In der hydroponischen Pflanzenproduktion im Gewächshaus werden Setzlinge in Gefäßen über eine Nährstofflösung versorgt. Dabei versickert kein Wasser und es verdunstet deutlich weniger als bei der Kultivierung auf dem Feld. Zudem kann die Nährstofflösung zirkulieren.
Optimiert werden kann dieses wassersparende Verfahren noch durch den Einsatz speziell aufbereiteten Abwassers. In dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Verbundprojekt HypoWave wird diese optimierte Variante seit dem Herbst 2016 in einer Pilotanlage auf der Kläranlage Hattorf bei Wolfsburg erprobt. Nun hat das interdisziplinäre Forschungsteam mit den ersten beiden Fallstudien vielversprechende Ergebnisse veröffentlicht.
Sie zeigen beispielhaft an zwei Regionen – dem Landkreis Gifhorn in Niedersachsen und der Gemeinde Raeren in Belgien – wie die angepasste Aufbereitung und Wiederverwendung von kommunalem Abwasser gelingen kann. In Gifhorn wurde die Aufbereitung und Desinfektion des Ablaufs einer Klärteichanlage für den hydroponischen Gemüseanbau analysiert. In Raeren wurde ein Abwasserreinigungskonzept mit der Nutzung des Ablaufwassers für den Schnittblumenanbau betrachtet. Wie Dr. Marius Mohr, Koordinator der Fallstudien vom Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB, herausstellte, kann in diesen Gemeinden auf Flächen von 3.600 beziehungsweise 6.000 m2 eine wirtschaftliche Produktion erreicht werden. Die Praxispartner seien an einer Fortsetzung der Kooperation interessiert.
Potenzial als alternative Anbauform
Die umfangreichen Interviews, die das Forschungsteam mit Akteuren in den Beispielregionen geführt hat, zeigen die Potenziale für das HypoWave-Verfahren. Besonders erfreulich sei das Interesse für den Gemüseanbau mit gereinigtem Abwasser in der Region Gifhorn, wo es schon Erfahrungen im Bereich der Beregnung gebe. "Mit dem Interesse zur Zusammenarbeit von Kläranlagenbetreibern und Landwirten wird eine wichtige Hürde für die Wasserwiederverwendung genommen", sagt Martina Winkler, Projektkoordinatorin am Institut für sozial-ökonomische Forschung (ISOE). Sie rechnet damit, dass das Verfahren auch in vergleichbaren Regionen das Potenzial als alternative Anbauform hat.
Als wichtige Voraussetzung dafür wird ein fundiertes Wissen darüber angesehen, was bei Planungsprozessen für die technisch und wirtschaftlich erfolgreiche Umsetzung eines hydroponischen Anbauverfahrens mit Wasserwiederverwendung notwendig ist. Neben gut koordinierten Partnerschaften zwischen Wasserverbänden, Landwirtschaft und allen weiteren Beteiligten seien geeignete Geschäfts- und Betreibermodelle wesentlich.
Das zeigen beide Fallstudien, die auf der Projektwebseite (www.hypowave.de) zum Download zur Verfügung stehen.