Diese neue Fördermaßnahme des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) hat es sich zum Ziel gesetzt, entscheidungsrelevantes Wissen zu Klimaveränderungen für Städte und Regionen aufzubereiten und geeignete Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel zu entwickeln. Dabei kommt der Zusammenarbeit zwischen Beteiligten aus der Wissenschaft und Praxis eine besondere Bedeutung zu.
Acht Forschungsprojekte
Die geförderten Projekte – sechs Modellregionen und zwei Querschnittsvorhaben – erarbeiten gemeinsam Lösungsansätze und Handlungsoptionen zur Anpassung an den Klimawandel. Die Kommunen und Regionen unterscheiden sich in ihrer räumlichen sowie sozio-ökonomischen Struktur und sind mit unterschiedlichen Klimafolgen konfrontiert. Somit decken sie eine große Bandbreite an möglichen Anpassungsmaßnahmen ab. Die Modellregionen: von der Küste bis zu den Alpen, von Ostfriesland über den Landkreis Elbe-Elster und dem Länderdreieck Sachsen-Thüringen-Sachsen-Anhalt bis in den Ballungsraum Stuttgart, verteilen sich die Modellregionen auf die gesamte Bundesrepublik.
Projekt zu Naturgefahren an Nordseeküste
Das Forschungsprojekt WAKOS greift das Thema Wasser und die damit verbundenen Naturgefahren an der Nordseeküste auf. Es kombiniert und integriert unterschiedliche Prozesse und Faktoren des Küstenschutzes und der Binnenentwässerung für die Festlandküste sowie der Süßwasserversorgung der ostfriesischen Inseln. WAKOS entwickelt so gesamtheitliche Strategien zur kurz- und langfristigen Risikominderung. Eine gute Grundlage bilden dabei die bereits untersuchten Faktoren zum erwartenden Anstieg des mittleren Meeresspiegels, Starkregen und Sturmfluten.
Projekt: Landschaftswasserhaushalt optimieren
Die Region Südbrandenburg ist durch niedrige Jahresniederschlägen und strukturell bedingte Charakteristika wie sandige Böden, Bergbautätigkeiten oder Monokulturen besonders von Wasserknappheit betroffen. Hier setzt das Projekt IAWAK-EE an. Es steht für Informationsgestützte antizipative wasserhaushaltsbasierte Anpassung an den Klimawandel im Landkreis Elbe-Elster und verfolgt das Ziel, den Landschaftswasserhaushalt über lokalspezifische Maßnahmen zu optimieren.
Projekt: Plattform für klimakonformes Handeln
Bei der Entwicklung eines raumbezogenen quantitativen Bewertungssystems für die Landnutzung spielen der Wissenstransfer und die Übertragbarkeit der Produkte eine wichtige Rolle. KlimaKonform ist eine gemeinsame Plattform zum klimakonformen Handeln auf Gemeinde- und Landkreisebene in Mittelgebirgsregionen und stellt perspektivisch notwendige fachliche Daten, Modelle und Informationen zur Anpassung an den Klimawandel bereit. Gemeinsam mit drei Landkreisen und ausgewählten Gemeinden im Einzugsgebiet der Weißen Elster ermittelt und bewertet das Projekt örtliche Anpassungskapazitäten und entwickelt Maßnahmen, Methoden und Werkzeuge zur Klimawandelanpassung.
Integrative stadt-regionale Anpassungsstrategien
Der Raum Stuttgart ist eine dichtbesiedelte Region mit sommerlichem Hitzestress, lufthygienischen Problemen und häufigen Starkregenereignissen. Die Entwicklung von Integrativen stadt-regionalen Anpassungsstrategien in einer Polyzentrischen Wachstumsregion (ISAP) verbessern die Planungsgrundlagen sowie deren vereinfachte Anwendung in Entscheidungsprozessen. Beispielsweise wird in dem Verbundprojekt ein quantitativer Anpassungs-Check und ein neues stadt-regionales Online-Informations- und Beratungstool zur Klimaanpassung entstehen.
Projekt zu Starkregenrisiken
Das Projekt KARE „Klimawandelanpassung auf regionaler Ebene“ adressiert vier Landkreise im Süden von München. Es fokussiert auf Starkregenrisiken am Beispiel des bayerischen Oberlandes. Die Region ist in besonderem Maße von Starkniederschlägen betroffen und Risiken wie Sturzfluten im Sommer und extremen Schneelasten im Winter ausgesetzt. In zwei Pilotkommunen (Garmisch-Partenkirchen und Weilheim) werden planungsrelevante Instrumente zum Umgang mit Starkregenereignissen transdisziplinär mit regionalen Praxis- und Politikakteuren entwickelt, getestet und in andere Kommunen transferiert.
Projekt zu Hoch- und Niedrigwasser
Das Rheineinzugsgebiet mit der Stadt Duisburg ist eine Region, in der die Auswirkungen des Klimawandels schon deutlich spürbar sind. Sowohl Hoch- als auch Niedrigwasser beeinflussen die Region und haben weitreichende Folgen für Umwelt und Wirtschaft. Das Projekt R2K-Klim+ setzt genau dort an und entwickelt ein modulares Werkzeug, das ganzheitliche Entscheidungen zur Anpassung an den Klimawandel unterstützen soll. Das Besondere daran: Die Forschungsarbeiten konzentrieren sich auf unterschiedliche Betrachtungsebenen (Stadt Duisburg als Mikroebene und das gesamte Rheineinzugsgebiet als Makroebene). Außerdem werden verschiedene Sektoren aus ökonomischer, ökologischer und sozialer Sicht bewertet. Durch den modularen Aufbau des Werkzeugs können die Projektergebnisse auf andere Regionen übertragen werden.
Lokale Klimainformationen und regionaler Klimakataster
Die sechs RegIKlim Modellregionen in Deutschland bündeln die Arbeiten aus den Modellregionen und binden gewonnenen Erkenntnisse und Ergebnisse in laufende Prozesse ein. Zum einen führt NUKLEUS (Nutzbare lokale Klimainformationen für Deutschland) lokale Klimainformationen zusammen und bietet mit diesen hochaufgelösten Informationen die Datengrundlage für ein öffentlich zugängliches Datenportal in der Zukunft. Zum anderen bietet das Projekt WIRKsam (Wissenschaftliche Koordination zur Entwicklung eines regionalen Klimakatasters) eine wissenschaftliche Koordination und Begleitforschung der Verbundprojekte zur Entwicklung eines regionalen Klimakatasters. Die entwickelten Ansätze aus den Modellregionen werden durch WIRKsam integrativ zusammengeführt, um so die Übertragungs- und Anschlussfähigkeit in laufende Strategie- und Agendaprozesse sicherzustellen. Dabei findet sowohl eine interne Vernetzung als auch eine breite Öffentlichkeitsarbeit für die Nutzung von Synergie- und Transfereffekte statt.
Das KomPass-Team im Umweltbundesamt ist neben dem Climate Service Center Germany (GERICS) und dem Institut für Raumordnung und Entwicklungsplanung (IREUS) der Universität Stuttgart Teil des WIRKsam-Konsortiums und leitet die Aktivitäten zu transdisziplinären Forschungsprozessen, Bewertungsmethoden sowie zur Wissensvermittlung und Einbindung der Projektergebnisse in Prozesse nachhaltiger Entwicklung. Hierbei bringt es seine jahrelange Erfahrung in der Erarbeitung, Umsetzung und Weiterentwicklung der Deutschen Anpassungsstrategie, in der Entwicklung von transdisziplinären und integrierten Bewertungsverfahren (Vulnerabilitätsanalyse) und in dem Aufbau und Management von Klimawandelanpassungsportalen und Tools (Klimavorsorgeportal) ein und greift auf sein bestehendes Netzwerk zu deutschen und internationalen Organisationen zurück.