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Schiffswelten – Der Ozean und wir

Wie schwimmt ein Schiff? Wie ist es konstruiert? Was gehört alles zu einem Schiff? Was macht ein Schiff mit dem Meer? Und wie gewinnt Forschungsschifffahrt Wissen aus dem Meer?

von | 19.07.24

Blick auf das Forschungsschiff in der neuen Dauerausstellung "Schiffswelten - Der Ozean und wir".
Quelle: Foto idw

Die neue Dauerausstellung „Schiffswelten – Der Ozean und wir“ im Bangert-Bau des Deutschen Schifffahrtsmuseums (DSM) / Leibniz-Institut für Maritime Geschichte gibt ab 18. Juli 2024 Antworten. Nach rund zweijähriger Bauzeit lädt sie auf 2.800 Quadratmetern dazu ein, Schiffe und deren Geschichten zu entdecken, die Kräfte des Meeres kennenzulernen und zu sehen, wie man mit ihnen umgeht.

2.000 Exponate aus zwei Jahrhunderten

In den fünf Themenbereichen „Schiffbau“, „Schiff und Physik“, „Schiff und Umwelt“, „Schiff und Ausrüstung“ sowie „Forschungsschifffahrt“ lassen sich 2.000 Exponate aus zwei Jahrhunderten entdecken. Viele davon stammen aus der DSM-Sammlung und werden erstmals in einer Ausstellung gezeigt. Andere wurden von Forschungsinstituten wie dem Alfred-Wegener-Institut, dem GEOMAR oder Einrichtungen wie der Seemannsmission Bremerhaven zur Verfügung gestellt. „In unserer Ausstellung sprechen wir vom Ozean und uns und nicht von uns und dem Ozean. Nur durch diese Verschiebung der Perspektive weg vom Menschen als Mittelpunkt der Welt können wir sinnvoll über unsere Zukunft nachdenken, die so sehr von den Meeren dieser Welt abhängt“, sagt DSM-Direktorin Prof. Dr. Ruth Schilling. „Mit der Ausstellung möchten wir zum Perspektivwechsel einladen, zum Diskutieren und gemeinsamen Ausprobieren.“

Die Gestaltung der Dauerausstellung „Schiffswelten – der Ozean und wir“ übernahm das renommierte Berliner Szenografiebüro chezweitz. Die zentrale Frage war: Wie bringt man ein Forschungsschiff ins Museum? Auf rund 2.800 Quadratmetern hat chezweitz mehr als 2.000 Objekte – von der APEX-Kugel bis zum Pottwal-Skelett — aus der DSM-Sammlung neu inszeniert und maritime Welten zum Leben erweckt. Das Herzstück der Ausstellung ist die begehbare Installation eines Forschungsschiffes, auf der Museumsgäste die Exploration der Ozeane hautnah erleben können. Installation und Exponate treten in lichten, offenen Raumfolgen miteinander in einen Dialog oder wie Detlef Weitz, Gründer – und neben Dr. Sonja Beeck CEO von chezweitz – bemerkt: „Die Schiffswelten-Szenografie im Bangert-Bau entfaltet eine kraftvolle Wirkung. Mit großer Materialsinnlichkeit, medialen Interaktionen und mehrgeschossigen Ausstellungsbauten bietet diese farbig-leuchtende Ausstellungswelt den Stoff für vielfältige Besuche.“

Hinter dem Intro-Bereich mit mehr als 1.500 Modellschiffen wirft die Ausstellung im Bereich Schiffbau die Frage auf, wie ein Schiff entsteht: Schiffe zu bauen bedeutet seit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert, sich in einem immer globaler werdenden Wirtschaftssystem zu positionieren. Die Planung eines Schiffes stellte schon immer ein Großprojekt dar. Bau, Betrieb und Abwracken stehen in Abhängigkeit von weltweiten finanziellen und ökonomischen Rahmenbedingungen. Wie sehr sich dies auf die Lebenswirklichkeit auf Werften auswirkte, wird beispielsweise anhand der Rolle von Migrant:innen im Schiffbau gezeigt. Die Arbeit auf den Werften zeigt auch, wie stark sich der Bau eines Schiffes heute noch von anderen Industriezweigen unterscheidet. Ein Schiff zu bauen ist und bleibt ein einzigartiges Unterfangen.

Ressourcen, Forschung und Umweltbewusstsein

Forschungsschiffe gehören zu den faszinierendsten Spezialschiffen, die es gibt. Die 34 Meter lange und 50 Tonnen schwere Forschungsschiffs-Installation in der Mitte des Gebäudes zeigt, wie auf und mit einem solchen Schiff geforscht wird. Zahlreiche Mitmachstationen laden Museumsgäste zum Entdecken an Bord ein. Es wird veranschaulicht, wie die Reise des Wissens vom Meer zum Land verläuft, was eine abenteuerliche Expedition mit „Big Data“ zu tun hat und warum wichtige Erkenntnisse manchmal erst der Büroroutine bedürfen.

Das Wissen darum, warum ein Schiff schwimmt und wie U-Boote es schaffen, unter Wasser zu bleiben, warum es Gezeiten gibt, ist Teil des Alltags. Der Bereich „Schiff und Physik“ informiert mit Experimenten und dem Blick auf die Objekte, wie sehr der Umgang mit den Gesetzmäßigkeiten des Meeres zur Beziehung zwischen Mensch und Meer beigetragen hat. Besonders beeindruckend zeigt sich dies in der Geschichte der analogen Computer, der beiden stationären Gezeitenrechner, die Teil dieses Ausstellungsbereichs sind.

Seit jeher entnehmen Menschen dem Meer Nahrung – aber nicht nur das: Mit dem Meer verbinden sich Hoffnungen auf neue Heilungsformen und alternative Lebensentwürfe, auf Vernetzung und eine bessere Zukunft. Neu aufgeflammte Debatten um die Nutzbarkeit mineralischer Ressourcen wie Manganknollen zeigen, wie politische und wirtschaftliche Interessen über den Schutz der Meere gestellt werden. Weiterhin zeigen sie, wie wenig über die Folgen dieses Handelns reflektiert wird. Im Bereich „Schiff und Umwelt“ regen Objekte wie die Harpunenkanone, das riesige Pottwal-Skelett oder ein motorisiertes Fischereiboot zum Nachdenken über das Verhältnis der Menschen zu den Meeren an.

Nachhaltige Technologien im Schiffbau

Ein Schiff ist ein hochkomplexes Puzzle. Das verdeutlicht der Bereich „Schiff und Ausrüstung“, der im Stil eines riesigen Flaggenalphabets gestaltet ist. Die einzelnen Bestandteile haben die kulturellen Vorstellungen seit Jahrhunderten geprägt: Was wäre die Alltagssprache ohne den Anker? Schiffsbestandteile und ihre Materialien stellen aber auch immer Eingriffe des Menschen in den ökologischen Raum Meer dar. Daher werden alternative Antriebsformen gezeigt: Vom wiederentdeckten Segelantrieb bis zur Imitation von Haihaut als Mittel gegen Schiffsbewuchs – Innovationen im Schiffbau helfen, die Eingriffe des Menschen in das Meer weniger folgenreich zu gestalten und damit die Zukunft zu sichern. Sie sind das Bindeglied zwischen der wissenschaftlichen Erforschung des Meeres auf der einen und seiner ökonomischen Nutzung auf der anderen Seite.

Eröffnungstage vom 18. bis 23. Juli: mit erweiterten Öffnungszeiten von 10 bis 20 Uhr und vielfältigem Programm, Führungen und Familienaktionen

Zum Programm

Außerdem: Schiffshüpfburg und Imbissstände vor dem Museum. Am Tag des Ausstellungsstarts, Donnerstag, 18. Juli, ist der Eintritt frei.

Weitere Informationen

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