere für Süßwasserökosysteme.

Naturnahe Flüsse, Seen und Feuchtgebiete sind äußerst dynamische Ökosysteme, die einer Vielzahl von Störungen unterliegen, die durch Veränderungen im Wasserhaushalt und tierische Aktivitäten verursacht werden. In vom Menschen genutzten Gewässern werden solche Störungen oft unterdrückt, beispielsweise durch Flussregulierung und -fragmentierung oder durch den Verlust von (großen) Tieren und ihren Aktivitäten.

„Es klingt paradox, aber Störungen sind für funktionsfähige Ökosysteme unverzichtbar. Große Süßwassertiere sorgen für eine vielfältige Gewässerstruktur, tragen zum Stoffaustausch in Landschaften bei und spielen eine wichtige Rolle in Nahrungsnetzen. Sie zu schützen und wieder anzusiedeln, hilft auch, Gewässer, die durch menschliche Eingriffe sehr gleichförmig geworden sind, ökologisch aufzuwerten – also ihre strukturelle und biologische Vielfalt zu erhöhen“, sagt Dr. Fengzhi He, Wissenschaftler am IGB und Erstautor der Studie.

„Tatsächlich sind Gewässer und die sie umgebenden Auen und Feuchtgebiete mit Megafauna geomorphologisch und ökologisch oft heterogener als solche, in denen die Megafauna ausgestorben ist“, ergänzt Prof. Sonja Jähnig, Wissenschaftlerin am IGB und Leiterin der Studie.

Gestaltung der Süßwasserumgebung durch Megafauna

Einige Arten der Süßwasser-Megafauna, wie der Europäische Biber und der Nordamerikanische Biber, verändern durch ihre Aktivitäten die Ausdehnung und das Speichervolumen von Gewässern. Sie errichten Dämme, die den Wasserstand erhöhen und die Uferzonen sowie das umliegende Land in offene Wasserflächen und Feuchtgebiete umwandeln. Diese Maßnahmen können die offene Wasserfläche um mehr als eine Größenordnung vergrößern. Ein beeindruckendes Beispiel hierfür bietet der Miquelon Lake Provincial Park in Alberta, Kanada, wo 1.700 Biberkanäle mit einer Gesamtlänge von 40 Kilometern eine Fläche von 13 Quadratkilometern durchziehen und das Feuchtgebiet auf das Fünffache seiner ursprünglichen Größe erweitert haben.

Auch Flusspferde und Krokodile sind an der Schaffung von Kanälen beteiligt. Flusspferde nutzen regelmäßig dieselben Pfade, die sich bei Überflutung mit Wasser füllen. Zudem tragen Flusspferde, Wasserbüffel, Tapire und Krokodile durch ihr Suhlen dazu bei, dass Wasserlöcher und Tümpel größer und tiefer werden. Diese von großen Tieren geschaffenen und erhaltenen Lebensräume sind besonders in Trockenzeiten für kleine aquatische und semiaquatische Arten von großer Bedeutung. Die Bewegungen zwischen Land und Wasser dieser großen Tiere führen außerdem zu Veränderungen in den Uferstrukturen.

Die Flusspferde und Biber bringen erhebliche Mengen an Biomasse in das Wasser, was Stoffflüsse zwischen Gewässer, Land und Meer ermöglicht. Süßwasserökosysteme sind oft in Landschaften eingebettet und mit dem Meer verbunden, und viele Arten der Megafauna sind großräumig aktiv und leben in verschiedenen Ökosystemen. Semiaquatische Tiere, die sich an Land ernähren, aber im Wasser Kot ausscheiden, spielen eine besondere Rolle in diesem Prozess. Zum Beispiel wurde in einer früheren Studie über den ostafrikanischen Mara-Fluss geschätzt, dass die dort lebenden Flusspferde täglich 36.200 kg Exkremente in das Wasser abgeben.

Biber: Baumeister der Gewässerlandschaften

Ein weiteres Beispiel für die Verlagerung von Biomasse ist der Biber: Forschende schätzen, dass eine Biberkolonie jährlich 8.000 kg Bäume fällt, wovon fast 90 Prozent für den Bau von Dämmen verwendet werden. Die Aktivitäten des Bibers erhöhen somit den Eintrag von Nährstoffen und Holzbiomasse in die Binnengewässer erheblich. Auch große Wanderfische wie Störe und Lachse tragen zum Transport von Biomasse und Nährstoffen zwischen Süßgewässern und Meer bei.

„Große Süßwassertiere sind also nicht nur als charismatische Leitarten für die Renaturierung wichtig, sondern auch als wesentlicher Teil der Lebensgemeinschaften für eine lebendige und vielfältige Umwelt“, sagt Sonja Jähnig.

Mögliche Auswirkungen der aquatischen Megafauna auf den Menschen

Neben den Vorteilen benennen und klassifizieren die Forscherinnen und Forscher in ihrer Übersichtsstudie auch mögliche negative Auswirkungen der aquatischen Megafauna auf den Menschen: Konkurrenz um Ressourcen und Lebensräume, Beeinträchtigung von Sachgütern und Gefährdung von Menschenleben. Insbesondere Biber, Flusspferde, Krokodile und Flussdelfine haben ein Schadenspotenzial.

„Diese möglichen Auswirkungen müssen bei Wiederansiedlungen berücksichtigt werden, um einerseits einen positiven Gesamtnutzen zu erzielen und andererseits die Akzeptanz von Naturschutzmaßnahmen in der Bevölkerung zu erhöhen”, sagt Fengzhi He.

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