Die grenzübergreifende Zusammenarbeit zwischen Dänemark und Deutschland im POSEIDON-Projekt konnte laut Teilnehmern positive Resultate erzielen: Diese reichen von sensorgestützter Bewässerung für Stadtbäume bis hin zu mobilen Flutschutzwänden.
„Wir sehen, dass der Austausch zwischen Dänemark und Deutschland enorm wertvoll ist“, sagt Dr. Agnes Sachse, Wissenschaftlerin im POSEIDON-Projekt und am Kompetenzzentrum Geo-Energie der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU). „Die Herausforderungen unterscheiden sich zwar: Norddeutschland kämpft vor allem mit Starkregenereignissen, Dänemark eher mit steigendem Grundwasser, aber auch mit Starkregen. Doch wir lernen voneinander und treiben Lösungen gemeinsam voran.“
Vom der Theorie in die Praxis
Als Nachfolger des NEPTUN-Projekts bringt POSEIDON rund 35 Partner aus Dänemark und Deutschland zusammen. Diese entwickeln und testen innovative und alltagstaugliche Lösungen zur Anpassung der Wasser- und Abwassersysteme an den Klimawandel. Dazu gehören digitale Werkzeuge, Frühwarnsysteme sowie naturbasierte und technische Maßnahmen, die Kommunen direkt nutzen können. Erfahrungen werden gebündelt, damit gute Ansätze schneller gefunden, verglichen und übertragen werden. Unternehmen erhalten Hinweise zur Vermarktung erprobter Lösungen, Entscheidungsträger konkrete Empfehlungen für die Umsetzung. Übergeordnetes Ziel ist, Städte und Regionen so zu gestalten, dass sie Niederschlagswasser wie ein Schwamm aufnehmen, speichern und gezielt wieder abgeben – als Schutz vor Überschwemmungen und gegen Dürre.
Impulse für die Umsetzung
Die zweitägige Konferenz bot dazu ein dichtes Programm aus Fachvorträgen, Workshops, Podiumsdiskussionen und Exkursionen. Julie Skødt Clausen, POSEIDON-Projektmanagerin von der Süddänischen Universität (SDU), berichtete von Innovationskooperationen zwischen Unternehmen und Kommunen: Gute Beispiele motivieren, zeigen Machbarkeit und helfen Hürden zu überwinden. Eine Exkursion zu einer Pilotanlage in Büdelsdorf demonstrierte praktisch, wie Stadtbäume mit intelligenter Bewässerungstechnologie und Sensorik auch unter Klimawandelbedingungen gedeihen können, um Kühlung und Schatten zu spenden.
Intensiv diskutiert hatten die Teilnehmer über das Thema Hitzeschutz. Dr. Max Bürck-Gemassmer von der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit wies auf jährlich 3.000 bis 10.000 hitzebedingte Todesfälle in Deutschland hin. Als praktische Orientierung nahmen die Teilnehmenden die 3:30:300-Regel aus den Niederlanden mit: Jeder Mensch sollte mindestens drei Bäume vom Fenster aus sehen. Jedes Stadtviertel sollte 30 % Baumkronenfläche haben. Grünflächen sollten maximal 300 m entfernt liegen. Silja Klepp, Professorin für Humangeographie an der CAU, betonte, Klimaanpassung als sozialen Prozess zu verstehen: Wer profitiert, wer wird belastet? Umweltgerechtigkeit sei zentral.
Zwischenbilanz gezogen
Das POSEIDON-Projekt, koordiniert von der Süddänischen Universität und angesetzt für 2024 bis 2027, verzeichnet zur Halbzeit beachtliche Ergebnisse. Ein paar Beispiele:
„In Norderstedt wurde eine intelligente Schwallbewässerung für dürregeschädigte Alleebäume entwickelt. Sensoren und ein Dashboard liefern Bewässerungsempfehlungen, damit die Bäume Tiefenwurzeln bilden und Dürre und Sturm besser standhalten“, erläutert Dr. Agnes Sachse.
Bei der Feuerwehr Roskilde in Dänemark wurden mobile Flutschutzwände unter realitätsnahen Bedingungen getestet. Daraus entstand eine Kooperation, die einer deutschen Firma den Markteintritt in Dänemark ermöglicht. Die Stadtwerke Husum Netz GmbH arbeiten mit der CAU an einem maschinellen Frühwarnsystem, das sinkende Grundwasserstände in zwölf Brunnen erkennt und so die Trinkwasserversorgung absichert.
Eine Akteursanalyse zeige zugleich, dass kleine und mittelständische Unternehmen häufig Schwierigkeiten hätten, kommunale Entscheidungsträger zu erreichen. Ausschreibungsverfahren bevorzugten oft technisch-bauliche gegenüber naturbasierten Lösungen, und es fehle an klaren Zuständigkeiten für Klimaanpassung in den Verwaltungen.
Bis 2027 will POSEIDON die Kooperationen weiter vertiefen und das kommunale Klimaanpassungsmanagement mit Fokus auf Messbarkeit und Evaluierung unterstützen:
„Wir setzen bereits viele Maßnahmen um, aber wir müssen besser verstehen, wie effektiv sie sind.“
Durch die Bündelung von Pilotwissen, praxistauglichen Methoden und belastbarer Erfolgsmessung wird wasserbezogene Klimaanpassung wirksamer und schneller umgesetzt. Mit ihrem Engagement in POSEIDON stärkt die CAU den Wissenstransfer zwischen Wissenschaft, Kommunen und Wirtschaft – mit Ansätzen, die in der deutsch-dänischen Grenzregion funktionieren und sich auf den Ostseeraum übertragen lassen.
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Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Agnes Sachse
Angewandte Geowissenschaften – Aquatische Geochemie und Hydrogeologie
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
agnes.sachse@ifg.uni-kiel.de
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Weitere Informationen:
http://www.poseidon-klimaanpassung.de Projekt POSEIDON







