Der 220 Seiten umfassende Bericht ist in zwei Teile gegliedert, in denen die beiden genannten Organisationen getrennt ihre Ergebnisse aus den Bestimmungen von Wassermengen und -güte vorstellen, die klimatischen Rahmenbedingungen der letzten Jahre bewerten und ihre Aktivitäten beschreiben. Dem Ruhrverband oblag unter anderem die Aufgabe der physikalisch-chemischen Überwachung der Ruhr und des Monitorings gemäß der EU-Wasserrahmenrichtlinie. Als Sonderthemen für 2018 wurden der Einfluss der anhaltenden Trockenheit auf die Wasserqualität, die erzielten Resultate der Kampagne "Essen macht’s klar" und die hygienische Beschaffenheit des Ruhrwassers betrachtet.
Im zweiten Teil berichtet die AWWR über die Themen, die die mittlerweile 18 Mitgliedsunternehmen entlang der Ruhr, die insgesamt rund 4,5 Millionen Menschen mit Trinkwasser versorgen, im vergangenen Jahr beschäftigt haben. Hier sind unter anderem die Fortsetzung des Spurenstoffmonitorings, die Herausforderungen an die Wasserwirtschaft durch die langanhaltende Trockenheit und die Betrachtung möglicher Auswirkungen von Grubenwassereinleitungen auf die Wassergüte der unteren Ruhr zu nennen.
Prof. Jardin zeigte sich angesichts der Vorstellung des Berichts sehr zufrieden mit den Daten zur Wasserqualität von Lenne und Ruhr. So wurden die Anforderungen an die Sauerstoffkonzentration fast ausnahmslos im gesamten Ruhrverlauf eingehalten. Auch die Werte für organischen Kohlenstoff und die Nährstoffe Stickstoff und Phosphor genügten den jeweiligen Anforderungen an den guten ökologischen Zustand, die Bewertung für den Gehalt an Ammonium-Stickstoff erreichte auf den ersten 80 Flusskilometern sogar die Note „sehr gut“.
Auch die hygienische Qualität des Ruhrwassers war im letzten wie in diesem Sommer gut: in 2019 wurden an der Badestelle Seaside Beach die Grenzwerte für E.coli nur an einem (2018: an vier Tagen) und für intestinale Enterokokken an keinem Tag (in 2018 an drei Tagen) überschritten. Erste Untersuchungen auf antibiotikaresistente Keime ergaben, dass für Badende kein erhöhtes Infektionsrisiko besteht.
Talsperren verhinderten Wasserknappheit
Dass die Verbraucher im Versorgungsgebiet der AWWR im Jahr 2018 nicht unter Wassermangel zu leiden hatten, ist den Talsperren im Einzugsgebiet zu verdanken. Aus diesen wird Frischwasser in die Ruhr abgegeben, wenn die Abflussmenge aufgrund fehlender Niederschläge nicht ausreicht. Denn aufgrund des weitläufigen felsigen Untergrunds und der geringen Wasserspeicherkapazität des Bodens besteht kaum die Möglichkeit einer Grundwassernutzung.
Roland Rüther zeigte die Wasserverbrauchszahlen der vergangenen Jahre. Die langanhaltende Hitze im Sommer 2018 führte zu einem Anstieg des täglichen Pro-Kopf-Verbrauchs von 123 Litern in 2017 auf 127 Liter in 2018. Rüther verkündigte nicht ohne Stolz, dass es gelungen sei, an Spitzentagen bis zu 50 % mehr Wasser als an durchschnittlichen Tagen zu liefern. Am heißesten Tag im August wurden rund 950.000 m3 Trinkwasser geliefert, der Durchschnittswert liegt bei 650.000 m3/d.
Der Füllgrad der Talsperren hatte im Herbst 2018 Werte von etwa 41 % und darunter erreicht. Dies veranlasste den Ruhrverband, die Genehmigung zur Unterschreitung des lt. Ruhrverbandsgesetz geforderten Mindestabflusses an den Pegeln Hattingen und Schwerte-Villigst zu beantragen, dem das zuständige Landesumweltministerium NRW auch stattgegeben hatte [1]. Auch in diesem Jahr wurde schon ein solcher Antrag gestellt: Seit Anfang September dürfen Mindestabflusswerte wieder unterschritten werden, um die noch vorhandenen Reserven in der Möhnetalsperre zu schonen.
Gäbe es die Talsperren nicht, wäre die Ruhr in diesem Jahr seit Juni nahezu trocken, so Prof. Jardin. Dies ist Grund genug für den Verband, eine langfristige Strategie für Trockenperioden zu entwickeln.
Quelle [1]: J. Will, J. Rosenbaum-Mertens, F. Vietoris: Auswirkungen des Sommers 2018 auf Wassermengen und Wassergüte im Ruhreinzugsgebiet, Tagungsband Wasser 2019, Jahrestagung der Wasserchemischen Gesellschaft in der GDCh, 27. – 29. Mai 2019, Erfurt.