Die Arabische Wüste gilt heute als eine der trockensten Regionen der Erde – doch das war nicht immer so. Eine neue Studie, veröffentlicht in der Fachzeitschrift Nature, zeigt, dass es in den letzten acht Millionen Jahren immer wieder überraschend feuchte Phasen gab. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Chemie und der King Saud University haben Tropfsteine aus sieben Höhlen in Saudi-Arabien untersucht und dabei Isotopenanalysen durchgeführt. Diese sogenannten Speläotheme fungieren als natürliche Klimaarchive und enthalten Informationen über frühere Regenfälle und Luftfeuchtigkeit.
„Die wiederkehrenden feuchteren Bedingungen auf der Arabischen Halbinsel sind nicht nur klimatologisch interessant,“ erklärt Hubert Vonhof, Gruppenleiter am Max-Planck-Institut für Chemie und Mitautor der Studie. „Da die Arabische Wüste in den letzten acht Millionen Jahren immer trockener wurde, waren diese erdgeschichtlich kurzen Zeitfenster mit feuchteren Bedingungen für die Wanderung von Säugetieren zwischen Afrika und Eurasien wohl umso wichtiger. Das galt wahrscheinlich auch für unsere menschlichen Vorfahren.“
Ein vergessener Korridor zwischen Afrika und Eurasien
Die Tropfstein-Daten lassen den Schluss zu, dass die Arabische Wüste einst grün war – mit Seen, Flüssen und einer Vegetation, die tierisches und menschliches Leben ermöglichte. Wasserliebende Tiere wie Krokodile und Nilpferde konnten sich nur in solchen Feuchtzeiten in der Region halten. Die Ergebnisse belegen, dass Arabien mehrfach als Brücke zwischen Afrika und Eurasien diente – ein Aspekt, der in der Forschung bisher oft übersehen wurde.
„Arabien wurde bei der Frage, wie Säugetiere und Hominiden von Afrika nach Eurasien gewandert sind, traditionell übersehen,“ so Faisal al-Jibrin, leitender Archäologe der saudischen Kulturerbe-Kommission. „Aber Studien wie unsere belegen zunehmend die zentrale Rolle der Region.“

Quelle: Hubert Vonhof
Klimadynamik im Wandel der Erdgeschichte
Die Daten zeigen auch: Mit der Zeit nahmen Häufigkeit und Ausprägung der feuchten Phasen ab. Die Wissenschaftler führen das unter anderem auf eine verstärkte Eisbedeckung der Nordhalbkugel während des Pleistozäns zurück, die das globale Klimasystem nachhaltig beeinflusste. Gleichzeitig ließ der Einfluss des Monsuns nach – eine Kombination, die zur zunehmenden Austrocknung der Region führte. Diese Prozesse erklären, warum heute kaum noch Spuren der einst grünen Landschaft zu sehen sind – obwohl sie über Millionen Jahre hinweg existierte.
Bedeutung für die Zukunft der Klimaforschung
Die Ergebnisse der Studie sind nicht nur für die Paläoklimatologie von Bedeutung, sondern auch für die Migrationsforschung. Sie liefern Hinweise darauf, welche klimatischen Bedingungen menschliche Bewegungen begünstigt haben könnten – und wo sich mögliche Korridore für die Ausbreitung von Arten befanden.
Die internationale Zusammenarbeit zeigt eindrucksvoll, wie moderne Analysemethoden unser Bild der Vergangenheit verändern – und dabei helfen, unsere Zukunft besser zu verstehen.