In jedem Jahr veröffentlicht der Versicherungskonzern Munich Re die Schadensbilanz der Naturkatastrophen des vorangegangenen Jahres. 2020 war ein Rekord-Hurrikan-Jahr. Die tödlichsten Naturkatastrophen waren Hochwasserereignisse, und das teuerste Einzelereignis weltweit war das Sommerhochwasser in China.
Die Schäden durch Naturkatastrophen des Jahres 2020 überstiegen die Werte des Vorjahres (166 Mrd. US$) deutlich. Rund 60 % der Schäden waren nicht versichert. Mit einer globalen Mitteltemperatur von etwa 1,2 °C über dem Mittelwert im vorindustriellen Vergleichs-Zeitraum (1880 – 1900) war 2020 nach 2016 das zweitwärmste Jahr. Besonders starke Temperaturanstiege erlebten Regionen nördlich des Polarkreises, wo es zu ausgedehnten Waldbränden und Temperaturen jenseits von 30 °C kam.
Ernst Rauch, Chef-Klima- und Geowissenschaftler von Munich Re, sagte: „Auch wenn Wetterextreme eines Jahres nicht direkt auf den Klimawandel zurückgeführt werden können und zur Einordnung ein längerer Zeitraum betrachtet werden muss: Diese Extremwerte passen zu den erwartbaren Folgen eines jahrzehntelangen Erwärmungstrends von Atmosphäre und Ozeanen, der sich auf Risiken auswirkt: Zunehmende Hitzewellen und Dürren heizen Waldbrände an, starke tropische Wirbelstürme werden häufiger, Gewitter ebenso. Forschungsarbeiten zeigen, dass Hitzewellen wie zuletzt in Nordsibirien 600 Mal wahrscheinlicher sind als früher.“
Größte Schäden in Nordamerika
Von den zehn teuersten Naturkatastrophen entfielen sechs aus die USA. Insgesamt 30 schwere Stürme, davon 13 Hurrikane, ein „Derecho“, das ist eine schnell fortschreitenden Linie schwerer Gewitter, der am 10. August über den Mittleren Westen zog, und eine Reihe enormer Waldbrände in Kalifornian und Colorado verursachten Schäden in einer Gesamthöhe von 99 Mrd. US$.
Wirbelstürme und Überschwemmungen in Asien
In Asien verursachten Naturkatastrophen geringere Schäden als im Vorjahr, obwohl ein Sommerhochwasser in China 2020 das teuerste Einzelereignis weltweit war. Die Gesamtschäden in Asien betrugen 67 (Vorjahr 77) Mrd. US$.
Todbringende Überschwemmungen
Überschwemmungen und Sturzfluten in Pakistan (400 Tote) und Afrika (mit Einzelereignissen in Uganda, Ruanda und Kenia, insgesamt 281 Tote), eine Überschwemmung in Bangladesh (257 Tote) sowie eine Sturzflut in Afghanistan (190 Tote) führen die traurige Statistik der Naturkatastrophen mit den meisten Todesfällen an.
Glimpfliche Bilanz für Europa
Mit einer Gesamtschadenssumme von „nur“ 12 Mrd. US$ kam Europa in 2020 verhältnismäßig glimpflich davon. Als besonders schwerwiegend sind die Starkregenereignisse des vergangenen Herbstes entlang der Mittelmeerküste in Frankreich und Italien zu nennen, bei denen binnen sechs Stunden bis zu 400 mm Regen fielen, Anfang Oktober wurden sogar bis zu 600 mm erreicht. Weitere Extremereignisse waren Erdbeben in Kroatien im März und Ende Dezember, letzteres war mit einer Magnitude von 6,4 das stärkste in diesem Land seit 140 Jahren und kostete mindestens sieben Menschen das Leben.
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