Das Ruhreinzugsgebiet hat 2018 sein zehntes zu trockenes Abflussjahr in Folge erlebt. Von Februar bis Oktober fielen zwischen Duisburg und Winterberg nur 60 % der sonst üblichen Regenmenge, und ohne die Talsperren des Ruhrverbands wäre die Ruhr in Villigst bei Schwerte ab Juli immer wieder streckenweise trockengefallen. Dass sich dennoch niemand Sorgen um die Verlässlichkeit der Wasserversorgung machen musste, verdanken die Menschen im Ruhrgebiet unter anderem dem Ruhrtalsperrenverein. Sein Gründungsdatum jährt sich am 15. April 2019 zum 120. Mal.
Der historische Vertragsschluss zwischen Wasserwerksbetreibern, Zechen- und Stahlwerksbesitzern, Kraft- und Triebwerksbetreibern im Rathaus von Essen beendete 1899 einen jahrelangen, erbittert geführten Streit um konkurrierende Interessen. Denn die Ruhr, an ihrem natürlichen Abfluss gemessen ein vergleichsweise „kleiner“ Fluss, konnte den immensen Wasserbedarf des ständig wachsenden Ballungsraumes Ende des 19. Jahrhunderts kaum noch decken. Immer wieder kam es vor allem in den Sommermonaten zu gravierendem Wassermangel. Mit Wasserkraft angetriebene Maschinen standen still, Industriebetriebe verzeichneten Produktivitätseinbußen, Wasserwerke mussten aus den spärlichen Resten im ausgetrockneten Flussbett Trinkwasser für Hunderttausende Menschen aufbereiten.
Aus dieser Notsituation heraus wurden aus den einstigen Konkurrenten um das kostbare Gut Streiter für die gemeinsame Sache. Der am 15. April 1899 in Essen gegründete Ruhrtalsperrenverein machte es sich zur Aufgabe, den Bau von Talsperren im Sauerland durch die finanzielle Unterstützung kleinerer Talsperrengenossenschaften zu fördern. Allein bis 1907 entstanden mit der finanziellen Hilfe des Vereins sieben Talsperren, die zwar die größte Not linderten, aber immer noch nicht ausreichten, um den ständig wachsenden Wasserbedarf des Ruhrgebiets zu decken.
1913 schließlich legte ein preußisches Sondergesetz den Grundstein für die sichere Wasserversorgung, wie wir sie heute kennen: Das Gesetz betraute den neu gegründeten öffentlich-rechtlichen Ruhrverband mit der Aufgabe, Kläranlagen zur Reinhaltung der Ruhr zu betreiben, und verlieh zugleich dem bis dahin privaten Ruhrtalsperrenverein ebenfalls einen öffentlich-rechtlichen Status. Mitglieder der Verbände wurden per Gesetz alle Nutzer der Ruhr: also die ganz oder teilweise im Verbandsgebiet liegenden Kommunen und Kreise sowie Industrie- und Gewerbebetriebe, die in großen Mengen Abwasser ableiten, Unternehmen der öffentlichen Wasserversorgung und Triebwerksbetreiber.
Im selben Jahr 1913 nahm der Ruhrtalsperrenverein die erste Talsperre in Betrieb, die er nicht nur finanziert, sondern selbst gebaut hatte. Die Möhnetalsperre war mit einem Stauvolumen von 130 Mio. m3 die damals die größte Stauanlage Europas und zugleich ein spektakuläres Beispiel für die erfolgreiche Arbeit des Ruhrtalsperrenvereins. Heute hat sie einen Anteil von über 25 % am gesamten Talsperrenstauraum im Ruhreinzugsgebiet und trug damals, zusammen mit der wegweisenden preußischen Gesetzgebung, zur endgültigen Beilegung des Konflikts um die Nutzung und die Qualität des Ruhrwassers bei.
Am 1. Juli 1990 wurden der Ruhrtalsperrenverein und der Ruhrverband zu einem Verband vereinigt, der den Namen Ruhrverband trägt. Er sorgt mit seinem Talsperrensystem und weiteren wasserwirtschaftlichen Betriebsanlagen dafür, dass die „kleine“ Ruhr auch in heißen und trockenen Sommern wie dem vergangenen ihre große Aufgabe – die Wasserversorgung von 4,6 Mio. Menschen – zuverlässig erfüllen kann.
Wärmewende am Wendepunkt: Geothermie als Schlüsseltechnologie für Kommunen
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