Gegen Infektionskrankheiten eingesetzte Antibiotika werden teilweise vom Körper wieder ausgeschieden und gelangen so ins Abwasser. Bakterien, die die Schmutzstoffe im Abwasser fressen, können durch den Kontakt mit Antibiotika resistent gegen die betreffenden Wirkstoffe werden. Die Resistenzgene werden an andere Bakterien weitergegeben und können sich über die Gewässer verbreiten.
Im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten und von der Bundesanstalt für Gewässerkunde in Koblenz koordinierten Projekts „Charakterisierung, Kommunikation und Minimierung von Risiken durch neue Schadstoffe und Krankheitserreger im Wasserkreislauf – TransRisk“ wurde die Resistenzbildung erforscht. Jeder kann etwas zur Vermeidung beitragen.
Im Winter ist Erkältungszeit. Schnell wird aus einem Schnupfen eine Bronchitis. Nicht in jedem Fall bewähren sich Hausmittel. Fast jeder kennt das und hat in dem einen oder anderen Fall auch schon ein Antibiotikum einnehmen müssen. Doch Restmengen des einge-nommenen Wirkstoffs und auch die im Stoffwechsel gebildeten Abbauprodukte scheidet der Körper wieder aus. Mit dem Urin gelangen sie in geringen Spuren ins Abwasser und schließlich in die Gewässer.
In den letzten Jahren erleben Mediziner immer häufiger, dass gängige Antibiotika nicht mehr gegen Infektionskrankheiten wirken. Die infektionsauslösenden Keime erweisen sich als resistent gegenüber den Antibiotika. Das heißt, das Antibiotikum hat keine abtötende Wirkung mehr auf die Bakterien. Warum ist das so? Bakterien sind überaus anpassungsfähig. Geringe Mengen eines Antibiotikums töten sie nicht. Einzelne Bakterien gewöhnen sich daran, werden resistent und können sich dann trotz Antibiotikum weiter vermehren.
Im Abwasser liegen die Konzentrationen aber deutlich niedriger – ideale Bedingungen, um Resistenzen zu bilden. Dazu kommt die Fähigkeit von Bakterien, die Resistenzgene an andere Bakterienarten weiterzugeben, darunter auch pathogene Keime, die bei Kontakt Menschen krank machen können.
Ein vom BMBF gefördertes Forschungsprojekt mit dem Titel „Charakterisierung, Kommunikation und Minimierung von Risiken durch neue Schadstoffe und Krankheitserreger im Wasserkreislauf – TransRisk“, das im April 2015 abgeschlossen wurde, hat gezeigt, dass alle untersuchten Proben von Kläranlagenabläufen, Klinikabwässern und den aufnehmenden Gewässern Bakterien mit Resistenzgenen enthielten. Die Untersuchungen auf Antibiotika-resistente Bakterien und Resistenzgene erfolgten am Karlsruher Institut für Technologie (KIT).
Die Verbreitung von Antibiotikaresistenzen lässt sich nur einschränken, indem verantwortungsbewusst mit Antibiotika umgegangen wird. Das bezieht sich sowohl auf die richtige Einnahme von Antibiotika als auch auf die schadlose Entsorgung eventueller Restmedikamente.
Es ist stets wichtig, Antibiotika bei Infektionen ausreichend hoch dosiert und über eine vorgeschriebene Zeitdauer zu verabreichen. Antibiotika müssen daher immer genau nach Anordnung des Arztes bis zum Schluss eingenommen werden und dürfen nicht abgesetzt werden, sobald die Symptome abklingen. Sonst können sich resistente Keime bilden, gegen die das Antibiotikum nicht mehr wirkt. Auf keinen Fall darf man ein altes Antibiotikum, von dem nach der letzten Behandlung vielleicht noch Tabletten übrig sind, ohne Rück-sprache mit einem Arzt einnehmen.
Falls der Arzt eine größere Packung verschrieben hat, als man tatsächlich benötigt, stellt sich die Frage, wie diese Restmedikamente zu entsorgen sind. Die Apotheken nehmen sie meistens nicht zurück. Niemals darf man unverbrauchte Arzneimittel in die Toilette oder den Ausguss schütten. Sie gehören in die Restmülltonne. Auch flüssige Arzneien sind zusammen mit der Glasflasche in die Restabfalltonne zu werfen. Der Restmüll wird verbrannt und dadurch unschädlich gemacht. Im Zweifel kann man sich bei seiner Kommune nach dem richtigen Entsorgungsweg erkundigen.