31. Januar 2024 Ι Obwohl die Wasserstände der Flüsse zurückgegangen sind, ist das Auftreten von Extremwetter unvermeidlich. Gleichzeitig werden an der Emscher kontinuierlich Maßnahmen zur Verbesserung des Hochwasserschutzes durchgeführt.
Hochwasserschutz in der Emscher-Lippe-Region
In der Emscher-Lippe-Region sinken die Wasserstände in Flüssen und Bächen, einschließlich der Lippe. Die Emschergenossenschaft und der Lippeverband (EGLV) warnen jedoch vor der sogenannten “Hochwasser-Demenz”.
Dr. Frank Obenaus, Vorstand für Wassermanagement und Technik bei EGLV, betont: „Auch wenn an Emscher und Lippe alles im Wesentlichen gut verlaufen ist, darf sich darauf nicht ausgeruht werden. Es gilt, den Hochwasserschutz weiter zu stärken“.
Er weist darauf hin, dass das nächste Extremwetter unvermeidlich ist und damit auch wieder steigende Wasserstände einhergehen werden. Während des Emscher-Umbaus zwischen 1992 und 2021 wurden mehr als fünf Millionen Kubikmeter zusätzlicher Retentionsraum geschaffen, um den Hochwasserschutz im Emscher-Gebiet zu optimieren. Insbesondere am Oberlauf der Emscher haben die während des Emscher-Umbaus errichteten Hochwasserschutzanlagen ihre Wirkung entfaltet und die Auswirkungen des Niederschlags im Gewässerbereich deutlich gemildert.
“Das Prinzip dabei ist ganz einfach: Wird die Hochwasserwelle an geeigneter Stelle zurückgehalten, steht weniger Wasser für die Überflutung vulnerabler Bereiche zur Verfügung – Schäden können gemindert oder gar ganz verhindert werden”, erklärt Obenaus.
Rückhalteraum und Notpolder
An der Emscher haben bereits Bauarbeiten begonnen, die seit längerem geplant waren. An der Stadtgrenze Castrop-Rauxel/Dortmund betreibt die Emschergenossenschaft das größte Hochwasserrückhaltebecken des öffentlich-rechtlichen Wasserwirtschaftsverbandes mit derzeit noch 900.000 Kubikmetern Fassungsvolumen. Nach der Beseitigung der Trenndämme, die seit der Befreiung der Emscher vom Abwasser nicht mehr benötigt werden, werden die sogenannten “Emscher-Auen” ab spätestens Mitte 2025 aus einem einzigen Becken bestehen. Das Fassungsvolumen wird im Endausbauzustand ganze 1,1 Millionen Kubikmeter betragen. Dies entspricht dem Inhalt von sieben Millionen Badewannen, die im Falle von Extremwetter in den Emscher-Auen zurückgehalten werden können. Dies ist ein wichtiger Baustein für die weitere Verbesserung des Hochwasserschutzes an der Emscher und bedeutend für alle unterhalb an der Emscher gelegenen Städte. In Zeiten des fortschreitenden Klimawandels und zunehmender Extremwetterereignisse liefert diese Maßnahme einen wesentlichen Beitrag zur Klima-Resilienz der Region.
Zusätzlich zur Schaffung rein wasserwirtschaftlich genutzter Retentionsräume ist die Ausweitung und Benennung von Flächen, die im Notfall geflutet werden können, von großer Bedeutung. Bei diesen Notpoldern handelt es sich um anders genutzte Flächen, z.B. landwirtschaftliche Äcker oder Bolzplätze, die nur im Notfall – daher der Begriff Notpolder – gezielt geflutet werden können, um vulnerablere Bereiche wie z.B. Wohnbebauung, Kritische Infrastruktur, Kindergärten oder Pflege- und Altenheime zu schützen. Potenzielle Flächen haben die Verbände bereits identifiziert. Die Eigentümer, u.a. die Landwirtschaft, haben jedoch meist andere Pläne für diese Flächen, so dass bzgl. der Flächenverfügbarkeit ein Interessenskonflikt zu lösen ist.
Darüber hinaus setzen sich die Emschergenossenschaft und der Lippeverband für ein umfassendes Deichausbauprogramm ein, das auf die prognostizierten Anforderungen durch den Klimawandel ausgerichtet ist. Für die Deichsanierung müssten seitens der Politik deutlich mehr finanzielle Mittel als bisher bereitgestellt werden. Jeder in die Deichsanierung investierte Euro vermeidet deutlich höhere Schäden in den durch die Deiche geschützten Bereichen.