In Deutschland werden in Human- und Veterinärmedizin jeweils 700 bis 800 Tonnen Antibiotika pro Jahr verschrieben (Stand 2014). Je mehr Antibiotika eingesetzt werden, desto höher wird der Selektionsdruck auf Bakterien, resistent oder sogar multiresistent zu werden. „Wenn wir gegen die Ausbreitung resistenter Bakterien nicht entschlossen vorgehen, wird die Behandlung vieler Infektionskrankheiten immer schwieriger oder sogar unmöglich“, sagt Thomas Schwartz, Leiter der Abteilung Mikrobiologie/Molekularbiologie am Institut für Funktionelle Grenzflächen des KIT (Karlsruher Institut für Technologie).
Ein Brennpunkt sind kommunale Kläranlagen, in denen belastete Abwässer zusammenfließen. Das europaweite Projekt JPI-StARE (Stopping Antibiotic Resistance Evolution in the Environment) zeigt, dass nur ein Bruchteil klinisch relevanter, resistenter Bakterien in Kläranlagen zurückgehalten wird. Die Forscherinnen und Forscher haben die Belastung aus Kläranlagen erstmals in einem Microarray-Verfahren auf Antibiotikaresistenzen untersucht: Dabei verfolgte das Team um Schwartz 229 unterschiedliche Resistenzgene am Klärwerk Steinhäule in Neu-Ulm. So gelang der Nachweis, dass auch aufbereitete Abwässer ein Hotspot der Verbreitung resistenter Bakterien sind. Als lokale Faktoren für das Ausmaß der Belastung erwiesen sich Größe und Ausstattung der Kläranlagen, aber auch die Umgebungstemperatur. Im Süden Europas ist die Belastung deshalb höher als im Norden. Im Online-Journal Science Advances fordert das Forschungsteam nun gesetzliche Regelungen zur Antibiotika-Überwachung von Abwässern sowie technische Maßnahmen an besonders belasteten Kläranlagen.
Quelle: Karlsruher Institut für Technologie
Weitere Informationen: www.stareeurope.wordpress.com
Resistente Bakterien auch in europäischen Kläranlagen auf dem Vormarsch
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