Das Karlsruher Jungunternehmen enOware entwickelt kabellose, digitale Sensormess- und Monitoringsysteme für Geothermieanlagen. Sie überwachen deren Effizienz, bringen Sicherheit und helfen bares Geld zu sparen. Den Weg zum Unternehmenserfolg begleitet KIC InnoEnergy.
Die Energiewende ist hierzulande in aller Munde. Weg von fossilen Brennstoffen, die die Umwelt verpesten, hin zu nachhaltigen Energieträgern wie Sonne, Wasser oder Wind – so lautet die Vision und Hoffnung vieler. Dabei bringen auch die regenerativen Energiequellen ihre Probleme mit sich: Nicht immer ist es sonnig und das Solarpanel liefert Strom. Ähnlich sieht es mit Windrädern an Tagen mit nur lauen Lüftchen aus. Hinzu kommt das Problem der Speicherung: Wohin mit der ganzen Energie, wenn einmal die Sonne vom Himmel knallt und eine starke Brise die Windräder rotieren lässt?
Jedoch gibt es eine weitere, regenerative Energiequelle, die heute schon viele Haushalte mit kostenloser, grüner Energie versorgt, bei der Diskussion um die Energiewende aber oftmals vergessen wird: Geothermie, also die Energiegewinnung aus Erdwärme. Schon mehr als 320.000 Anlagen sind in Deutschland entstanden und versorgen Gebäude mit der Energie aus dem Erdreich, so der Bundesverband Geothermie. Rechnerisch werden durch die Erdwärme so jährlich knapp 600.000 Zweipersonenhaushalte beheizt.
Jedoch hat auch die Geothermie ihre Schwachstelle. Sie ist unsichtbar, ein Hauptteil der Technik steckt unter der Erde und für den Betreiber ist es schwer zu erkennen, ob die Geothermieanlage richtig funktioniert. Denn anders als bei Solarpanel oder Windrad sieht er nicht, ob seine Anlage zur Energiegewinnung auch wirklich läuft. Das kleine Start-up enOware aus dem badischen Karlsruhe will da Abhilfe schaffen und setzt auf kleine, digitale Messsensoren, die Licht ins Dunkel der Energiegewinnung tief im Erdreich bringen sollen.
Um Wärme durch Geothermie zu gewinnen, wird ein u-förmiger Schlauch ins Erdreich eingeführt und eine Flüssigkeit hindurch geleitet. Diese erwärmt sich durch die relativ stabile Temperatur im Erdreich. Diese Wärme wird anschließend genutzt, um zu heizen. Je nach Anlage ist sogar eine Umwandlung der Wärme in elektrischen Strom möglich. Jedoch können bei diesem ‑ im Prinzip simplen ‑ Prozess Fehler auftreten und die Anlage liefert nicht die theoretisch mögliche Menge an Wärme. Das Problem: „Meist bekommen Sie die Fehler nicht mit, da viele Geothermieanlagen automatisch auf Ersatzenergiequellen, wie etwa eine Gastherme umspringen, sollten sie nicht richtig funktionieren“, erklärt Karl G. Linder, Geschäftsführer von enOware. Im Klartext bedeutet das: Viele Anlagenbetreiber bekommen erst am Jahresende mit, dass ihre Erdwärmeanlage nicht richtig läuft. Nämlich dann, wenn sie ihre hohe Gasrechnung in der Hand halten, da die Gasheizung und nicht die ineffiziente Geothermieanlage ihr Gebäude erwärmt hat.
„Wir schätzen, dass rund 25 Prozent der Anlagen hierzulande nicht effizient laufen“, erklärt Karl G. Linder. Er hat mit seinen Kollegen ein spezielles System entwickelt, das sofort Alarm schlägt, sollte die Geothermieanlage nicht sauber laufen. Der sogenannte GEOsniff ist eine kleine Kugel, vollgepackt mit Sensorik, die einfach in die unterirdische Erdsonde der Geothermieanlage eingeführt wird. Dort sammelt er Daten, kontrolliert, ob alles im grünen Bereich funktioniert und sendet alle Infos kabellos an einen überirdischen Empfänger. An der Erdoberfläche angekommen, werden die Daten aufbereitet und über eine Onlineplattform und eine Smartphone-App zur Verfügung gestellt. „Da können Sie dann auch als Nutzer erkennen, ob alles sauber läuft“, erklärt Linder. Sollte das einmal nicht der Fall sein, schickt das System automatisch eine Nachricht an einen Fachbetrieb, um zu sichern, dass die Geothermieanlage möglichst schnell wieder einwandfrei läuft.
„So sparen Sie bares Geld, da Sie nicht erst die Fehler entdecken, wenn es zu spät ist und Sie die unnötige Gasrechnung schon in den Händen halten“, erklärt Linder. Kostenpunkt für das System: Rund 1000 Euro für Einbau und Technik. Hinzu kommen jährliche Servicegebühren von rund 100 Euro. „Dafür bekommen Sie in Echtzeit mit, wenn etwas nicht stimmt“, sagt Linder. Zusammen mit seinem Partner Simeon Meier hat er im Juli 2014 die enOware gegründet und ein junges Team mit zehn Entwicklern aufgebaut, das dieses Thema voran bringt. Neben dem GEOsniff-Messsystem und der passenden Online-Plattform bietet das Unternehmen auch Dienstleistungen im Bereich der Geothermie an. So entwickelt enOware Lösungen für Probleme im Bereich der Umweltmesstechnik und arbeitet hier auch sehr eng mit der Hochschule Karlsruhe, dem KIT und dem EIFER Institut zusammen.
Wichtige Unterstützung erhält Linder und sein Team von KIC InnoEnergy, dem europäischen Unternehmen für Innovation, Unternehmensgründung und Bildung im Bereich nachhaltiger Energien. Im Rahmen einer Seedfinanzierung beteiligen sich daneben der High-Tech Gründerfonds und die LBBW Venture Capital GmbH an enOware.
Das umfangreiche Netzwerk von KIC InnoEnergy hat sich dabei als besonders hilfreich erwiesen: Einen ersten Großkunden konnte enOware über das Netzwerk, das mehr als 200 europäische Partner aus Wirtschaft, Forschung und Bildung beinhaltet, bereits gewinnen. Daneben präsentiert das Team von enOware seine Konzepte und Produkte regelmäßig auf internationalen Veranstaltungen von KIC InnoEnergy – wichtige Plattformen für enOware, um neue Kontakte zu generieren und wertvolles Feedback von internationalen Experten zu erhalten.
Dass der Aufbau eines erfolgreichen Unternehmens dennoch nicht immer leicht ist, weiß man auch bei enOware. Darum unterstützen erfahrene Businesscoaches, die von KIC InnoEnergy vermittelt wurden, bei der Aufstellung von Businessplänen und der Festlegung und Umsetzung von Zielen, um so enOware fit für den Markt und zahlreiche Kunden zu machen.
Denn enOware Geschäftsführer Karl G. Linder ist sich sicher, dass sich sein Messsystem rechnet: „Mit dem GEOsniff können Sie kontrollieren, ob ihre Erdwärmeanlage effizient arbeitet. Wenn sie das tut, haben Sie nach rund sieben Jahren alle Investitionskosten wieder drin und heizen quasi kostenlos.“