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Genetische Analyse bestätigt neue Fischart im Golf von Mexiko

Forscher der Universität Oldenburg haben im Golf von Mexiko eine bislang unbekannte Fischart entdeckt: Hypoplectrus espinosai. Der auffällig gefärbte Hamletbarsch lebt im geschützten Riffsystem der Campeche Bank und unterscheidet sich sowohl genetisch als auch äußerlich deutlich von seinen Verwandten. Die Entdeckung zeigt, wie wenig wir über die Artenvielfalt tropischer Korallenriffe wissen – selbst in bereits gut untersuchten Regionen. Benannt wurde die neue Art zu Ehren des mexikanischen Meeresbiologen Felipe Espinosa Pérez.

von | 17.04.25

Der „Campeche Bank Hamletbarsch“ (Hypoplectrus espinosai)
Quelle: Isaí Domínguez Guerrero

Forschende des Leibniz-Zentrums für Marine Tropenforschung (ZMT) in Bremen haben gemeinsam mit Kollegen aus Mittelamerika eine neue Fischart im Golf von Mexiko beschrieben. Hypoplectrus espinosai gehört zu den Hamletbarschen und wurde im Alacranes-Riff entdeckt, einem Riffkomplex in der Campeche Bank im südlichen Golf von Mexiko. Die Wissenschaftler aus Deutschland, Mexiko und Panama konnten die neue Art anhand genetischer Daten, geografischer Aufzeichnungen und Fotos bestimmen. Ihre Studie wurde jetzt in der Fachzeitschrift Zootaxa veröffentlicht.

Charakteristika der Hamletbarsche

Hamletbarsche (Hypoplectrus) leben in Korallenriffen der Karibik und des tropischen Nordwest-Atlantiks. Sie zählen zu den Raubfischen und ernähren sich von kleinen Fischen und wirbellosen Tieren. Derzeit sind 18 Arten anerkannt, von denen sieben in den letzten 14 Jahren beschrieben wurden. Hamletbarsche unterscheiden sich im Wesentlichen durch ihre Farbmuster, die von Art zu Art verschieden und größtenteils genetisch bedingt sind. Die Fische können zehn bis 15 Zentimeter groß werden.

Mit einer Größe von durchschnittlich 11 Zentimetern zählt die neu entdeckte Art Hypoplectrus espinosai, umgangssprachlich „Campeche Bank Hamletbarsch“, eher zu den kleinen Exemplaren. Sein Schwanzansatz, der die Schwanzflosse mit dem Körper des Fisches verbindet, ist vollständig von einem schwarzen Sattelfleck bedeckt. Diese Markierung erstreckt sich über den hinteren Teil des Körpers und manchmal auch über den Bereich der Rückenflosse.

Entdeckung und Benennung der neuen Art

„Mein mexikanischer Kollege Alfonso Aguilar-Perera von der Autonomen Universität Yucatán wandte sich vor einiger Zeit an mich, weil er bei Tauchgängen im Alacranes-Riff in der Campeche Bank einen merkwürdigen Fisch beobachtet hatte“, erzählt Erstautor Oscar Puebla, Meeresbiologe am ZMT und Professor für Fischökologie und -evolution am Institut für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM) der Universität Oldenburg.

Das Farbmuster dieses „merkwürdigen“ Fisches ähnelte zwei bekannten Hamletbarsch-Arten, dem Butter-Hamletbarsch (Hypoplectrus unicolor), der in der Karibik weit verbreitet ist, und dem Veracruz-Hamlet (Hypoplectrus castroaguirrei), der im westlichen Golf von Mexiko lebt. Trotz der Ähnlichkeit wies der neu entdeckte Fisch in seiner Markierung jedoch deutliche Unterschiede zu diesen beiden Arten auf.

„Das machte uns neugierig. Wir waren beide der Meinung, dass es sich um einen hochinteressanten Fund handelte, wussten aber auch, dass wir genetische Daten und eine breitere geografische Perspektive benötigten, um diesen Fisch genau zu bestimmen“, so Puebla weiter.

Um Daten für die Identifizierung der Art zu sammeln, holten die beiden Wissenschaftler weitere Kollegen an Bord: die Ichthyologen Omar Domínguez Domínguez (Universität Michoacana de San Nicolás de Hidalgo in Mexiko) und Ross Robertson vom Smithsonian Tropical Research Institute in Panama sowie den Bioinformatiker Martin Helmkampf vom ZMT. Die professionellen Unterwasserfotografen Allison und Carlos Estapé vervollständigten das Team und steuerten zahlreiche Aufnahmen von Hamletbarschen in der Campeche-Bank bei.

Gemeinsam konnten die Forschenden so einen umfassenden Datensatz zusammenstellen, der genetische Daten, geografische Aufzeichnungen und Fotos enthielt.

„Für ein laufendes Projekt hatten wir bereits mehrere Genome von Hamletbarschen sequenziert – darunter auch die des Butter-Hamletbarsch (Hypoplectrus unicolor) und des Veracruz-Hamlet (Hypoplectrus castroaguirrei)“, erklärt Mitautor Martin Helmkampf, der die genomischen Daten analysierte. „Die genetischen Daten zeigten, dass es sich bei dem Fisch, den unser Kollege Alfonso Aguilar-Perera beobachtet hatte, tatsächlich um eine neue Art handelt.“

„Wir haben den Fisch dann anhand von weiteren Exemplaren beschrieben, die von den Kollegen Omar Domínguez Domínguez und Ross Robertson gesammelt wurden“, ergänzt Oscar Puebla. „Der schwarze Sattelfleck am Schwanzansatz der neuen Art unterscheidet sie vom Butter-Hamlet, bei dem dieser Fleck weniger umfangreich ist und nur einen Teil des Schwanzansatzes bedeckt. Außerdem fehlt bei der neuen Art die schwarze Augenmaske, die für den Veracruz-Hamlet charakteristisch ist.“

Bedeutung für die Biodiversitätsforschung

Oscar Puebla erklärte, dass man früher verschiedene Hamletbarsche lediglich für unterschiedliche Farbvarianten einer einzigen Art gehalten habe. Heute wisse man jedoch, dass es sich tatsächlich um einzelne Arten handle. Der Artbildungsprozess bei den Hamletbarschen sei noch nicht abgeschlossen, weshalb diese Fischgruppe eine ausgezeichnete Möglichkeit biete, die genetischen Triebkräfte einer schnellen Artenaufspaltung zu untersuchen. Wie viele Arten es weltweit gebe, hänge davon ab, wie schnell neue Arten entstünden und wie viele aussterben würden. Das Beispiel der Hamletbarsche zeige, dass ein natürlicher Evolutionsprozess dem Verlust biologischer Vielfalt entgegenwirken könne.​

Er gründete die Mexikanische Ichthyologische Gesellschaft und war Kurator der Mexikanischen Nationalen Fischsammlung.

Der umgangssprachliche Name „Campeche Bank Hamletbarsch“ bezieht sich auf das geografische Verbreitungsgebiet der Art – die Campeche Bank vor der Nordküste der Halbinsel Yucatán im Südwesten des Golfs von Mexiko. Diese Artbeschreibung hebt die Campeche Bank im Besonderen und den Golf von Südmexiko im Allgemeinen als ein Gebiet von Interesse hervor, das endemische Rifffische beherbergt und daher besonders geschützt werden muss.

Bildquelle, falls nicht im Bild oben angegeben:

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