13. Juli 2023 | In einem neuen Positionspapier präsentieren der Bundesverband für Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW), die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA) und der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) Lösungen und Handlungsoptionen für Klimaresilienz und Klimaschutz in der Wasserwirtschaft.
Die Wasserwirtschaft in Deutschland gehört zu den weltweit leistungsfähigsten Branchen. Mehr als 5.500 Unternehmen und Betriebe arbeiten unermüdlich daran, sicherzustellen, dass Trinkwasser in bester Qualität rund um die Uhr an fast jedem Ort verfügbar ist. Wasser ist unersetzlich und bildet die Grundlage für das Leben von Menschen sowie für Industrie und Wirtschaft. Zusätzlich kümmern sich rund 8.900 Betriebe um die hochwertige Reinigung von Abwasser.
Die Siedlungsentwässerung und Abwasseraufbereitung tragen seit vielen Jahren dazu bei, die Lebenserwartung und Lebensqualität zu verbessern. Die Herausforderungen des Klimawandels und die Anforderungen an den Klimaschutz stellen die Branche jedoch vor gewaltige Aufgaben. Es ist wichtig, Klimaneutralität zu erreichen und gleichzeitig die Widerstandsfähigkeit der Wasserver- und Abwasserentsorgung gegenüber den fortschreitenden Auswirkungen des Klimawandels zu stärken.
Klimaresilienz der Wasserwirtschaft nimmt zu
„Die Wasserwirtschaft stellt sich aktiv den Anforderungen zunehmender Klimaneutralität und Klimaresilienz und unterstützt die Ziele der Bundesregierung. Sie ergreift heute bereits vielfältige Maßnahmen zur Senkung der Treibhausgasemissionen (THG). In Zukunft wird die Branche ihren Beitrag zur Minderung dieser Emissionen weiter verstärken, um das Ziel der Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen. Zur Bewältigung der anstehenden Herausforderungen benötigt die Wasserwirtschaft jedoch auch politische und gezielte finanzielle Unterstützung“, betonen die wasserwirtschaftlichen Verbände BDEW, DVGW, DWA und VKU anlässlich der Vorstellung eines gemeinsamen Positionspapiers zu Klimawandel und Klimaschutz.
Wasser bietet die Grundlage für das Leben der Menschen, für Industrie und Wirtschaft
Darin heißt es unter anderem: Die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung weist einen verschwindend geringen Anteil (0,05 Prozent) des emissionsrelevanten Energieverbrauchs aller Produktionsbereiche in Deutschland auf. Dennoch verfolgen die Betreiberunternehmen intensiv konkrete Projekte zur Energieeinsparung, Energieeffizienz und Klimaneutralität. So konnten seit 2010 bereits deutliche Reduktionen erzielt werden: In der Wasserwirtschaft konnte der emissionsrelevante Energieverbrauch von 1.210 im Jahr 2010 auf 1.013 Terajoule im Jahr 2020 gesenkt werden; in der Abwasserwirtschaft im gleichen Zeitraum von 6.453 auf 2.499 Terajoule.
Um eine wirksame Reduzierung der THG-Emissionen in der Wasserwirtschaft zu gewährleisten, ist es entscheidend, dass zukünftig Verschmutzungen bereits an der Quelle vermieden werden. Dies erfordert die konsequente Anwendung des Vorsorge- und Verursacherprinzips. Andernfalls könnten aufwändige und energieintensive Verfahren zur Wasseraufbereitung und Abwasserkklärung Investitionen in Energieeinsparungen zunichte machen.
Schutz der Ressourcen und Sicherung der Qualität wichtiger denn je
Die konsequente Anwendung dieses Prinzips gewinnt auch angesichts der zunehmenden Bedeutung der Wasserressourcen an Quantität immer mehr an Bedeutung. Der Schutz der Wasserressourcen vor Einträgen und die Sicherung der Wasserqualität sind umso wichtiger, je weniger Wasser zur Verfügung steht. In Zeiten längerer und extremer Trockenperioden muss die öffentliche Wasserversorgung gemäß den Bestimmungen des Wasserhaushaltsgesetzes Vorrang vor anderen Nutzungen und Bewirtschaftungsaspekten haben. Dadurch kann die lebensnotwendige und hygienisch erforderliche Versorgung der Bevölkerung sichergestellt werden. Es ist außerdem wichtig, transparent zu sein und Informationen über das verfügbare Wasserdargebot, die tatsächliche Entnahme durch alle Nutzer und die Emissionen in die Gewässer offenzulegen.
Die Anpassung und gegebenenfalls weitere Vernetzung der Infrastrukturen spielt eine entscheidende Rolle für die Klimaresilienz. Um die Umsetzung von wasserwirtschaftlichen Projekten zu beschleunigen, sollten behördliche Genehmigungsverfahren verkürzt werden. Darüber hinaus ist es wichtig, die politische Unterstützung und wirtschaftliche Förderung bei der Herstellung notwendiger überregionaler Verbindungen von Wasserversorgungssystemen über Fernwasserleitungen sicherzustellen. Eine gute Risikovorsorge beinhaltet auch die Stärkung und den Ausbau bzw. Umbau der Wasserinfrastruktur. Bei städtebaulichen Planungen ist ein Paradigmenwechsel erforderlich: weg von der Entwässerung des Wassers hin zur lokalen Wasserrückhaltung und Versickerung.
Positionspapier