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Bäche in Deutschland durch Pflanzenschutzmittel bedroht

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Thema:
Autor: Sarah Hofer

Die Ergebnisse von FLOW verdeutlichen insgesamt den dringenden Handlungsbedarf, die Gewässer-Biodiversität und Bachökosysteme zu schützen und bis 2027 die Europäische Wasserrahmenrichtlinie umzusetzen.
Quelle:Pixabay/652234

28. März 2024 Ι In Deutschland sind viele Bäche im landwirtschaftlichen Umland mit Pflanzenschutzmitteln belastet, wie das Citizen-Science-Projekt FLOW zeigt. Diese alarmierenden Ergebnisse werfen einen dringenden Appell zum Schutz der Biodiversität auf.

Die Ergebnisse des Citizen-Science-Projekts FLOW, durchgeführt vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Zusammenarbeit mit dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) und dem Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig, zeigen eine besorgniserregende Belastung vieler Bäche im landwirtschaftlichen Umland Deutschlands mit Pflanzenschutzmitteln. Dies wirft einen alarmierenden Blick auf den Zustand der Biodiversität, besonders anlässlich des heutigen internationalen Tags der Flüsse und des bevorstehenden Weltwassertags kommende Woche.

Schadstoffe sind überall

Schadstoffe durchdringen zahlreiche Ökosysteme, von Wäldern über Äcker bis hin zu Parks und Feldern, und verursachen Verschmutzungen von Wasser, Luft und Boden sowie Schäden an Tieren und Pflanzen. Im Rahmen des Citizen-Science-Projekts FLOW haben 900 Bürgerforscher in Deutschland kleine Fließgewässer auf ihren ökologischen Zustand untersucht, einschließlich ihrer Gewässerstruktur und Belastung. Trotz des Erlasses der Nationalen Wasserstrategie ist deutlich geworden, dass der Schutz der deutschen Gewässer dringend erforderlich ist. Es mangelt an belastbaren Daten zur Ausgangssituation von kleinen Fließgewässern, obwohl diese einen bedeutenden Teil des deutschen Gewässernetzes ausmachen und für die Erhaltung der biologischen Vielfalt unerlässlich sind.

Zur ersten Einschätzung der Belastung von Kleinfließgewässern mit Pflanzenschutzmitteln führten Wissenschaftler des UFZ im Auftrag des Umweltbundesamtes (UBA) das Pilotprojekt “Kleingewässermonitoring” zwischen 2019 und 2022 durch. Dabei wurde festgestellt, dass in 80 Prozent dieser Gewässer die staatlichen Grenzwerte überschritten wurden, obwohl sie laut Expertenmeinung bereits zu hoch angesetzt sind. Um die bestehende Datenlücke zu schließen, startete im Jahr 2021 das Projekt FLOW, finanziert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), bei dem Bürgerforscher Daten für die Wissenschaft sammeln. Von den untersuchten Probestellen befanden sich insgesamt 83 Prozent in landwirtschaftlich geprägten Einzugsgebieten.

Antje von Broock, BUND-Geschäftsführerin: „Drei Jahre in Folge sind nun geschulte Freiwilligengruppen im Feld unterwegs, um die Bäche in ihrer Region zu erforschen. Wir konnten mit etwa 90 engagierten FLOW-Gruppen mit mehr als 900 Freiwilligen in den Jahren 2021 bis 2023 insgesamt 137 Bäche untersuchen. FLOW zeigt, dass Menschen sich für ihre Umwelt und sich einsetzen wollen.“

Bürgerforscher:innen untersuchen Gewässerzustand und Pestizidbelastung

Die Freiwilligen bewerteten die Gewässerstruktur, maßen die chemische Wasserqualität und beprobten die wirbellosen Tiere des Gewässergrunds, das „Makrozoobenthos“. Durch die Bestimmung der Makrozoobenthos-Gemeinschaft zogen sie mithilfe des am UFZ von Prof. Dr. Matthias Liess entwickelten Bioindikators „SPEARpesticides“ Rückschlüsse auf die Pestizidbelastung des Gewässers. Die Ergebnisse dieser drei FLOW-Monitoringjahre haben UFZ/iDiv und BUND nun im Journal Science of the Total Environment veröffentlicht.

Aletta Bonn, Leiterin des Departments Biodiversität und Mensch am UFZ und iDiv: „Durch unsere Citizen Science Forschung schaffen wir gemeinsam dringend benötigtes Wissen zum Zustand unserer Fließgewässer. Unsere Auswertungen zeigen, dass die FLOW-Bürgerforschenden valide Daten zum Gewässerzustand erheben, die in hohem Maße mit professionell erhobenen Daten übereinstimmen.”

Die Analyse der FLOW Citizen Science-Daten unterstreicht die Ergebnisse des Kleingewässermonitorings: In rund 60 Prozent der untersuchten Bäche in landwirtschaftlichen Einzugsgebieten ist die Wirbellosenfauna durch agrochemische Belastungen gestört, was zu Bewertungen von “mäßig”, “unbefriedigend” oder “schlecht” führt. Es wurde festgestellt, dass der Zustand der Gewässer-Lebensgemeinschaften tendenziell schlechter ist, je stärker das Einzugsgebiet der Probestellen durch Ackerbau geprägt ist. Zusätzlich zur Schadstoffbelastung wiesen über 60 Prozent der untersuchten Bäche eine deutlich bis stark veränderte Gewässerstruktur auf, was die Lebensraumqualität und Ökosystemfunktionen dieser Gewässer erheblich beeinträchtigt.

Dringender Handlungsbedarf für den Schutz der Gewässer-Biodiversität und Bachökosysteme

Die Ergebnisse von FLOW verdeutlichen insgesamt den dringenden Handlungsbedarf, die Gewässer-Biodiversität und Bachökosysteme zu schützen und bis 2027 die Europäische Wasserrahmenrichtlinie umzusetzen. Diese Richtlinie fordert einen guten Zustand aller Oberflächengewässer. Es sollten die im Europäischen Green Deal formulierten Ziele als Mindeststandard gelten, wonach das Risiko des Pestizideinsatzes bis 2030 um die Hälfte reduziert werden soll. Die Bundesregierung ist nun gefordert, ihre nationale Pestizidreduktionsstrategie zu veröffentlichen und effektive Maßnahmen zu ergreifen, um die Artenvielfalt in Gewässern und an Land deutlich besser zu schützen.

Antje von Broock vom BUND betont angesichts der von Bürgerforschern vorgelegten Ergebnisse die Notwendigkeit einer energischen Wiederherstellung gesunder Bäche, sowohl hinsichtlich ihrer Gewässerstruktur als auch zur Verhinderung von Schadstoffeinträgen. Dies erfordert eine schrittweise Reduzierung der Nutzung von Pestiziden und das Verbot besonders gefährlicher Pestizide, um eine gesunde und lebenswerte Umwelt zu schaffen. Es ist an der Zeit für eine Transformation in der Landwirtschaft.

Zur Pilotstudie

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