Senckenberg-Forschende haben gemeinsam mit einem internationalen Team im Fachjournal „Salamandra“ veröffentlicht, dass sich Gelbkopfschildkröten genetisch kaum unterscheiden und daher leichter zu schützen sind. Trotz ihrer weiten Verbreitung in Südostasien zeigen die Tiere minimale genetische Unterschiede, was darauf hindeuten könnte, dass Menschen die Art frühzeitig in neue Gebiete brachten, um sie als Nahrungsquelle zu nutzen. Heute sind die Schildkröten durch Lebensraumverlust und Handel stark gefährdet, doch die genetische Einheitlichkeit erleichtert Erhaltungsmaßnahmen wie Zuchtprogramme und Wiederansiedlungen erheblich.
Genetische Einheitlichkeit der Gelbkopfschildkröte: Eine Chance für den Artenschutz
Die Indo-Burma-Region umfasst zahlreiche terrestrische Ökoregionen, von subtropischen feuchten Laubwäldern über tropische Nadelwälder bis hin zu Mangroven.
„Dieser Biodiversitäts-Hotspot ist weltweit einzigartig“, erklärt Dr. Flora Ihlow, die als Postdoktorandin an den Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen in Dresden arbeitete und jetzt an der Technischen Universität Dresden tätig ist. Sie fügt hinzu: „In dieser Region gibt es eine beeindruckende Artenvielfalt, die das Ergebnis einer komplexen tektonischen, klimatischen und geologischen Vergangenheit ist.“
Eine der in dieser Region heimischen Arten ist die weit verbreitete Gelbkopfschildkröte (Indotestudo elongata). Flora Ihlow und Professor Uwe Fritz von den Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen haben diese Art zusammen mit einem internationalen Team genauer untersucht. Die Gelbkopfschildkröte, die eine Panzerlänge von etwa 30 Zentimetern erreicht, ist die häufigste Landschildkrötenart in der Indo-Burma-Region.
„Obwohl es in ihrem Verbreitungsgebiet Unterschiede in Größe, Form und Färbung gibt, interessierte uns, ob diese Variationen auch genetisch bedingt sind“, erklärt Ihlow den Ansatz der Studie.
Das Forschungsteam analysierte dazu drei mitochondriale Genfragmente von 52 Individuen. Zusätzlich untersuchten sie 166 erwachsene Schildkröten – darunter 79 Männchen und 87 Weibchen – aus Vietnam, Kambodscha, Myanmar und Thailand auf 42 morphometrische und zwei farbliche Merkmale.
Menschliche Einflüsse auf die genetische Einheitlichkeit der Gelbkopfschildkröte und ihre Bedeutung für den Artenschutz
„Obwohl die Gelbkopfschildkröten in weiten Teilen Südostasiens vorkommen, konnten wir überraschenderweise keine genetischen Unterschiede zwischen den Populationen aus verschiedenen Regionen feststellen – ein ungewöhnliches Phänomen für ein ortsgebundenes Wirbeltier aus der Indo-Burma-Region“, erklärt Fritz.
Dies führte das Forschungsteam zu den Fragen, wie die Art ihre genetische Einheitlichkeit über ein so großes Gebiet beibehalten konnte und warum sie sich nicht in unterschiedliche regionale Populationen aufgespalten hat.
Die Forschenden vermuten, dass Menschen eine zentrale Rolle bei der Verbreitung der Schildkröten gespielt haben, indem sie die Tiere schon vor rund 40.000 Jahren während des späten Pleistozäns über biogeografische Grenzen hinweg transportierten und als Nahrungsquelle nutzten.
Heute sind Gelbkopfschildkröten aufgrund von Lebensraumverlust und intensivem Handel – sowohl national als auch international – stark gefährdet. Die Art zählt zu den am häufigsten gehandelten Schildkröten und wird vor allem zum Verzehr verkauft. In den letzten 90 Jahren hat ihre Population um mindestens 80 Prozent abgenommen. Fritz betont, dass dringend effektive Schutzmaßnahmen nötig sind. Interessanterweise bietet die genetische Einheitlichkeit der Art einen Vorteil, da keine Gefahr besteht, dass verschiedene genetische Linien vermischt werden. Dies erleichtert Erhaltungsmaßnahmen wie Zuchtprogramme, Wiederansiedlungen und Populationsstärkung erheblich. Somit war die historische Verbreitung durch den Menschen für den heutigen Schutz der Art letztlich hilfreich.