23. Februar 2022 | Gemeinden und Städte am Bodensee engagieren sich in vielerlei Hinsicht, um den See sauber zu halten. Zwei Umweltschutzorganisationen haben ein Seenpapier veröffentlicht und fordern Kommunen nun auf, eine Selbstverpflichtung zu unterzeichnen. Das Ziel: Mikroplastik zu vermeiden und seinen Eintrag in den Bodensee zu reduzieren.
Im Rahmen des von der EU geförderten Projekts LIFE Blue Lakes hat der Global Nature Fund (GNF) gemeinsam mit der Bodensee-Stiftung, beide mit Sitz in Radolfzell am Bodensee, ein Seenpapier zur Reduzierung und Vermeidung von Mikroplastik und Plastikmüllverschmutzung in und an Seen formuliert. Das Paper enthält eine freiwillige Selbstverpflichtung, die Kommunen auffordert, Seen und ihre Zuflüsse vor der Verschmutzung mit Kunststoffabfällen und Mikroplastik zu schützen und Maßnahmen zu ergreifen, die verhindern, dass der Müll überhaupt anfällt. Kommunen können im Rahmen der freiwilligen Selbstverpflichtung festlegen, welche Mittel sie bis wann ergreifen wollen.
Werkzeug für Kommunen
Wichtigster Aspekt der Selbstverpflichtung ist es, mit gutem Beispiel voranzugehen und Bürger:innen aktiv einzubinden. Marion Hammerl, Geschäftsführerin der Bodensee-Stiftung, sagt: „Die freiwillige Selbstverpflichtung ist kein Lippenbekenntnis, sondern ein Startschuss, um frühzeitig am Bodensee weitere Mikroplastikeinträge zu vermeiden.“ Das Seenpapier beschreibe die aktuelle Problemlage und sei vor allem ein Werkzeug für Kommunen.
Die in einer Matrix vorgestellten Maßnahmen sind untergliedert in unterschiedliche Bereiche des öffentlichen Lebens. Für alle 15 beschriebenen Bereiche werden Beispiele genannt, was Kommunen unternehmen können. Die Matrix versteht sich als Anregung, Erläuterung und Hilfestellung für die Entwicklung einer eigenen Umsetzungsstrategie. Die Kommunen im Einzugsgebiet des Bodensees haben die Selbstverpflichtung, das Seenpapier und die Matrix zugeschickt bekommen. Die Bodensee-Stiftung unterstützt sie in den kommenden Jahren bei der Planung und Umsetzung von Maßnahmen.
Vorlage für andere Seenregionen weltweit
Seen in Deutschland sind nicht die einzigen Gewässer, die von Mikroplastik- oder Plastikmüllverschmutzung betroffen sind. Das am Bodensee entwickelte Seenpapier dient deshalb als Vorlage für andere Seenregionen weltweit. Udo Gattenlöhner, Geschäftsführer des Global Nature Fund, beschreibt die Situation so: „In Deutschland kennen wir die Belastungen relativ genau und haben technische Möglichkeiten, Mikroplastik zu vermeiden. In vielen anderen Seenregionen der Welt sind die Voraussetzungen deutlich schlechter. Das Heimtückische an Mikroplastik ist seine Unsichtbarkeit. Hier hilft uns das Seenpapier, das auch Plastikmüll als eine Quelle von Mikroplastik aufgreift.“ Der Global Nature Fund verbreitet das Dokument als „Lake Paper“ unter den Mitgliedern des von ihm koordinierten globalen Netzwerks Living Lakes und unterstützt so Kommunen in Seenregionen weltweit.
Das Seenpapier und weitere Veröffentlichungen rund um das Thema Mikroplastik stehen auf der Seite des Global Nature Fund zum Download zur Verfügung.