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Die Wiederherstellung von Seen und Feuchtgebieten in Europa

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Themen: |
Autor: Sarah Hofer

Aufgrund der raschen Verstädterung und dem Ausbau der Infrastruktur werden immer mehr Seen und Feuchtgebiete verloren.
Quelle: Pixabay/ pasja1000

14. Juli 2023 | Die European Living Lakes Association fordert ein strenges Gesetz zur Wiederherstellung der Natur, das bis 2050 umfassende Maßnahmen einführt, um alle Ökosysteme wiederherzustellen. Dieses Gesetz sollte degradierte Feuchtgebiete wiederherstellen, den Rückgang von Bestäubern stoppen und die Artenvielfalt in Agrar- und Waldökosystemen verbessern.

Ein strenges Gesetz zur Wiederherstellung der Natur sei von entscheidender Bedeutung, um gesunde Feuchtgebiete zu schaffen und damit die europäischen und internationalen Verpflichtungen im Rahmen des Europäischen Green Deals, der EU-Biodiversitätsstrategie für 2030, des Pariser Abkommens und des Übereinkommens über die biologische Vielfalt zu erfüllen.

Alle beteiligten Akteure müssen ihre Anstrengungen dringend verstärken, um Seen, Feuchtgebiete, Moore und andere Oberflächengewässer, die sich in einem mäßigen, schlechten oder sehr schlechten ökologischen Zustand befinden, erfolgreich wiederherzustellen. Um solche Maßnahmen zu planen und umzusetzen, müssen Herausforderungen wie Eutrophierung, Versauerung, Verschmutzung, Wasserentnahme sowie hydrologische und morphologische Veränderungen sofort und effizient angegangen werden.

Umweltproblem mit weitreichenden Auswirkungen

Der Verlust von Seen und Feuchtgebieten in Europa ist ein bedeutendes Umweltproblem, das weitreichende Auswirkungen auf Ökosysteme, biologische Vielfalt, Wasserressourcen und den Menschen hat. Im Laufe der Jahre hat sich der Zustand vieler Seen und Feuchtgebiete in Europa aufgrund von Verstädterung, Landwirtschaft, Entwässerung, Verschmutzung und in jüngster Zeit auch wegen des Klimawandels verschlechtert. Viele von ihnen sind bereits verschwunden. Zwischen 75 % (Niederlande) und 90 % (z.B. Irland) der Feuchtgebiete in den EU-Mitgliedstaaten sind verloren gegangen. Von der Feuchtgebietsfläche, die zwischen 1990 und 2000 in andere Landnutzungen umgewandelt wurde, entstanden 2 % künstlich angelegte Flächen wie städtische Gebiete, 7 % wurden zu landwirtschaftlichen Flächen, 12 % zu Gewässern und 79 % zu Wäldern und naturnahen Gebieten (EUA, 2009). Die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der EU hat nicht dazu geführt, diesen Trend zu ändern. Feuchtgebiete in den EU-Mitgliedstaaten werden nach wie vor ausgebeutet und umge14wandelt.

Aktuell befinden sich weniger als 50 % der Wasserkörper in der EU in einem guten ökologischen Zustand. Trotz der Bewertungen, die von allen EU-Mitgliedstaaten in den Jahren 2009, 2015 und 2021 durchgeführt wurden, konnten keine ausreichenden Verbesserungen erzielt werden, um das in der Wasserrahmenrichtlinie festgelegte Ziel eines guten ökologischen Zustands aller EU-Wasserkörper zu erreichen. Es wird eine große Herausforderung sein, dieses Ziel bis zur nächsten Bewertung im Jahr 2027 zu erreichen, da die bisher ergriffenen Maßnahmen nicht ausreichend greifen.

Schlüsselaspekte zum Verlust von Seen und Feuchtgebieten in Europa

Lebensraumverlust und Rückgang der biologischen Vielfalt

Seen und Feuchtgebiete zählen zu den artenreichsten Ökosystemen der Welt und beherbergen eine Vielzahl von Pflanzen- und Tierarten. Wenn diese Lebensräume verloren gehen oder sich verschlechtern, hat dies einen negativen Einfluss auf die Artenvielfalt. Das Verschwinden von Seen und Feuchtgebieten bedeutet das Aussterben einzigartiger und spezialisierter Arten, einschließlich solcher, die ausschließlich in diesen Gebieten vorkommen oder dorthin wandern. Dies stört das ökologische Gleichgewicht und schwächt insgesamt die Widerstandsfähigkeit der Ökosysteme. Die schwerwiegenden Auswirkungen des Verlusts der biologischen Vielfalt auf die Bestäubung in der Landwirtschaft und andere Ökosystemleistungen sind mittlerweile bekannt.

Fragen der Wassermenge und -qualität

Seen und Feuchtgebiete nehmen eine bedeutende Rolle bei der Regulierung sowohl der Wassermenge als auch der Wasserqualität ein. Sie sind von großer Bedeutung für die Bewässerung in der Landwirtschaft und die Wiederherstellung des Grundwassers. Als natürliche Reservoirs speichern sie Wasser in Trockenzeiten und geben dieses wieder ab, wenn es benötigt wird. Doch der Verlust dieser Ökosysteme hat bereits heute Auswirkungen auf die Wasserknappheit in einigen Regionen und verschlimmert gleichzeitig Überschwemmungen in anderen Gegenden. Zusätzlich führt das Fehlen von Feuchtgebieten zu einer verringerten Wasserfiltration und -reinigung sowie einem geringeren Nährstoffkreislauf. Dies hat wiederum eine Verschlechterung der Wasserqualität, einen sinkenden Grundwasserspiegel, eine geringere Verfügbarkeit von Trinkwasser und den Verlust anderer wichtiger Ökosystemleistungen zur Folge.

Auswirkungen des Klimawandels

Seen und Feuchtgebiete stehen vor einer großen Herausforderung angesichts des Klimawandels. Die steigenden Temperaturen sowie veränderte Niederschlagsmuster und der Anstieg des Meeresspiegels beeinflussen ihre Hydrologie und ökologische Dynamik negativ. Diese Auswirkungen verstärken sich durch zunehmende Dürren, Waldbrände und extreme Wetterereignisse, wodurch der Verlust und die Verschlechterung dieser Ökosysteme weiter voranschreiten. Zusätzlich führt die Zerstörung von Feuchtgebieten zu einer Freisetzung von gespeichertem Kohlendioxid, was zu einem Anstieg der Treibhausgasemissionen und somit zu einer weiteren Verschärfung des Klimawandels beiträgt.

Ausweitung der Landwirtschaft und Entwässerung

Durch die Ausweitung der Landwirtschaft wurden Feuchtgebiete zur Bewirtschaftung entwässert und umgewandelt. Diese Entwässerungsmaßnahmen haben negative Auswirkungen auf den natürlichen Wasserhaushalt der Feuchtgebiete und führen zum Verlust wasserabhängiger Lebensräume sowie der damit verbundenen Biodiversität. Zusätzlich können nicht-nachhaltige landwirtschaftliche Praktiken wie der übermäßige Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden zu Wasserverschmutzung führen und diese Ökosysteme weiter schädigen. Der Mangel an Feuchtgebieten wirkt sich bereits heute stark auf das Wasserrückhaltepotenzial in vielen EU-Ländern aus und führt zu Wasserknappheit und Dürren.

Urbanisierung und Infrastrukturentwicklung

Aufgrund der raschen Verstädterung und dem Ausbau der Infrastruktur werden immer mehr Seen und Feuchtgebiete verloren. Dies geschieht hauptsächlich durch die Umwandlung von Land und die Zerschneidung dieser Gebiete. Die Existenz von städtischen Gebieten und Infrastrukturprojekten wie Straßen, Gebäuden und Dämmen greift direkt in diese Ökosysteme ein und verändert ihre natürlichen Funktionen und Zusammenhänge. Die Fragmentierung hat zur Folge, dass Migrationswege unterbrochen und Tierpopulationen isoliert werden, was zu einer Verringerung der genetischen Vielfalt führt. Außerdem werden diese Populationen anfälliger für Umweltveränderungen und zufällige Aussterbeprozesse.

Verschmutzung und Kontamination

Seen und Feuchtgebiete bleiben weiterhin gefährdet durch Verschmutzungen aus diversen Quellen wie industriellen Aktivitäten, Landwirtschaft und städtischen Abwässern. Die Zufuhr von Nährstoffen wie übermäßigem Stickstoff und Phosphor aus Düngemitteln kann zur Eutrophierung führen, was schädliche Algenblüten und Sauerstoffmangel in Gewässern verursacht. Chemische Schadstoffe, einschließlich Schwermetalle und Pestizide, können sich in diesen Ökosystemen ansammeln und somit eine Gefahr für Wasserorganismen und die menschliche Gesundheit darstellen.

Investition in Ernährungssicherheit, Klimawandel und Wirtschaftswachstum

Eine Investition in die Wiederherstellung von Feuchtgebieten ist daher notwendig, um die Ernährungssicherheit zu verbessern und die Auswirkungen des Klimawandels abzuschwächen und sich anzupassen. Dabei können die Mitgliedstaaten im Rahmen gemeinsam vereinbarter ehrgeiziger Ziele zur Wiederherstellung eine gewisse Flexibilität erhalten. Um sicherzustellen, dass die Verschlechterung der Feuchtgebiete auf EU-Ebene und darüber hinaus gestoppt wird, müssen die Mitgliedstaaten dies als Voraussetzung gewährleisten.

In der Wirtschaft wächst das Bewusstsein für die Bedeutung der biologischen Vielfalt und der damit verbundenen Ökosystemleistungen als Grundlage für wirtschaftliche Aktivitäten sowie für den Kompromiss zur Reduzierung negativer Auswirkungen. Mehr als 100 der größten europäischen Unternehmen aus dem Lebensmittel-, Finanz- und Energiesektor, darunter Nestlé, Unilever, SPAR und Iberdrola, unterstützen das EU-Gesetz zur Wiederherstellung der Natur. Die Wiederherstellung der Natur bringt keine Belastungen für Landwirte, Fischer oder die Entwicklung erneuerbarer Energien mit sich. Im Gegenteil: Das EU-Naturschutzgesetz sichert Landwirten ihre Lebensgrundlage und schützt die Umwelt, indem es die Bodengesundheit verbessert, den Wasserkreislauf wiederherstellt und die Artenvielfalt erhöht.

Gesunde Feuchtgebiete und Grünlandflächen bieten ein enormes Potenzial, um die Treibhausgasemissionen drastisch zu reduzieren und gleichzeitig als Kohlenstoffsenken zu dienen. Durch die Verbesserung der Wasserkreisläufe und der Wasserqualität sowie durch die Verhinderung von Überschwemmungen oder Wasserknappheit bieten sie auch das Potenzial, mehr Lebensräume mit einer größeren Artenvielfalt zu schaffen. Die Wiederherstellung von Feuchtgebieten wird auch die Widerstandsfähigkeit der Bevölkerung gegenüber den zunehmenden Gefahren wie Überschwemmungen, Dürren, Bränden usw. erhöhen.

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