Akuter Wassermangel zwingt Menschen, ihre Heimat zu verlassen, aber er ist meistens nicht der einzige Grund dafür. Vielmehr seien andere wirtschaftliche oder soziale Probleme wie Korruption und fehlende Jobs als Gründe für die Entscheidung zur Migration zu sehen. Dieses berichtete Adela Suliman, Thomson Reuters Foundation, von der Weltwasserwoche in Stockholm, die in der letzten Augustwoche stattfand. Wer in einer ländlichen Region aufgrund von Wassermangel die Lebensgrundlage verliert, weil alle Tiere sterben oder keine Ernte eingebracht werden kann, bewegt sich bestenfalls innerhalb des Landes von einem Ort zum nächsten. An eine Flucht in ein anderes Land oder gar nach Europa ist für die Ärmsten, die besonders von Wasserstress betroffen sind, wegen der hohen Kosten und Risiken gar nicht zu denken, so die Einschätzung von Sasha Koo-Oshima, Leiterin der Abteilung für Wasser und Land innerhalb der UN-Organisation für Lebensmittel und Landwirtschaft und Guy Jobbins vom Londoner Overseas Development Institute.
Auf der Veranstaltung wurde auch diskutiert, inwieweit große Flüchtlingslager für Wasserstress an ihrem Standort sorgen. Hier bestätigte Dr. Hussan Hussein, z.Zt. Gastwissenschaftler im Fachgebiet Internationale Agrarpolitik und Umweltgovernance an der Universität Kassel, dass die Anwesenheit von mittlerweile etwa 750.000 syrischen Flüchtlingen in Jordanien zu Spannungen besonders in den Städten geführt hatte. Seiner Ansicht nach sei aber die Auswirkung der hohen Flüchtlingszahl auf die Wassersituation nicht so schwerwiegend wie die Verluste durch Missmanagement in der Landwirtschaft. Für Syrien selbst werden Wasserknappheit und Dürren als Trigger für den Krieg, aber nicht als primäre Ursache bezeichnet. Diese seien eher in der politischen Instabilität und Armut der Bevölkerung zu sehen, so äußerte sich Fatine Ezbakhe, Doktorandin an der polytechnischen Universität von Katalanien in Barcelona und Mitglied bei Mediterranean Youth for Water Network. Allerdings empfahl sie Investitionen in Wasser als gezielte Maßnahme zur Förderung der Rückkehr von Flüchtlingen.
Der Link zwischen Wasser und Konflikten
Wesentliche der von Adela Suliman veröffentlichten Ergebnisse der Stockholmer Diskussion decken sich mit den Einschätzungen, die uns Dr. Susanne Schmeier, Leiterin der Partnerschaft für Wasser, Frieden und Sicherheit (Water, Peace and Security partnership, WPS) mit Sitz am IHE Delft Institute for Water Education, im Interview gab, das in der Ausgabe 3/2019 der WaterSolutions zu finden ist. Diese relativ junge Organisation, die Ende 2017 gegründet wurde, befasst sich mit den möglichen Zusammenhängen zwischen Wasserstress und Konflikten. Sie hat kürzlich ein Frühwarnsystem entwickelt, mit den man aufgrund einer Vielzahl von Analysedaten mögliche Konflikte in einer Region erkennen kann, bevor sie entstehen, um daraufhin noch Maßnahmen ergreifen zu können. Die WaterSolutions 03/2019 können Sie hier kostenfrei herunterladen.