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Hohe Pestizidbelastung der Kleingewässern in der Nähe landwirtschaftlicher Flächen

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Themen: |
Autor: Sarah Hofer

Bevor das Kleingewässermonitoring durchgeführt wurde, gab es keine bundesweit repräsentativen Daten zu Pestizidrückständen in Gewässern.
Quelle:Pixabay/ Sonyuser

22. August 2023 Ι Eine neue Studie, die im Auftrag des Umweltbundesamtes durchgeführt wurde, hat gezeigt, dass die Pestizidbelastung in Kleingewässern besonders hoch ist, wenn in der Umgebung viele Pestizide auf den Feldern eingesetzt werden. In 80% der untersuchten Bäche in Deutschlands Agrarlandschaft wurden Pestizidwerte gemessen, die die festgelegten Grenzwerte für Tiere und Pflanzen überschritten.

„Das Kleingewässermonitoring zeigt deutlich, dass unsere Gewässer nicht ausreichend vor Belastungen, insbesondere durch Pflanzenschutzmittel-Rückstände, geschützt sind.“ sagt Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamtes.

Obwohl es bereits Umweltauflagen im Rahmen der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln gibt, sind wir in Deutschland noch weit davon entfernt, das Ziel von unbelasteten Gewässern in gutem ökologischen Zustand zu erreichen.

Monitoring kleiner Gewässer ist notwendig

In Zukunft wird ein regelmäßiges Monitoring kleiner Gewässer und systematisch erhobene Daten über die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln benötigt, um die Umweltauswirkungen von landwirtschaftlich genutzten Pestiziden und die Wirksamkeit von Schutzmaßnahmen messen und verbessern zu können. Die Ergebnisse zeigen bereits, dass bewachsene Gewässerrandstreifen zum Schutz der Gewässer überall eingerichtet werden sollten.

Im Rahmen des Kleingewässermonitorings wurden 2018/2019 über 100 Gewässerabschnitte in unmittelbarer Nähe zu landwirtschaftlichen Flächen untersucht. Diese Bäche sind Lebensraum für zahlreiche Tiere und Pflanzen und transportieren Schadstoffe in größere Gewässer, die auch für die Trinkwassergewinnung genutzt werden. Deshalb sollten auch kleine Gewässer in der Agrarlandschaft möglichst schadstofffrei und in gutem ökologischen Zustand sein.

Es gelangen höhere Mengen an Pestiziden in die Gewässer als vorhergesagt

Forscher:innen des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig konnten jedoch zeigen, dass in Wirklichkeit weit höhere Mengen an Pestiziden in die Gewässer gelangen als vorhergesagt. In jeder zweiten Wasserprobe überschritten Wirkstoffe, die in Pflanzenschutzmitteln eingesetzt werden, die akzeptablen Konzentrationen. Die Pestizidrückstände haben auch weit stärkere Auswirkungen auf Tiere und Pflanzen im Gewässer als bisher angenommen. Die Insektenpopulation war in vier von fünf untersuchten Bächen nur in mäßigem bis schlechtem Zustand.

Erstmals wurden auch Anwendungsdaten von landwirtschaftlichen Betrieben an zehn Messstellen ausgewertet. Je mehr Pestizide auf den umliegenden Feldern eingesetzt wurden, desto stärker waren die Gewässer mit Pestizidrückständen belastet. Das Team um Prof. Dr. Matthias Liess konnte zeigen, dass ein wesentlicher Teil der Pestizidbelastung nach oder bei Regen in die kleinen Gewässer gelangt. Oberflächenabfluss von den Feldern trägt maßgeblich dazu bei und erfolgt auch über Gräben, die nur zeitweise Wasser führen. Gewässerrandstreifen können diesen Oberflächenabfluss reduzieren.

Zahlreiche Lücken in der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln

Im Zulassungsverfahren für Pflanzenschutzmittel werden die möglichen Umweltauswirkungen untersucht. Auf der Grundlage von Modellannahmen und Laborversuchen werden Vorhersagen über den Verbleib von Pestizidwirkstoffen in der Umwelt getroffen und Maßnahmen zum Schutz der Umwelt festgelegt. Diese verpflichtenden Maßnahmen, die eigentlich den Oberflächenabfluss verhindern sollen, scheinen jedoch in der Praxis nicht den erwarteten Effekt zu haben. Bei einigen älteren Pflanzenschutzmitteln fehlen solche Maßnahmen sogar ganz. Neues Wissen über die Risiken einzelner Wirkstoffe oder neue Bewertungsmethoden werden nicht schnell genug auf bestehende Pflanzenschutzmittel angewendet. Auch scheinen die Modelle und Annahmen des Zulassungsverfahrens die tatsächlichen Belastungen durch Pestizide deutlich zu unterschätzen. Die Autor:innen des Kleingewässermonitorings kritisieren daher zahlreiche Lücken in der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln sowie bestehende Ausnahmeregelungen bei Maßnahmen, die eigentlich zum Schutz der Gewässer dienen sollen.

Aufzeichnungen über die Anwendung von Pestiziden gibt es nicht

Bevor das Kleingewässermonitoring durchgeführt wurde, gab es keine bundesweit repräsentativen Daten zu Pestizidrückständen in Gewässern. Auch der ökologische Zustand kleiner Gewässer in unmittelbarer Nähe zu Feldern, auf denen Pestizide angewendet werden, war nicht bekannt. Aufzeichnungen von landwirtschaftlichen Betrieben über die Anwendung von Pestiziden in Spritztagebüchern werden nicht veröffentlicht und sind daher für Forschung und Behörden nicht zugänglich. Ohne Daten zur Pestizidanwendung und tatsächlich umgesetzten Schutzmaßnahmen können die Quellen und Ursachen der Belastungen nicht angemessen untersucht und beurteilt werden, und Landwirt:innen sehen sich oft pauschaler Kritik an ihrer landwirtschaftlichen Praxis ausgesetzt.

Die Studien zum Kleingewässermonitoring zeigen, dass Pestizide nicht nur auf der Anwendungsfläche wirken. Pestizidrückstände verursachen Schäden in kleinen Gewässern, die trotz Zulassung und Schutzmaßnahmen bisher nicht ausreichend verhindert werden. Alle beteiligten Akteure rund um Pflanzenschutzmittel und Gewässer sind aufgerufen, zu einer notwendigen Verbesserung beizutragen: durch schnelles Einbringen neuen Wissens in die Zulassung, durch fortgeführtes Monitoring der kleinen Gewässer, durch die systematische Erhebung aussagekräftiger Anwendungsdaten, durch Untersuchungen zur Wirkung von Schutzmaßnahmen und durch Umsetzung wirkungsvoller Maßnahmen im Feld. Das Umweltbundesamt hält dauerhaft bewachsene Gewässerrandstreifen an allen kleinen Gewässern der Agrarlandschaft – ohne die bisher üblichen Ausnahmen – für wirkungsvoll.

Analyse: Belastung von Kleingewässern in der Agrarlandschaft mit Pflanzenschutzmittel

 

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