07. Juni 2023 ǀ Am vergangenen Dienstag, den 06. Juni 2023, brach der Kachowka-Staudamm im russisch besetzten Teil der Ukraine. Im Gebiet Cherson steigt nun das Wasser weiter an.
Der aktuelle Wasserstand liegt schon bei über zwei Metern
Olexander Tolokonnikow, Sprecher der Chersoner Militärverwaltung, befürchtet, dass das Wasser noch für einen weiteren Tag um ungefähr einen Meter ansteigen wird. Bisher stieg das Wasser, laut den zuständigen Behörden, bereits um mehr als zwei Meter bis in die oberen Etagen der Häuser. Wenn der Staudamm weiter breche, wird noch mehr Wasser ins Land gelangen.
Die Evakuierung ist in vollem Gange
Helfer sind in der Region mit Booten unterwegs auf der Suche nach Menschen, die sich womöglich auf Dächer gerettet haben. Die Evakuierung der Bewohner läuft währenddessen. In den sozialen Netzwerken gibt es mehrere Videos von Menschen, die versuchen, nicht nur sich, sondern auch ihre Haustiere, Hunde und Katzen vor den Wassermassen in Sicherheit zu bringen.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warf den russischen Besatzern vor, sie brächten mit dem Terroranschlag gegen das Wasserkraftwerk und den Staudamm alles Leben in Gefahr. Sie hätten am Dienstag absichtlich eines der größten Wasserreservoirs der Ukraine zerstört. Zehntausende Menschen seien in der Gefahrenzone. Hunderttausende in einem weiteren Einzugsgebiet seien nun ohne normalen Zugang zu Trinkwasser.
«Unsere Dienste, alle, die helfen können, sind bereits im Einsatz. Aber wir können nur in dem Gebiet helfen, das von der Ukraine kontrolliert wird.» schrieb Selenskyj im Kurznachrichtendienst Twitter.
Der Großteil der Region steht unter russischer Besatzung, wo die Behörden nun den Ausnahmezustand verhängten. Selenskyj warf den Besatzern vor, sich nicht um die Not der Menschen zu kümmern.
Ukrainischer Präsident Selenskyj kündigt an, sich nicht aufhalten zu lassen
«Die von russischen Terroristen verursachte Katastrophe im Wasserkraftwerk Kachowska wird die Ukraine und die Ukrainer nicht aufhalten», sagte Selenskyj gestern in seiner abendlichen Videobotschaft.
Wolodymyr Selenskyjs Meinung nach, diente die Sprengung des Staudamms dazu, die ukrainische Gegenoffensive auszubremsen. Er kündigte an, trotzdem das ganze Land befreien zu wollen. Solche Attacken könnten Russlands Niederlage nicht verhindern, sondern führten nur dazu, dass Moskau am Ende einen höheren Schadenersatz zahlen müsse. Der ukrainische Generalstaatsanwalt habe sich bereits an den Internationalen Strafgerichtshof mit der Bitte um eine Untersuchung der Explosion gewandt.
Militärischer Vorteil durch Hochwasser für Russland
Wladimir Saldo, russische Besatzungschef im südukrainischen Gebiet Cherson, sieht nach der Zerstörung des Staudamms einen militärischen Vorteil für die eigene Armee. Er glaubt nicht, dass die ukrainischen Truppen mit einer Gegenoffensive zur Befreiung der besetzten Gebiete Erfolg haben werden.
«Aus militärischer Sicht hat sich die operativ-taktische Situation zugunsten der Streitkräfte der Russischen Föderation entwickelt. Sie können nichts machen» », sagte Saldo im russischen Staatsfernsehen
Vor dem UN-Sicherheitsrat schieben sich Kiew und Moskau gegenseitig die Schuld zu. Der ukrainische UN-Botschafter sagte, die Sprengung sei “ein weiteres Beispiel für den russischen Völkermord”.
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