Seit vielen Jahren werden auf der Amsterdamer Messe für Wassertechnologien besonders innovative Produkte, Dienstleistungen oder Lösungen mit dem Innovation Award ausgezeichnet. Der Gesamtsieger des diesjährigen Wettbewerbs ist von Anwendern mitentwickelter autonomer Inspektionsroboter für Trinkwasserleitungen: SubMerge.
Der Inspektionsroboter ist eine aus einzelnen Gliedern bestehende Schlange von ca. 1,20 Länge, die sich selbstständig durch Leitungen wuselt und aufgrund ihrer Flexibilität auch Verzweigungen und T-Anschlüsse passieren kann. Er ist ausgestattet mit einer Kamera, einem Ultraschallsensor und einem Unterwassermikrofon. Der Roboter entstand in einer Zusammenarbeit der drei niederländischen Trinkwasserunternehmen Vitens, Evides und Brabant Water mit Demcon Mechatronics. Er soll den Zustand von Trinkwasserleitungen überprüfen, Leckagen frühzeitig erkennen, digitale Zwillinge von Leitungssystemen erstellen und Modelle zur Lebensdauervorhersage validieren. SubMerge wurde in der Kategorie „Innovation – not yet to market” prämiert. Seine Markteinführung ist für 2023 geplant.
Erster Aquatech Community Award: Konzept zur Kreislaufschließung auf Quartiersebene
Dieser Preis wurde in diesem Jahr zum ersten Mal vergeben und die Preisträger wurden nicht durch die Jury, sondern durch das Fachpublikum per Wahl ermittelt. Die meisten Stimmen bekam das Closed Loop Concept für Wohnsiedlungen, das von Nijhuis Saur Industries und Semilla Sanitation entwickelt worden war. Das Konzept beinhaltet die Sammlung und Speicherung von Regenwasser, seine Aufbereitung und zweimalige Nutzung mit anschließender Infiltration in den Boden. Es wird zum ersten Mal in den Niederlanden in einem Neubaugebiet mit 13 Häusern umgesetzt. Das von den Dächern gesammelte Regenwasser wird mittels Sandfiltration, Ultrafiltration und UV-Desinfektion zu Trinkwasser aufbereitet. Aus dem anfallenden Grauwasser entsteht in so genannten Hydraloops Brauchwasser für Toiletten und Waschmaschinen. Das Schwarzwasser wird mittels Filtration, Eindampfung und Umkehrosmose aufbereitet, der Feststoff kompostiert und das Permeat der Umkehrosmose ebenfalls infiltriert.
Kategorie „Transport and Process&Control”
In dieser Kategorie ging der Preis an die Hawle Service GmbH für das Produkt Live Key, mit dem der Zustand, die Position und der Standort von eingebauten Armaturen dokumentiert werden kann. Das Produkt informiert zum Beispiel, wie ein Schieber ist und wann er gewartet werden muss. Diese Lösung ist nachrüstbar und erleichtert den Arbeitsalltag des Wasserversorgers.
UV-Desinfektion für größere Wassermengen
Die Anwendung von UV-Licht zur Wasserdesinfektion ist schon länger verbreitet. Die rasante Entwicklung der LED-Technologie ermöglichte dem britischen Unternehmen Typhon Treatment Systems Ltd. die Entwicklung des Bio-310 UV LED- Reaktors, der in der Kategorie „Water Supply“ ausgezeichnet wurde. Das System wurde als Durchlaufreaktor zur Behandlung größerer Wassermengen entwickelt. Es besteht aus einem Quartzglasrohr mit 300 mm Durchmesser und 1,2 m Länge, um das insgesamt 1.000 Einheiten mit LED-Lichtquelle und Reflektor in 50 Ringen zur je 20 Einheiten angeordnet sind. Damit soll eine optimale Ausleuchtung des gesamten Reaktorquerschnitts sichergestellt werden. Der Reaktor wurde im Jahr 2018 gemäß dem Ultraviolet Disinfection Guidance Manual (UVDGM 2006) der US Environmental Protection Agency validiert.
Grüne Chemikalien zur Wasseraufbereitung
In der Kategorie „Green Chemicals for Water“ wurde die Karlsruher Wasser 3.0 gGmbH ausgezeichnet. Die Grundlage der Technologie des Unternehmens, mit der Mikroplastikpartikel aus Wasser entfernt werden, besteht in einer Chemie, mit der aus fein verteilten Partikeln unterschiedlicher Größe und Zusammensetzung zentimetergroße Agglomerate geformt werden, die sich leicht vom Wasser entfernen lassen.
Innovationen bedeuten Hoffnung für den Wassersektor
“Einer der wichtigsten Trends, den wir bei den diesjährigen Beiträgen zum Innovationspreis beobachten konnten, war die Verfügbarkeit und der Einsatz intelligenter Technologien”, kommentierte der Juryvorsitzende Professor Cees Buisman, wissenschaftlicher Direktor von Wetsus, dem europäischen Kompetenzzentrum für nachhaltige Wassertechnologie. Laut Buisman geben das hohe Niveau und die Zahl der Innovationen Hoffnung für den Wassersektor.