11. Juni 2022 | Fast 40.000 Meter lang, rund 60 Mio. Euro Kosten, mehr als 730 Tage Bauzeit: Der Oldenburgisch-Ostfriesische Wasserverband (OOWV) stemmt ein Projekt, das es in dieser Größenordnung im Nordwesten nur selten gibt. Eine zusätzliche Transportleitung soll die öffentliche Wasserversorgung der Menschen in der Region dauerhaft sichern und die Verteilung von Wassermengen im bestehenden Versorgungsnetz verbessern.
Die Transportleitung wird das Wasserwerk in Sandelermöns mit dem Speicherpumpwerk in Diekmannshausen verbinden. Auf ihrem Weg dorthin quert sie die Landkreise Friesland, Wittmund und Wesermarsch. Dem Baustart ging eine mehrjährige Planung voraus, die unter anderem dem Schutz von Tieren und Pflanzen Rechnung trägt. So hat der OOWV beispielsweise in Sandel auf einer Fläche von 3.250 Quadratmetern einen Grundwasserschutzwald anlegen lassen.
Wasserverbrauch, der erst für das Jahr 2028 erwartet worden war
„Der Nordwesten hat immer mehr Durst“, begründete Verbandsvorsteher Sven Ambrosy die Maßnahme. Der OOWV verzeichnet heute einen Wasserverbrauch, der erst für das Jahr 2028 erwartet worden war. „Wir müssen in unsere Infrastruktur investieren und sie anpassen, um den veränderten Anforderungen im Nordwesten zu begegnen“, so Ambrosy. Als Grund für die Entwicklung nannte er einen stetig steigenden Wasserbedarf der Nahrungsmittelindustrie, boomende Gewerbe- und Baugebiete, Folgen des Klimawandels und die Entwicklung von Wasserstoff-Technik. „Die öffentliche Wasserversorgung muss mit der dynamischen Entwicklung von Landkreisen Schritt halten. Mit der zusätzlichen Trinkwassertransportleitung leisten wir dazu einen bedeutenden Beitrag“, so Ambrosy.
Der Verbandsvorsteher zog Parallelen zur Gründung des OOWV durch die Landkreise Friesland, Wittmund und Wesermarsch, deren Gebiet die neue Leitung queren wird. „Die neue Leitung ist auf jenem Fundament gebaut, das unseren Wasserverband seit der Gründung am 14. Juli 1948 trägt: auf Solidarität“, sagte er. Ziel war es seinerzeit, die Menschen der Wesermarsch mit Trinkwasser zu versorgen. Denn das Grundwasser dort ist zu versalzen, um es nutzbar zu machen.
Neue Leitung erhöht die Versorgungssicherheit
OOWV-Geschäftsführer Karsten Specht hob hervor, dass die neue Leitung die Versorgungssicherheit erhöhe. Der OOWV betreibt 15 Wasserwerke, davon elf am Festland. Sie sind durch das Leitungsnetz miteinander verbunden. „In einem begrenzten Umfang können sich Werke heute schon im Schadensfall gegenseitig unterstützen. Die Steuerung von Wassermengen im Netz wird durch die neue Leitung erheblich verbessert“, so Specht.
Fertigstellung und Inbetriebnahme
Die Fertigstellung und Inbetriebnahme der Leitung ist für das Jahr 2024 vorgesehen. Bis dahin gilt es, drei Bauabschnitte mit unterschiedlichen Herausforderungen zu meistern. So kommt neben der Verlegung in offenen Gräben auch schweres Gerät für Horizontalbohrungen zum Einsatz. Dieses wird beispielsweise benötigt, um Bäume im Trassenverlauf zu erhalten und eine Bahnlinie, Straßen und Gewässer zu unterqueren. „Wie bei jeder Baustelle gilt: Wir wollen die Auswirkungen der Arbeiten für Mensch und Natur so gering wie möglich halten. Doch Einschränkungen lassen sich nicht immer vermeiden“, warb OOWV-Projektleiterin Jasmin Hübner vorab um Verständnis.
Mit dem ersten Bauabschnitt wurde die ARGE PPS Pipeline Systems GmbH aus Quakenbrück & RN Rohrleitungsbau Niederrhein GmbH aus Krefeld beauftragt. Deren Bagger haben sich bereits ans Werk gemacht.