Gotthilf Heinrich Ludwig Hagen lebte von 1797 bis 1884. Er war einer der bedeutendsten Wasserbauingenieure seiner Zeit.
Jugend- und Universitätszeit sowie Studienreisen
Gotthilf Hagen wurde in Königsberg (Preußen) am 3. März 1797 geboren. [1] Ab 1811 erhielt er seine Schulausbildung im Collegium Fridericianum in Königsberg. Bereits als Primaner stellte er Apparate für seine physikalischen Experimente her. 1816 legte er sein Abitur ab und schrieb sich an der Philosophischen Fakultät der Universität Königsberg ein. [2]
1819 legte er die Prüfung als Landmesser ab und wurde als Baukondukteur vereidigt. 1822 legte er die Staatsprüfung im Baufach in Berlin ab. Auf Studienreisen in die Niederlande, Frankreich sowie Belgien besichtigte er verschiedene Wasserbaumaßnahmen. Über seine 15-monatige Reise erschien 1826 das Werk „Beschreibung der Wasserbauwerke in Deutschland, Frankreich, den Niederlanden und der Schweiz“, das in der Fachwelt für Aufsehen sorgte. [2]
Tätigkeiten ab 1824
Nach einer zweijährigen Anstellung bei der Regierung in Königsberg wurde Hagen 1826 die Stelle des Hafenbauinspektors in Pillau übertragen. Hier erwarb er sich große Meriten bei den Bauarbeiten der Pillauer Hafenanlagen. Im Jahr 1831 wurde er zum Oberbaurat zur Königlichen Oberbaudeputation zu Berlin berufen. [2]
Von 1834 bis 1849 wirkte Hagen an der Berliner Bauakademie und der Berliner Verinigten Artillerie- und Ingenieurschule als Dozent für das Fach Wasserbau. [1, 2]
1855 wurde Hagen zum stellvertretenden Vorsitzenden der Oberbaudeputation und 1859 zu deren Vorsitzenden unter gleichzeitiger Beförderung zum Oberbaudirektor ernannt. Auch nach dem Eintritt in den Ruhestand 1875 blieb er aktiv und verfasste wissenschaftliche Arbeiten bis zu seinem Tod am 3. Februar 1884. [2]
Untersuchungen zum Strömungsverhalten von Wasser
Maßgeblich wirkte Hagen an der Planung des Ausbaus zahlreicher deutscher Flüsse und Häfen mit. So übertrug ihm die königliche Admiralität die Planung und Oberbauleitung für den ersten deutschen Kriegshafen an der Jade, dem späteren Wilhelmshaven. [2] Neben diesen praktischen Tätigkeiten widmete er sich auch grundlegenden hydraulischen Studien. Mit umfangreichen Versuchen untersuchte er die Gesetzmäßigkeiten laminarer Strömungen homogener, viskoser (Newton-)Flüssigkeiten zeitgleich mit dem französischen Physiker Jean Louis Marie Poiseuille (1799–1869). Die ermittelten Gesetzmäßigkeiten fanden ihren Niederschlag im Gesetz von Hagen-Poiseuille, aufgrund dessen Hagen zusammen mit Poiseuille als Vorläufer von Henry Darcy (1803–1858) angesehen werden kann. [3]
Literatur:
[1] Neumann-Redlin, Ch., Neumann-Redlin, E. (2014): Wer war eigentlich Gotthilf Heinrich Ludwig Hagen?.- Zeitschrift Grundwasser, 19, Heft 2, S. 162–163; Berlin-Heidelberg (Springer).
[2] Uhlemann, Hans-Joachim (2009): Gotthilf Hagen (1997–1884).- DWhG-Mitteilungen Nr. 14, S. 46 und Anhang „Auszug aus der Biographie von Ernst Ottmann mit dem Lebenslauf von Gotthilf Hagen“; Siegburg.
[3] Coldewey, W. G. (2013): Kleiner Umweg – Grabstätte von Gotthilf Heinrich Ludwig Hagen (1797–1884).- Zeitschrift Grundwasser, 18, Heft 4, S. 287, 1 Abb.; Berlin-Heidelberg (Springer).
Autor: Wilhelm C. Coldewey
Ausgabe 02/2023
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