Die Rüdiger Kurt Bode-Stiftung verleiht den mit 100.000 Euro dotierten Wasser-Ressourcenpreis 2021 an Prof. Dr. Harald Kunstmann, Lehrstuhlinhaber Regionales Klima und Hydrologie an der Universität Augsburg und stellvertretender Leiter des Instituts für Meteorologie und Klimaforschung – Atmosphärische Umweltforschung des Karlsruher Instituts für Technologie, dem KIT-Campus Alpin.
Mit der Auszeichnung würdigt die Stiftung die herausragenden Leistungen des Preisträgers im Bereich des nachhaltigen Wasserressourcenmanagements in wasserkritischen, vulnerablen Regionen des globalen Südens, insbesondere für die von ihm entwickelten Atmosphäre-Hydrologie-Modellsysteme und Forschungen zur subsaisonalen und saisonalen Vorhersage (S2S) der Wasserverfügbarkeit.
Hydrologische Forschung kombiniert mit Atmosphären- und Klimaforschung
Harald Kunstmann verbindet die hydrologische Forschung mit der Atmosphären- und Klimaforschung. Er leitet seit vielen Jahren eine Arbeitsgruppe, die komplexe hydrologische, atmosphärische und gekoppelte numerische Modellsysteme zu regionalen Erdsystemmodellen weiterentwickelt und zu konkreten hydrologischen und klimatologischen Fallstudien einsetzt. Von besonderem Interesse ist für Harald Kunstmann seit Beginn seiner wissenschaftlichen Karriere das Wasserressourcenmanagement in Regionen, die unter Wasserknappheit leiden – einen Schwerpunkt stellt das subsaharische Afrika dar. Bevölkerungswachstum und Klimawandel lassen in dieser Region massive Verschlechterungen der Wasserverfügbarkeit erwarten: Bis zum Ende des Jahrhunderts wird die Bevölkerung in Afrika von gegenwärtig 1,3 auf über 4 Milliarden Menschen anwachsen. Mit dieser Entwicklung werden großflächige Landnutzungsänderungen verbunden sein, die – neben dem Klimawandel – den regionalen Wasserhaushalt beeinflussen. Mit Blick auf die Zukunft und die Ziele der Agenda 2030 kommt der Forschung von Harald Kunstmann also große Bedeutung zu.
Wasserressourcenmanagement
In semiariden Regionen bedienen große Mehrzweck-Reservoire gleichzeitig die Stromerzeugung und Wasserbereitstellung für die bewässerte Landwirtschaft – für das Wasserressourcenmanagement ist es also von zentraler Bedeutung, die kommenden Wochen und Monate besser antizipieren zu können. Für eine zuverlässigere Prognose von Dürrezeiten bzw. Hochwasserereignissen entwickelte Harald Kunstmann sehr leistungsfähige, regional angepasste sub-saisonale bis saisonale (S2S) Vorhersagesysteme. Zur verbesserten landesweiten Quantifizierung von Niederschlägen nutzte er deutschlandweit erstmalig die Abschwächung der Richtfunkstrahlen kommerzieller Mobilfunknetze. Seine räumlich hochaufgelösten und Bias-korrigierten Analysen und -Modellsimulationen erlauben eine detaillierte Beschreibung des regionalen Wasserkreislaufs: und zwar kompartimentsübergreifend vom Grundwasser über die ungesättigte Zone, die Landoberfläche bis hin zur Atmosphäre.
Atmosphäre-Hydrologie-Modellsysteme
Zur Begründung für die Auszeichnung von Harald Kunstmann mit dem Wasser-Ressourcenpreis 2021 heißt es: „Harald Kunstmann ist ein exzellenter Wissenschaftler und Brückenbauer zwischen Forschung und Praxis, der konsequent einen interdisziplinären, internationalen und lösungsorientierten Ansatz verfolgt. Mit den von ihm entwickelten Atmosphäre-Hydrologie-Modellsystemen hat er wegweisende Pionierarbeit geleistet. Seine Ziele einer cloudbasierten Operationalisierung und freien Verfügbarmachung von S2S Vorhersagen sind von hoher gesellschaftlicher Relevanz und großem Nutzen für Entscheidungsträger, Landwirte und andere Wassernutzer. Für das regionale Wasserressourcenmanagement in Afrika wird durch die Arbeiten von Harald Kunstmann eine positive Hebelwirkung erwartet.“
Das Kuratorium der Rüdiger Kurt Bode-Stiftung wählte Harald Kunstmann auf Empfehlung seiner beratenden Jury aus zahlreichen Bewerbungen als Preisträger aus. Die Verleihung findet online am Mittwoch, 16. Juni 2021 von 13:55 bis 14:35 Uhr im Rahmen der 11. Water Research Horizon Conference statt. PressevertreterInnen sowie Interessierte können nach vorheriger Anmeldung (http://www.water-research-horizon.de/registration) an der Konferenz teilnehmen. Sie wird von der Water Science Alliance durchgeführt, einer Initiative zur Stärkung bzw. besseren Positionierung und Sichtbarkeit der Wasserforschung in Deutschland und im internationalen Kontext, in deren Fokus die Synergiebildung zwischen den Kompetenzträgern und die Förderung junger Wissenschaftler/innen stehen.