Ende der 1950er Jahre erhielt die BfG den gesetzlichen Auftrag, die Radioaktivität in den Bundeswasserstraßen zu überwachen. Der Grund: Die Konzentration an künstlichen Radionukliden in der Umwelt nahm stetig zu. Verantwortlich hierfür waren die zahlreichen oberirdischen Kernwaffentests. Die Bundesregierung wollte damit den Schutz von Mensch und Natur vor dieser neuen Gefahr gewährleisten. Später kamen auch Einträge aus der friedlichen Nutzung der Kernenergie sowie der Anwendung von Radionukliden in Medizin, Forschung und Industrie hinzu. In Erinnerung ist zudem der folgenschwere Unfall im Kernkraftwerk Tschernobyl im April 1986, bei dem es zu einem hohen Eintrag von radioaktiven Stoffen in die Umwelt kam. Heute ist die BfG Teil des Integrierten Mess- und Informationssystems zur Überwachung der Umweltradioaktivität (IMIS) und somit Teil eines bundesweiten Netzwerks zum Schutz der Bevölkerung und Umwelt vor radioaktiver Belastung.
Zusätzliche Daten von HMGU und DWD
Das Tritiummonitoringprogramm der BfG wurde durch die Daten aus den Niederschlagsanalysen des Helmholtzzentrums München (Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt) und des Deutschen Wetterdienstes ergänzt. So sind 1997 (HMGU) und 2005 (DWD) 20 Niederschlagsstationen hinzugekommen. Insgesamt liegen Langzeitzeitreihen von Tritium im Niederschlag an 37 Standorten und im Oberflächenwasser an 53 Standorten vor (s. Bild). Sie liefern einen zeitlich und räumlich einzigartigen, hochauflösenden Datensatz, der für regulatorische und wissenschaftliche Zwecke verwendet werden kann und unser Verständnis in der Hydrologie durch die Verwendung von Tritium als Umwelttracer fördert.
Einzigartige Möglichkeiten in Hydrologie und Hydrogeologie
Der frei zugängliche Datensatz, der durch diese Zusammenarbeit entstanden ist, bietet durch seine hohe zeitliche und räumliche Auflösung einzigartige Möglichkeiten. Tritium ist ein oft und gern genutzter Indikator, um vielfältige hydrologische und hydrogeologische Fragestellungen zu beantworten. So kann zum Beispiel in Gebieten mit intensiver Wassernutzung oder spärlichem Wasserdargebot abgeschätzt werden, wieviel Niederschlag dem Grundwasser zufließt. Auch bei Fragen zum Verbleib von Stoffen in Gewässern kann Tritium helfen, Transportwege näher zu untersuchen. Gerade in Zeiten des Klimawandels sind diese Erkenntnisse von hoher wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Relevanz und damit besonders wertvoll.
Die Datensätze sind im Rahmen eines Fachartikels in der Zeitschrift „Hydrological Processes“ veröffentlicht. Der Artikel ist hier frei erhältlich.
Den direkten Link zu den Datensätzen finden Sie hier.