20. Februar 2024 Ι Der DVGW betont auf seiner Jahresauftakt-Pressekonferenz die Notwendigkeit einer echten Energie- und Wasserwende.
Die Energieversorgung in Deutschland steht vor einer bedeutenden Herausforderung: Wasserstoff muss fossile Energieträger wie Kohle, Erdgas und Erdöl ersetzen, um eine nachhaltige Zukunft zu gewährleisten. Die Bundesregierung hat dies als eines ihrer Hauptziele im Koalitionsvertrag festgelegt. Auf der Jahresauftakt-Pressekonferenz des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches e.V. (DVGW) wurde eine Halbzeitbilanz zur Arbeit der Ampelkoalition beim Wasserstoffhochlauf gezogen. Der DVGW betont die Notwendigkeit, das Tempo zu erhöhen, um Deutschland bis 2030 zum Leitmarkt für Wasserstofftechnologien zu machen. Die Nationale Wasserstoffstrategie legt bereits die Grundlagen für den Einsatz klimaneutraler Gase. Dennoch sind klare gesetzliche Rahmenbedingungen und der Abbau von Hindernissen erforderlich, um die notwendige Infrastruktur für eine Wasserstoffwirtschaft zu schaffen. Der DVGW spielt eine entscheidende Rolle bei der Umsetzung und Regelsetzung für den Wasserstoff-Hochlauf. Der Ausbau der Wasserstoff-Infrastruktur auf Transport- und Verteilnetzebene ist von großer Bedeutung, ebenso wie das von der Bundesregierung vorangetriebene Wasserstoff-Kernnetz.
Resilienz der Wasserversorgung
Die Resilienz der Wasserversorgung steht im Fokus der öffentlichen Betrachtung angesichts des Klimawandels. Die zunehmende Erwärmung, steigende Niederschlagsmengen und extreme Wetterbedingungen stellen die Systeme der öffentlichen Wasserversorgung vor Herausforderungen. Wasserversorger haben ihre Fähigkeit zur Versorgung unter veränderten klimatischen Bedingungen bewiesen. Für die Zukunft ist eine Wasserwende erforderlich, bei der Politik, Personal und Finanzen die zukunftsfähige Aufstellung der Branche sicherstellen. Zudem sollte die Gesellschaft Wasser wertschätzen. In Hitze- und Trockenphasen stoßen heutige Wasserversorgungssysteme an ihre Grenzen. Die Infrastruktur muss ausgebaut werden, um den Wasserbedarf auszugleichen. Wasserwiederverwendung kann helfen, reicht aber nicht aus. Gewässerschutz und Qualitätsnormen für Trinkwasserressourcen sind unerlässlich.
Wasserversorgung stößt an ihre Grenzen
In Zeiten des Klimawandels stoßen heutige Wasserversorgungssysteme an ihre Grenzen. Wenn in Hitze- und Trockenphasen der Wasserbedarf der Bevölkerung steigt und die Landwirtschaft erhöhten Beregnungsbedarf hat, muss die Infrastruktur für den Ausgleich zwischen regionalen Überschuss- und Mangelgebieten ertüchtigt und ausgebaut werden. Wasserwiederverwendung (Reuse) kann in Teilbereichen helfen, wird aber nicht ausreichen.
Dr. Wolf Merkel führt an: „Die sachgerechte Wasserwiederverwendung kann die Ressourcen in einigen Regionen entlasten. Vorsorgender Gewässerschutz mit der Verantwortung für kommende Generationen gebietet aber, dass das gereinigte Abwasser nicht in Wasserschutzgebieten oder Einzugsgebieten von Wassergewinnungsanlagen eingesetzt wird. Dort müssen weiterhin besondere Qualitätsnormen für die Trinkwasserressourcen gelten.“
Schutz der Trinkwasserressourcen
Die Qualität der Wasserressourcen wird fortgesetzt von chemischen Stoffen, insbesondere Einträgen chemischer Pflanzenschutzmittel beeinträchtigt.
Dr. Wolf Merkel betont: „Wir erwarten, dass das vom Bundeslandwirtschaftsministerium schon lange angekündigte nationale Pestizidreduktionsprogramm wirksame Maßnahmen für den vorsorgenden Schutz der Trinkwasserressourcen beinhaltet. Der Landwirtschaft kommt hierbei eine besondere Verantwortung zu.“
Auch beim Düngen gibt es Handlungsbedarf. Nach Auffassung des DVGW fehlt im aktuellen Düngerecht ein Wirksamkeitsmonitoring zur Bewertung des Nutzens der Verordnung für die Umwelt. Die Stoffstrombilanzverordnung ist mit ihren viel zu hohen Obergrenzen ebenfalls unzureichend. „Die nach wie vor viel zu hohen Nitrateinträge in die Wasserressourcen können nur gestoppt werden, wenn die zulässigen Düngemengen für die landwirtschaftlichen Betriebe deutlich abgesenkt werden“, erklärt Wolf Merkel.
Ebenfalls problematisch für die Wasserversorger sind toxikologisch relevante PFAS, sogenannte Ewigkeitschemikalien, die in vielen Bereichen verwendet werden.
„PFAS gehören definitiv nicht ins Wasser. Die Herstellung und Anwendung von PFAS muss auf wenige essenzielle Zwecke beschränkt sein. Ziel muss eine Vermeidung dieser Stoffe bereits an der Quelle der Verschmutzung sein“, fordert Wolf Merkel.
Gemeinsam für die Wasserwende
Um eine langfristig sichere Daseinsvorsorge, ökologisch intakte Gewässer und eine hohe Lebensqualität in Deutschland zu gewährleisten, müssen Wasserversorger, Kommunen, Politik, staatliche Organisationen und Wassernutzer gemeinsam die Wasserwende vorantreiben. Die Roadmap Wasserwirtschaft 2030, entwickelt vom DVGW und der DWA, beschreibt den Kurs zu diesem Ziel. Diese strategische Handlungsagenda enthält praxisnahe Maßnahmen und wurde Ende 2023 der Öffentlichkeit vorgestellt. Sie dient als flankierende Maßnahme zur Nationalen Wasserstrategie des BMUV sowie zu verschiedenen Wasserprogrammen der Bundesländer. Zusätzlich wurden in vier regionalen Fallstudien in Hamburg, Stuttgart, Magdeburg und Franken konkrete Maßnahmenprogramme zur Umsetzung der Wasserwende vor Ort entwickelt, die als Modelle für die bundesweite Umsetzung dienen.
Roadmap Zukunft Wasser