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Wie breit ist der F(l)ussabdruck?

Für uns Menschen endet ein Fluss in seiner Ausbreitung dort, wo Wasser in Land übergeht – an der Uferkante. Ein internationales Team von Ökologen, darunter auch Prof. Klement Tockner vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin, hat nun in einer in „The Ecological Society of America“ veröffentlichten Studie eine andere Definition der Gewässergrenze dargelegt – die aus Sicht einer Libelle oder eines Froschs weitaus plausibler sein dürfte. Bild: M.Klüber, wikipedia.de

von | 26.07.13

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Für uns Menschen endet ein Fluss in seiner Ausbreitung dort, wo Wasser in Land übergeht – an der Uferkante. Ein internationales Team von Ökologen, darunter auch Prof. Klement Tockner vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin, hat nun in einer in „The Ecological Society of America“ veröffentlichten Studie eine andere Definition der Gewässergrenze dargelegt – die aus Sicht einer Libelle oder eines Froschs weitaus plausibler sein dürfte.

Die Kernaussage: Der Fußabdruck eines Fließgewässers in der Landschaft ist weitaus größer/breiter als der F(l)uss. Das bezieht sich nicht darauf, dass kleine Rinnsale bei Hochwasser zu reißenden Strömen werden und die Ufer überfluten; die Forscher können in ihrer umfangreichen Analyse vielmehr aufzeigen, dass die biologische Wirkungsgrenze eines aquatischen Ökosystems weit über die sichtbare morphologische Begrenzung hinaus geht.

Die Ergebnisse stellen bisherige Renaturierungsmaßnahmen von Fließgewässern in ein ganz neues Licht. Denn bei diesen lag der Fokus darauf, Anpassungen im Gewässer oder direkt am Gewässer vorzunehmen. Für den Schutz vieler Insektenarten, Amphibien oder Fledermäuse reicht dies sicher oft nicht aus, wie die Ergebnisse der Studie nun zeigen.

Die Forscher analysierten die vorhandenen Daten aus vorausgegangenen Studien, um den biologischen „F(l)ussabdruck“ eines Wasserlaufs in der Landschaft zu definieren, damit ist der Eintrag von aquatischer Biomasse in die angrenzenden terrestrischen Systeme gemeint. Um die Daten skalieren zu können, definierten die Forscher einen 50%-igen und einen 10%-igen „F(l)ussabdruck“. Das ist die Entfernung zum Gewässer, bei der noch die Hälfte bzw. zehn Prozent des maximalen Biomasseeintrags von aquatischen in terrestrische Nahrungsnetze zu beobachten ist. Viele Insekten leben als Larven im Gewässer, schlüpfen und fliegen dann an Land, wo sie Amphibien, Fledermäusen und anderen Insekten als Nahrung dienen. Wie weit ihre Bedeutung für Nahrungsnetze an Land reicht, zeigen die erstaunlichen Ergebnisse:
Zwar befindet sich der fünfzigprozentige „F(l)ussabdruck“ im nahen Uferbereich – wenige Meter vom Wasser entfernt werden also die Hälfte der Beutetiere aus dem Wasser von den terrestrischen Räubern verspeist – aber über einen halben Kilometer und mehr vom Fluss entfernt sind immer noch 10 % dieser Tiere Teil des Nahrungsnetzes an Land. „Viele Renaturierungsmaßnahmen zeigen nicht den gewünschten Erfolg, etwa die Wiederherstellung der biologischen Vielfalt. Ein Grund ist, dass wir das Umland zu wenig in die Maßnahmen mit einbeziehen“ so Klement Tockner.

Mittels der Analyse konnten die Wissenschaftler auch die Variablen identifizieren, welche für den „F(l)ussabdruck“ in der Landschaft ausschlaggebend sind: Die Primärproduktion eines Gewässers spielt eine große Rolle, also die Bildung von Biomasse durch Pflanzen, Cyanobakterien und autotrophe Bakterien. Je höher diese ist, desto größer ist auch der „F(l)ussabdruck“ und desto geringer auch der Gradient, mit dem er in der Landschaft abnimmt. Nicht stabile, weniger produktive Flüsse haben demnach einen schmaleren „F(l)ussabdruck“ als stabile aquatische Ökosysteme. Ob ein Gewässer intakt ist oder nicht, spielt also nicht nur für die Lebewesen im Wasser, sondern auch für jene an Land eine zentrale Rolle.

Kontakt:
Prof. Dr. Klement Tockner
Direktor
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)
Müggelseedamm 310
12587 Berlin
030/64181602
tockner@igb-berlin.de

Für uns Menschen endet ein Fluss in seiner Ausbreitung dort, wo Wasser in Land übergeht – an der Uferkante. Ein internationales Team von Ökologen, darunter auch Prof. Klement Tockner vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin, hat nun in einer in „The Ecological Society of America“ veröffentlichten Studie eine andere Definition der Gewässergrenze dargelegt – die aus Sicht einer Libelle oder eines Froschs weitaus plausibler sein dürfte.

Die Kernaussage: Der Fußabdruck eines Fließgewässers in der Landschaft ist weitaus größer/breiter als der F(l)uss. Das bezieht sich nicht darauf, dass kleine Rinnsale bei Hochwasser zu reißenden Strömen werden und die Ufer überfluten; die Forscher können in ihrer umfangreichen Analyse vielmehr aufzeigen, dass die biologische Wirkungsgrenze eines aquatischen Ökosystems weit über die sichtbare morphologische Begrenzung hinaus geht.

Die Ergebnisse stellen bisherige Renaturierungsmaßnahmen von Fließgewässern in ein ganz neues Licht. Denn bei diesen lag der Fokus darauf, Anpassungen im Gewässer oder direkt am Gewässer vorzunehmen. Für den Schutz vieler Insektenarten, Amphibien oder Fledermäuse reicht dies sicher oft nicht aus, wie die Ergebnisse der Studie nun zeigen.

Die Forscher analysierten die vorhandenen Daten aus vorausgegangenen Studien, um den biologischen „F(l)ussabdruck“ eines Wasserlaufs in der Landschaft zu definieren, damit ist der Eintrag von aquatischer Biomasse in die angrenzenden terrestrischen Systeme gemeint. Um die Daten skalieren zu können, definierten die Forscher einen 50%-igen und einen 10%-igen „F(l)ussabdruck“. Das ist die Entfernung zum Gewässer, bei der noch die Hälfte bzw. zehn Prozent des maximalen Biomasseeintrags von aquatischen in terrestrische Nahrungsnetze zu beobachten ist. Viele Insekten leben als Larven im Gewässer, schlüpfen und fliegen dann an Land, wo sie Amphibien, Fledermäusen und anderen Insekten als Nahrung dienen. Wie weit ihre Bedeutung für Nahrungsnetze an Land reicht, zeigen die erstaunlichen Ergebnisse:
Zwar befindet sich der fünfzigprozentige „F(l)ussabdruck“ im nahen Uferbereich – wenige Meter vom Wasser entfernt werden also die Hälfte der Beutetiere aus dem Wasser von den terrestrischen Räubern verspeist – aber über einen halben Kilometer und mehr vom Fluss entfernt sind immer noch 10 % dieser Tiere Teil des Nahrungsnetzes an Land. „Viele Renaturierungsmaßnahmen zeigen nicht den gewünschten Erfolg, etwa die Wiederherstellung der biologischen Vielfalt. Ein Grund ist, dass wir das Umland zu wenig in die Maßnahmen mit einbeziehen“ so Klement Tockner.

Mittels der Analyse konnten die Wissenschaftler auch die Variablen identifizieren, welche für den „F(l)ussabdruck“ in der Landschaft ausschlaggebend sind: Die Primärproduktion eines Gewässers spielt eine große Rolle, also die Bildung von Biomasse durch Pflanzen, Cyanobakterien und autotrophe Bakterien. Je höher diese ist, desto größer ist auch der „F(l)ussabdruck“ und desto geringer auch der Gradient, mit dem er in der Landschaft abnimmt. Nicht stabile, weniger produktive Flüsse haben demnach einen schmaleren „F(l)ussabdruck“ als stabile aquatische Ökosysteme. Ob ein Gewässer intakt ist oder nicht, spielt also nicht nur für die Lebewesen im Wasser, sondern auch für jene an Land eine zentrale Rolle.

Kontakt:
Prof. Dr. Klement Tockner
Direktor
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)
Müggelseedamm 310
12587 Berlin
030/64181602
tockner@igb-berlin.de

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