Dezember 2022 | Gletscher sind Eisfelder aus verdichtetem Schnee. Sie bilden sich bzw. bleiben bestehen, wenn auf das ganze Jahr betrachtet mehr Schnee fällt als abschmilzt. Seit Jahren ein drängendes Problem, denn durch den Klimawandel schmilzt weit mehr ab, als durch Schnee ersetzt werden kann.
Europäische Gletscher finden sich in großen Höhen, wie in den Alpen. In kälteren Regionen, wie in Skandinavien, reichen sie bis ans Meer heran. Einen besonderen Einblick in die Gletscher bietet der Besuch einer Gletscherhöhle. Dort erlebt man den besonderen Zauber des Eises.
Wie Gletscher und ihre Höhlen entstehen
Eine Neuschneedecke enthält meist sehr viel Luft, da der Schnee aus stark verzweigten Kristallen besteht. Älterer Schnee wandelt sich im Laufe der Zeit in Firneis um. Ab einer Dicke von 20 bis 30 Metern wandelt es sich in Gletschereis um. Es enthält kaum noch Luft, die Eiskristalle haben einen Durchmesser von ca. 1 cm. Ab einer Dicke von 30 bis 50 Metern beginnt das Gletschereis zu fließen. Durch den hohen Eisdruck wandelt sich ständig Eis in Wasser um und gefriert wieder. Diese plastische Masse paßt sich Gelände-Unebenheiten an und beginnt, langsam bergab zu fließen.*
Gletscherhöhlen entstehen durch Spaltungen und Schmelzwasser in Gletschern. Bei steigenden Temperaturen im Sommer nimmt das Schmelzwasser zu und formt neue Höhlen innerhalb des Gletschers. So ist er in ständigem Wandel. Je dichter das Eis und je weniger Sauerstoff darin gebunden ist, desto intensiver ist auch die Farbe des Eises – ein unbeschreibliches blau-weiß.
Wie Gletscher auf den Klimawandel reagieren
Gletscher reagieren auf bestimmte Klimaänderungen, wie Temperatur und Niederschlag. Wie sie stark auf die Veränderungen reagieren, hängt von ihrer Größe und Form ab. Die meisten Gletscher verändern innerhalb weniger Jahre die Position ihrer Gletscherspitze. Über viele Jahre oder auch Jahrzehnte hinweg, zieht sich der Gletscher zurück oder stößt vor, bevor er sich vollständig an eine Klimaänderung anpasst. Kurze und steile Talgletscher passen sich in ein oder zwei Jahrzehnten an, aber größere und weniger steile Gletscher haben eine längere Reaktionszeit. Die Reaktion hängt also von der Neigung und der Form des Untergrunds sowie vom Vorhandensein von Gletscherseen ab, die das Abschmelzen verstärken.
Jüngste Modellstudien über die Reaktion der Auslassgletscher Skálafellsjökull, Heinabergsjökull und Fláajökull auf Temperatur- und Niederschlagsänderungen zeigen, dass sie bei einer Erwärmung von nur 1°C 25-35% ihres Volumens verlieren würden. Eine Erwärmung um 2°C würde schließlich (nach etwa 100 Jahren des Modelllaufs) zu einem Verlust von fast 60% des ursprünglichen Eisvolumens führen.
In Grönland und der Antarktis finden derzeit drastische Veränderungen statt, und zwar schneller als in den bisherigen Vorhersagen. Die Abschmelzgebiete haben sich vergrößert und erreichen höhere Lagen, das Schmelzwasser sammelt sich in zahlreichen Oberflächentümpeln, die plötzlich abfließen, wenn das Wasser über die Gletschermühlen zum Gletscherbett fließt. Diese Entwicklung führt zu einer Zunahme der Geschwindigkeit des Eisflusses.**
So schlimm wie jetzt, war es noch nie
Die Zeit drängt. Mit zunehmendem Klimawandel schmelzen die Gletscher und sie können im Winter den Masseverlust nicht mehr ausgleichen. Forschende der ETH Zürich haben den langsamen Tod des Rhonegletschers vermessen. Mit Druck- und Temperatursensoren versuchen die zu verstehen, warum der Gletscher immer schneller schmilzt. Seit 1931 sollen die Gletscher der Alpen bereits die Hälfte ihres Volumens verloren haben.*** Auch der Schneeferner-Gletscher schmilzt schneller als anfangs gedacht. Mehr dazu im Video.
* https://www.iceland.de/virtuelle-islandreise/suedostisland/der-vatnajoekull/
** https://www.vatnajokulsthjodgardur.is/en/areas/melting-glaciers/glaciers-and-climate-change/response-of-glaciers-to-climate-change
***https://www.dw.com/de/k%C3%B6nnen-planen-gletscher-retten/av-63536216