18. August 2023 Ι Der BUND hat eine interaktive Karte veröffentlicht, die die größten Wasserentnehmer in Teilen von NRW zeigt. Energieversorger, Metallindustrie, Chemieparks und -werke sind die größten Wasserverbraucher. Dies hat schwerwiegende Auswirkungen auf Grundwasser und Böden.
Obwohl es im Juli und August geregnet hat, sind die Böden immer noch stark ausgetrocknet. Die immer häufiger auftretenden Dürreperioden sind ein klares Anzeichen für die Klimakrise. Trockenheit hat jedoch auch andere Ursachen. In der letzten Folge seiner Serie über Trockenheit untersucht der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) die Industrie. Energieversorger, Metallindustrie, Chemieparks und -werke sind die größten Wasserverbraucher, was schwerwiegende Auswirkungen auf Grundwasser und Böden hat. Grundwasser wird über Brunnen-Systeme und Flusswasser entnommen, wie Recherchen des BUND-Landesarbeitskreises Wasser Nordrhein-Westfalen (NRW) zeigen.
Angelika Horster, Landesarbeitskreis Wasser NRW: „Chemieunternehmen sind mitverantwortlich für die gravierenden Folgen an Wasser und Boden. Viele ihrer Wasserrechte laufen derzeit aus. Doch sie halten bei neuen Anträgen an ihren hohen Entnahmen fest. Mit gesetzlicher und politischer Rückendeckung werden weiterhin Gewinninteressen von Unternehmen über Umweltbelange gestellt.“
Große Wasserverbraucher in der Chemiebranche und ihre Auswirkungen auf die Umwelt
Der BUND-Landesarbeitskreis hat bei den Bezirksregierungen Düsseldorf und Detmold Informationen aus dem Wasserbuch angefordert. Diese Datenbank enthält Informationen über Wasserrechte und deren Inhaber. Die Arbeitskreis-Mitglieder haben aus den teilweise unvollständigen Antworten eine interaktive Karte erstellt, die zeigt, wer wo welche Wassermengen entnehmen darf. Die tatsächlichen Entnahmen können jedoch von den Wasserrechten abweichen. Drei Beispiele aus der Chemiebranche sind Currenta Krefeld, Currenta Dormagen und Solvay Wesel, die enorme Wassermengen verbrauchen.
Das Wasser wird für Produktionsprozesse und Kühlung verwendet. Es verdunstet teilweise, wird erwärmt und mit Salzen und anderen Stoffen belastet in Flüsse eingeleitet. Bei Hitze und Trockenheit steigt die Schadstoffkonzentration. Ein Beispiel für schädliche Chemie-Einleitungen ist die BASF Schwarzheide GmbH in Brandenburg, die ihr Abwasser weiterhin in den bereits ausgetrockneten Fluss Schwarze Elster leitete. Auch das Fischsterben in der Oder durch Salzeinleitungen im Frühjahr ist unvergessen. Politik und Verwaltungen berufen sich auf Paragrafen und verweisen ebenso wie die Unternehmen auf Genehmigungen
Kritik an Schadstoffbelastung durch Chemieunternehmen und Herausforderungen bei der Datenerfassung
Christoph Becker, LAK Wasser NRW: „Wir kritisieren die große Schadstoffbelastung der Natur durch Chemieunternehmen und andere Firmen. Hier besteht dringender Handlungsbedarf durch die Betreiber, Politik und Behörden. Hinzu kommt, dass in Kläranlagen oft die vierten Reinigungsstufen für Mikroschadstoffe fehlen. Sauberes Süßwasser ist bald Mangelware, während das Leben in verunreinigten Gewässern erstickt.“
Die drei Initiatoren stellten bei ihren Anfragen zum Wasserbuch fest, dass die von den Behörden gelieferten Daten unvollständig waren. Es gab fehlende oder anonyme Angaben, Doppelungen und Mehrfachzuordnungen. Dies machte das Erstellen der Karte zu einer besonderen Herausforderung. Auch die Bereitschaft der kontaktierten Bezirksregierungen, Auskunft zu geben, variierte stark.
Mangelnde Transparenz bei Wasserrechten
Birgit Lutzer, LAK Wasser NRW: „Im Kreis Gütersloh gibt es mehrere Chemieunternehmen. Doch genaue Informationen über die Wasserrechte fast aller Firmen gibt die Bezirksregierung Detmold nur zögerlich heraus. Es gibt öffentlich zugängliche Wasserdatenbanken wie ELWAS, aber auch darin fehlen die Wasser-Entnahmerechte aus Industrie und Gewerbe. Unsere Karte ist ein Baustein, der für ganz Deutschland erstellt und eingesetzt werden sollte.“
BUND-Forderungen:
- Transparente Darstellung aller Wasserentnahmen in öffentlich zugänglichen Datenbanken
- Wassersparpolitik – auch in der Chemieindustrie
- Anpassung der Genehmigungsbescheide an verringerte Flusswasserführung und erhöhte Anforderung an Stoffkonzentration
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