Nach der Untersuchung von 20 verschiedenen Arten an Verbraucherprodukten im Rahmen des Projekts „Wissensimpuls Wasserqualität“ sind sich die Forschenden von Wageningen Environmental Research, dem Nationalen Institut für Volksgesundheit und Umwelt (RIVM), Deltares und KWR in den Niederlanden nur in einem Punkt sicher: Welche Produkte dem Wasserkreislauf in welchem Ausmaß schaden können, lässt sich noch nicht angeben. Denn etwa 80 % der gefundenen Inhaltsstoffe sind nirgendwo registriert, d.h. es gibt noch keine Informationen über ihre Wirkung im Wasserkreislauf.
„Die Untersuchungen der Verbraucherprodukte sind eine erste Studie, in der wir auf die Wissenslücken hinweisen“, sagt Gerlinde Roskam, Wissenschaftlerin bei Deltares. Denn 80 % der untersuchten Substanzen haben keine Registriernummer, nach der es möglich wäre, Informationen darüber zusammen zu tragen. Eine Folgestudie, die weitere Untersuchungen bestimmter Stoffe beinhalten wird, soll der Wasserwirtschaft ein besseres Verständnis der Problematik vermitteln.
Der Ergebnisbericht, in niederländischer Sprache veröffentlicht im Dokument Deltafact Consumentenprodukten, entstand im Rahmen des Programms “Wissenimpuls Wasserqualität”. Andere Veröffentlichungen dieser Reihe betrachten Mikroplastik und Biozide. Im Rahmen der Arbeiten sollen alle Aspekte einer Auswahl von Substanzklassen erfasst werden mit dem Ziel, ihre Emissionen in die aquatische Umwelt zu reduzieren.
Verbraucherprodukte: bisher unerforschtes Territorium
Wie KWR-Forscher Thomas ter Laak angibt, stellen Produkte wie Shampoos, Maschinenspülmittel, Zahncreme oder Deodorants eine Herausforderung dar, denn sie sind aus chemischer Sicht keine bestimmte Stoffgruppe, sondern enthalten eine Vielzahl an Chemikalien mit unterschiedlichen Strukturen und Eigenschaften. Und diese Inhaltsstoffe unterliegen nicht alle der gleichen Gesetzgebung.Für die Studie wurden Produkte gewählt, die aufgrund ihrer Anwendung früher oder später im Abwasser landen, also im wahrsten Sinne des Wortes aus- oder abgewaschen werden. Ausgangspunkt war die amerikanische CPDAT (Chemicals and Product Database), in der die Inhaltsstoffe einer Vielzahl von Produkten aufgeführt sind. Daraus wählte Gerlinde Roskam 20 Produktgruppen aus, und in Summe wurden Informationen über 6054 Einzelprodukte gesammelt.
Ohne CAS-Nummer geht nichts
Schon bald standen die Wissenschaftler:innen vor einem nahezu unüberwindlichen Hindernis: 80 % der insgesamt 6384 angegebenen Substanzen hatten keine CAS (Chemical Abstract Services)-Registriernummer. Über diese Nummer lassen sich Stoffe unabhängig von benutzten Trivialnamen eindeutig identifizieren. Weitere Unsicherheiten ergaben sich daraus, dass über die Häufigkeit der Anwendung, die verwendeten Mengen pro Anwendung und dgl. nur Annahmen getroffen werden konnten. Darüber hinaus gab es zu vielen Substanzen keinerlei Information, wie effektiv sie in einer Kläranlage abgebaut bzw. zurückgehalten werden können und in welchen Konzentrationen sie später in Gewässern zu finden sind.
Das Fazit: weitere Untersuchungen sind notwendig. Diese sollen in einer Folgestudie mit ausgewählten Substanzen durchgeführt werden.