14. März 2024 Ι Der Eintrag von Chemikalien aus Haushalten, Landwirtschaft und Industrie über Kläranlagen in Gewässer ist bekanntlich schädlich für Süßwasserökosysteme. Um das Ausmaß der Belastung europäischer Flüsse besser zu verstehen, analysierte ein Forschungsteam des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) rund 450 Proben aus 22 europäischen Fließgewässern. Dabei identifizierten sie mehr als 500 Chemikalien, teilweise in hohen Konzentrationen, die insbesondere für wirbellose Tiere ein hohes Risiko darstellen, wie sie im Fachjournal Environment International berichten.
Die Mehrheit der Pflanzenschutzmittel, Industriechemikalien und Arzneimittel sowie deren Abbauprodukte gelangen letztendlich in Bäche und Flüsse. Ein Forschungsteam des UFZ hat daher 610 Chemikalien, deren Vorkommen oder problematische Auswirkungen bekannt sind, untersucht. Sie analysierten, ob und in welchen Konzentrationen diese Chemikalien in europäischen Fließgewässern vorhanden sind, angefangen von großen Flüssen wie der Elbe, Donau und Rhein bis hin zu kleineren Gewässern in landwirtschaftlich geprägten Regionen Deutschlands.
Analyse der Chemikalienbelastung und -vielfalt in europäischen Flüssen
Nach der Auswertung von 445 Proben aus 22 Flüssen konnten sie insgesamt 504 der 610 Chemikalien nachweisen. Darunter waren 229 Pestizide und Biozide, 175 pharmazeutische Chemikalien sowie Tenside, Kunststoff- und Gummizusätze, Per- und Polyfluoralkylsubstanzen (PFAS) und Korrosionsinhibitoren. In 40 Prozent der Proben wurden bis zu 50 chemische Substanzen nachgewiesen, in weiteren 41 Prozent zwischen 51 und 100 Chemikalien. In 4 Proben wurden sogar mehr als 200 organische Mikroschadstoffe festgestellt, wobei die meisten Substanzen in einer Wasserprobe der Donau vorhanden waren. In den Proben fanden die Umweltchemiker:innen am häufigsten N-Acetyl-4-aminoantpyrin, ein Abbauprodukt des Arzneimittelwirkstoffs Metamizol, der in der Humanmedizin zur Schmerzbehandlung verwendet wird. Über die Auswirkungen auf Süßwasserökosysteme ist jedoch bisher wenig bekannt.