„Die unterschätzten Risiken ‚Starkregen’ und ‚Sturzfluten’“ heißt eine neue Veröffentlichung des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) für Bürger und Kommunen. Das Buch entstand als Ergebnis des Forschungsprojektes „Bürgernaher Journalismus am Beispiel einer zentralen Buchpublikation: Sturzflut – Analyse einer Katastrophe“. Dabei kooperierte das Amt mit einem Forschungsteam der Universität der Bundeswehr München.
Praktikable Empfehlungen zum Selbstschutz
Adressaten sind die Bevölkerung, verantwortliche Kommunen, Behörden und auch die Katastrophenhelfer selbst. Das Ziel ist, Schutzmöglichkeiten vor derartigen Naturgefahren perspektivisch, bürgernah und praxisnah vorzustellen. Denn ein wesentliches Anliegen des BBK ist es, neben der Erarbeitung von Schutzkonzepten praktikable Empfehlungen zu Selbstschutz und zur Selbsthilfe zu veröffentlichen. Das Handbuch gehört dazu und gibt einen Überblick zu allen wichtigen Belangen rund um die Extremwetter-Ereignisse Starkregen und Sturzfluten. Auch die Kommunikation zwischen den Experten, den Kommunen und der Bürgern spielt dabei eine wichtige Rolle. Denn es ist sinnvoll und notwendig, dass die unterschiedlichen Akteure nicht nur Wissen über ihre eigenen Notfallpläne haben, sondern auch die Perspektiven der anderen Seite kennen.
Konsequenzen ziehen
Die Veröffentlichung fordert dazu auf, sich mit dem Ausnahmezustand Sturmflut zu befassen und entsprechende Konsequenzen für sich zu ziehen – ohne in Panik zu verfallen. Grundlegend gehört dazu ein gemeinsames Verständnis zu dem Ereignis selbst: Was macht also einen Starkregen und eine Sturzflut eigentlich aus? Und warum sind diese Wetterlagen eine so große Herausforderung? Starkregen zeichnet sich dadurch aus, dass innerhalb kürzester Zeit sehr hohe Niederschlagsmengen auf ein begrenztes Gebiet von etwa 50 bis 100 km² fallen. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) gibt als Messwert eine Niederschlagsmenge von mindestens 10 l/m² innerhalb einer Stunde an. Beim Sturmtief „Elvira“ in Baden-Württemberg zum Beispiel fielen gebietsweise wahrscheinlich über 50 l/m² Niederschlag.
Große Kraft und Wucht
Eine Sturzflut ist kein Hochwasser. Sturzfluten sind eine Folge von Starkregen. Anders als bei einem Hochwasser, das Schritt für Schritt die Ufer übertritt und meist länger anhält, zeichnet sich eine Sturzflut durch ihr plötzliches, unvorhersehbares Auftreten aus. Das Ereignis entwickelt durch seine hohe Fließgeschwindigkeit eine sehr große Kraft und Wucht, die schwere Schäden an allem Hab und Gut anrichten und Menschen in Lebensgefahr bringen kann. Die beiden Wetterereignisse hängen demnach direkt zusammen und könnten aufgrund des Klimawandels auch in diesen Breitengraden zunehmen. Die Auseinandersetzung mit dem richtigen Verhalten vor, während und nach einer solchen Naturkatastrophe wird daher empfohlen, aber ohne Panik. Der Vertrauensaufbau zwischen Kommunen und Bürgern, der Dialog seien dazu eine unterstützende Komponente, die beide Seiten aktiv einfordern sollten, so das Bundesamt.
„Habe ich vorgesorgt?“
Erfahrungsberichte, etwa aus der regenreichsten Stadt Wuppertal, von wiederholten Sturzfluten in Wachtberg und der ewige Kampf mit dem Wasser in Hamburg geben wertvolle Einblicke. Letztendlich mit dem Appell an Bürger und Kommunen sich frühzeitig zu informieren, sich selbst Fragen zu stellen wie: Lebe ich in einem gefährdeten Gebiet? Weiß ich was ich zu tun habe, wenn ich in eine gefährliche Situation komme? Habe ich vorgesorgt und mein Heim gesichert? Denn: Starkregen und Sturzfluten erfordern weitergehende Schutzmaßnahmen als ein Hochwasser. Im Buch werden solche Baumaßnahmen ausführlich erklärt, etwa Rückstausicherung, wasserdichte Fenster und Türen, Erhöhung von Lichtschächten und Eingangsbereichen und automatische Schutztore bei tiefliegenden Garagen und Eingängen.
Das Buch kann hier kostenlos heruntergeladen werden.