Filter by Themen
Abwasserbehandlung
Analytik & Hygiene
Digitalisierung
Energie
Events
Nachhaltigkeit & Umweltschutz
Netze
Wasseraufbereitung
Wassergewinnung
Wasserstress
Water Solutions
Filter by Kategorien
Advertorial
Branche
Events
Forschung & Entwicklung
Leute
News
People
Products & Solutions
Produkte & Verfahren
Publications
Publikationen
Sonstiges
Trade & Industry
Filter by Veranstaltungsschlagworte
abwasser
ACHEMA
Automatisierung
Digitalisierung
Emerging Pollutants
Energie
FDBR
Hydrologie
kanalnetze
Krankheitserreger
MSR
Spurenstoffe
Talsperren
trinkwasser
Wasser
wasseraufbereitung
wasserbau
Wassernetze
Wasserversorgung
FS Logoi

Säuregehalt des Wassers beeinflusst die Giftigkeit von Medikamenten in Gewässern

Eine kürzlich veröffentlichte Studie ergab, dass die Giftigkeit von Chemikalien in Gewässern um mehrere Größenordnung varriiert, je nach Säuregehalt des Wassers.

von | 26.04.23

Aufgrund der steigenden Medikamentennutzung im Zusammenhang mit dem demografischen Wandel gelangen immer größere Mengen zahlreicher unterschiedlicher Stoffe über das Abwasser in Gewässer und in die Umwelt.

26. April 2023 ǀ Eine kürzlich veröffentlichte Studie ergab, dass die Giftigkeit von Chemikalien in Gewässern um mehrere Größenordnung varriiert, je nach Säuregehalt des Wassers.

Zur Gewährleistung der Wirksamkeit von Medikamenten soll der menschliche Körper die Wirkstoffe in der Regel nicht abbauen. Deshalb wird der größte Teil nach Einnahme häufig wieder unverändert ausgeschieden. Aufgrund der steigenden Medikamentennutzung im Zusammenhang mit dem demografischen Wandel gelangen immer größere Mengen zahlreicher unterschiedlicher Stoffe über das Abwasser in Gewässer und in die Umwelt.

Die in der Studie unter Leitung von Professor Heinz Köhler vom Institut für Evolution und Ökologie der Universität Tübingen mit Forscherinnen und Forschern der Universitäten Tübingen und Athen sowie des Umweltbundesamts untersuchten Stoffe wie die Schmerzmittel Diclofenac und Ibuprofen, der Cholesterinsenker Clofibrinsäure und der Betablocker Metoprolol sind ionisierbare Moleküle, sie können also in neutraler oder elektrisch geladener Form vorliegen. Natürliche Gewässer können wiederum verschiedene Säure-Base-Verhältnisse, gemessen als pH-Wert, aufweisen.

„All diese Faktoren haben Einfluss auf die Aufnahme der Stoffe in die Zellen von Lebewesen, die sie schädigen können“, erklärt Heinz Köhler.

Orientierung an Worst-Case-Szenarien

Als Testorganismus diente der Zebrabärbling, dessen sich entwickelnde Eier den Chemikalien ausgesetzt wurden. Bestimmt wird jeweils der sogenannte LC50-Wert, der diejenige Schadstoffkonzentration wiedergibt, bei der 50 Prozent der Fischembryonen sterben. In der Studie testeten die Forscherinnen und Forscher die Giftigkeit – oder Toxizität – der Chemikalien bei bis zu vier verschiedenen pH-Werten von leicht saurem bis zu basischem Wasser in mehr als 1.200 Einzelversuchen.

„Bei einigen Arzneimittelwirkstoffen wie zum Beispiel Diclofenac, dem Betablocker Propanolol und dem Antidepressivum Fluoxetin variierte der LC50-Wert bei den Fischembryonen mehr als tausendfach zwischen pH 5 und pH 9“, berichtet Köhler.

Daher müsse man von realistischen Worst-Case-Szenarien ausgehen, damit solche Stoffe bei Freisetzung und dem Zusammentreffen der denkbar schlechtesten Bedingungen die Lebewesen in Gewässern nicht zu stark schädigten. Dabei erwiesen sich die Stoffe im ungeladenen Zustand im Durchschnitt als toxischer als in ihrer ionisierten Form.

Studienergebnisse sollen Einfluss auf Registrierung von Chemikalien in der EU haben

Basierend auf verschiedenen Annahmen, wie effektiv die jeweiligen Stoffmoleküle die Zellmembran durchdringen und welche Schadwirkung sie in den Zellen haben könnten, baute das Forschungsteam seine jeweiligen Modellierungsansätze auf. Um die Toxizität bei verschiedenen pH-Werten des Umgebungswassers zu simulieren, verglichen sie sechs mathematische Modelle. „Für die praktische Anwendung wählten wir dasjenige Modell aus, mit dem es möglich ist, die unterschiedliche toxische Wirkung auf Fische über drei Größenordnungen hinweg verlässlich nachzubilden“, sagt der Wissenschaftler.

Nach Einschätzung von Köhler und dem zweiten Hauptautor der Studie, Dr. Peter von der Ohe vom Umweltbundesamt, sollten die Studienergebnisse Auswirkungen auf die Registrierung und Autorisierung von Chemikalien in der EU sowie auf die Definition von Umweltqualitätsstandards haben. Mit dem achtfach niedrigeren EU-Gewässergrenzwert für Ibuprofen als er nach der bisherigen Methode angesetzt worden wäre, sei ein Anfang gemacht.

„Diese Studie trägt dazu bei, ein besseres Verständnis für die Toxizität von ionisierbaren Stoffen zu entwickeln und hat die Vorhersage ihrer Toxizität deutlich verbessert. Wir gehen davon aus, dass unsere Ergebnisse auch künftig bei der Registrierung und Zulassung von Chemikalien berücksichtigt werden“, sagen die beiden Wissenschaftler.


Originalpublikation: Köhler H-R, Gräff T, Schweizer M, Blumhardt J, Burkhardt J, Ehmann L, Hebel J, Heid C, Kundy L, Kuttler J, Malusova M, Moroff F-M, Schlösinger A-F, Schulze-Berge P, Panagopoulou EI, Damalas DE, Thomaidis NS, Triebskorn R, Maletzki D, Kühnen U, von der Ohe PC (2023): LogD-based modelling and ΔlogD as a proxy for pH-dependent action of ionizable chemicals reveal the relevance of both neutral and ionic species for fish embryotoxicity and possess great potential for practical application in the regulation of chemicals. Water Research 235, 119864. https://doi.org/10.1016/j.watres.2023.119864

Jetzt Newsletter abonnieren

Stoff für Ihr Wissen, jede Woche in Ihrem Postfach.

Hier anmelden

Wärmewende am Wendepunkt: Geothermie als Schlüsseltechnologie für Kommunen
Wärmewende am Wendepunkt: Geothermie als Schlüsseltechnologie für Kommunen

Die Wärmewende steht vor dem Durchbruch: Beim Praxisforum Geothermie Bayern treffen sich Experten, um zu zeigen, wie Erdwärmeprojekte dank verbesserter Rahmenbedingungen erfolgreich umgesetzt werden können. Vom 16. bis 18. Oktober liegt der Fokus auf der Nutzung von Geothermie als zentraler Baustein für eine klimaneutrale Wärmeversorgung, insbesondere in Kommunen.

mehr lesen
The finalists of Earthshot Prize 2024
The finalists of Earthshot Prize 2024

On September 24th, at the third-annual Earthshot Innovation Summit, The Earthshot Prize unveiled its fourth cohort of Prize Finalists, an inspiring group of global innovators, entrepreneurs, community leaders and advocates pioneering solutions to our most pressing climate and environmental challenges. Each of the 15 Finalists are in the running to receive five £1 million prizes which will be awarded at The Earthshot Prize Awards Ceremony in Cape Town, South Africa on November 6th.

mehr lesen
Wasserschutz spielerisch lernen – Zukunft verstehen
Wasserschutz spielerisch lernen – Zukunft verstehen

Mit unserer Business Unit „3BIS18 Bildungsmedien“ machen wir komplexe Themen wie Wasserschutz für Kinder verständlich und spannend. Von Arbeitsheften über Experimente bis hin zu digitalen Lernspielen – wir zeigen schon den Kleinsten, wie wichtig Wasser ist und was jeder Einzelne tun kann, um es zu schützen. So wecken wir nicht nur das Interesse an Umweltthemen, sondern schaffen auch frühzeitig Verbindungen zu relevanten Berufen der Zukunft.

mehr lesen
SeeKaquA: Drone will search for groundwater in the Kalahari
SeeKaquA: Drone will search for groundwater in the Kalahari

In the German-African project SeeKaquA, researchers aim to detect deep groundwater resources in the Kalahari Desert using state-of-the-art drone-based electromagnetics. The project has now officially started, and the first measurement campaigns will take place in the spring of 2025.

mehr lesen

Passende Firmen zum Thema:

Sie möchten die gwf Wasser + Abwasser testen

Bestellen Sie Ihr kostenloses Probeheft

Überzeugen Sie sich selbst: Gerne senden wir Ihnen die gwf Wasser + Abwasser kostenlos und unverbindlich zur Probe!

Finance Illustration 03