„(Grund)Wasser ist unser wertvollster materieller Schatz auf der Erde. Dieser Schatz wird mit dem Klimawandel zunehmend gefährdet und immer kostbarer.“, so IAWR-Geschäftsführer Wolfgang Deinlein. Zum Schutz der öffentlichen Gesundheit hat daher die IAWR, als Vertretung der Trinkwasserversorgung im internationalen Rheineinzugsgebiet, zusammen mit den Trinkwasserversorger-Gemeinschaften in den Flusseinzugsgebieten von Maas und Schelde mit insgesamt 81 Millionen Menschen, einen großangelegten Appell zum Umsteuern der Gemeinsamen EU-Agrarpolitik (GAP) und zur Anpassung der GAP an den European Green Deal gestartet. Der Appell wird vom europäischen Dachverband des Wassersektors, EurEau, vollumfänglich unterstützt.
Der Appell richtet sich an die Schlussverhandlungen zur GAP und wurde an alle 27 Landwirtschaftsminister in der EU und die Entscheidungsträger im Europäischen Parlament gesandt. Mit Blick auf die Europäische Kommission wurde der Appell in erster Linie an den Agrarkommissar und an den für den European Green Deal zuständigen Vizepräsidenten gerichtet und auch an die Kommissionspräsidentin übermittelt. Zudem wurde der Appell an die entsprechenden Positionen in der deutschen Bundesregierung adressiert.
„Mit dem Appell möchten wir die Ziele des European Green Deals zum Klimaschutz, das Null-Schadstoff-Ziel für eine schadstofffreie Umwelt, die ‚vom Hof auf den Tisch‘-, die Chemikalien- und die Biodiversitäts-Strategie mit allem gebotenen Nachdruck unterstützen“, so IAWR-Präsident Prof. Dr. Matthias Maier. Alle Akteure in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft seien aufgerufen, sich bei den nun anstehenden, unumgänglichen Umsteuerungsprozessen mit vereinigten Kräften zu beteiligen.
Grundwasser vor Pestiziden schützen
Den EU-Bürgern empfiehlt er als konkrete Handlungsoption zur GAP zum Schutz des Trinkwassers vor Pestizideinsatz sowie für eine sozialökologische Agrarwende, die Europäische Bürgerinitiative „Bienen und Bauern retten!“ zu unterzeichnen.
Die bisherige konventionelle landwirtschaftliche Praxis ist mit beträchtlichen Einträgen von Pflanzenschutzmitteln/Pestiziden, Gülle und Düngemitteln in Luft, Böden und (Grund)Wasser verbunden und kann irreparable Schäden der (Grund)Wasserqualität erzeugen, da in der Regel keine Rückholbarkeit einmal freigesetzter Stoffe aus der Umwelt besteht. In der Folge müssen immer weitere, teure und energieintensive Aufbereitungsanlagen in den Wasserwerken auf Kosten der Bevölkerung gebaut werden.
Zudem reichern sich nicht mehr abbaubare (persistente) Stoffe kontinuierlich in der Umwelt und damit letztlich auch im Menschen an. Außerdem lässt sich absehen, dass in der Zukunft auch eine Nachrüstung in den Wasserwerken nicht mehr ausreichen wird, um alle Belastungen zu entfernen. In der Konsequenz könnte die gesetzlich vorgeschriebene Trinkwasserqualität dann nicht mehr eingehalten werden. Damit werden intakte Trinkwasser-Ressourcen für nachfolgende Generationen gefährdet. Um dies abzuwenden, muss die GAP umgesteuert werden.