Grundsätzlich begrüßen die beiden Verbände die Novellierung der 20 Jahre alten EG-Trinkwasserrichtlinie. Insbesondere die Einführung eines risikobasierten Managements entlang der gesamten Versorgungskette sei ein überfälliger Schritt: Sowohl die Wasserversorgungsunternehmen als auch die Mitgliedsstaaten sind aufgerufen, Gefährdungen der Trinkwasserressourcen wie auch in der Hausinstallation zu identifizieren und Maßnahmen zur Risikobeherrschung zu initiieren. Auch die Neubewertung der teilweise auf die 1990er Jahre zurückgehenden Qualitätsparameterwerte durch die Weltgesundheitsorganisation und ihre regelmäßige Überprüfung und Anpassung an wissenschaftliche Erkenntnisse sei grundsätzlich richtig.
Jedoch müssen bei dem risikobasierten Ansatz die regionalspezifischen und trinkwasserrelevanten Aspekte berücksichtigt werden. Die geforderte exorbitante Erhöhung der Probenentnahmen schießt weit über das Ziel hinaus und ist weder verhältnismäßig noch bietet sie einen Erkenntnisgewinn für den Gesundheitsschutz. Der damit verbundene Aufwand belastet insbesondere kleine und mittlere Wasserunternehmen. Das Trinkwasser in Deutschland ist von ausgezeichneter Qualität, das haben erst jüngst Untersuchungen des Bundesumweltministeriums und des Umweltbundesamtes bestätigt.
Auf Kritik stoßen bei den Verbänden zudem die vorgesehenen Ausweitungen der Informationspflichten. Die geforderten Hinweise zu Wassersparmöglichkeiten, detaillierten Angaben über die Geschäftsführung und Verwaltung sowie über die geplanten Investitionen leisten keinerlei Beitrag zu den originären Qualitätszielen der Trinkwasserrichtlinie: Dem Schutz des Lebensmittels Nummer Eins wird damit nicht gedient.
Aber auch der zunehmende Arzneimittelkonsum infolge des demografischen Wandels stellt die Wasserwirtschaft vor neue Herausforderungen. Denn trotz der technischen Möglichkeiten zur Beseitigung unerwünschter Stoffe aus den Gewässern muss die Vorsorge im Mittelpunkt stehen. „Wir brauchen eine ganzheitliche Arzneimittelstrategie, die sich am Verursacher- und Vorsorgeprinzip orientiert. Jeder Ansatz, der nur auf Reparatur in Wasserwerk und Kläranlage setzt, wird scheitern“, so Martin Weyand, BDEW-Hauptgeschäftsführer Wasser/Abwasser.
Der Digitalisierungstrend setzt sich auch in der Wasserwirtschaft fort. Der DVGW unterstützt seine Mitgliedsunternehmen mit begleitender Forschung, innovative Lösungen für die digitalen Herausforderungen zu finden: Als Wegbereiter einer strukturierten Überführung von Unternehmensprozessen und -abläufen in digitale Formate hat der DVGW das Forschungsprojekt „Reifegrad 4.0“ aufgelegt. „Anhand von Leitfragen zum Beispiel zu Entwicklungsstand und -perspektiven werden darin bestehende Modelle mit dem Ziel bewertet, sie für die Bedürfnisse der Wasserwirtschaft zu optimieren. Die erhobenen Daten werden durch Versorgungsunternehmen validiert und dienen ihnen zur Selbsteinschätzung ihres Digitalisierungsniveaus“, erläuterte Prof. Dr. Gerald Linke, DVGW-Vorstandsvorsitzender, die Methodik. Um der mit zunehmender Digitalisierung immer bedeutender werdenden Frage der IT-Sicherheit und des Datenschutzes zu begegnen, hat der DVGW zusammen mit dem Branchenverband DWA als erste Branche einen spezifischen Standard entwickelt. Er wurde vom Bundesministerium für Sicherheit in der Informationstechnik offiziell anerkannt und wird aktuell für Querverbundunternehmen weiterentwickelt.
Verbände üben Kritik an EG-Trinkwasserrichtlinie
Kategorie: Sonstiges
Autor: Jonas Völker
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