Der Stifterverband zeichnet zwei herausragende Berliner Leibniz-Forschende mit dem Wissenschaftspreis „Forschung in Verantwortung“ aus. Geehrt werden Robert Arlinghaus vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei sowie Lena Hipp vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung. Der mit 40.000 Euro dotierte Preis wurde am 26. November 2024 im Rahmen der Jahrestagung der Leibniz-Gemeinschaft verliehen.
Der Wissenschaftspreis würdigt Forschung, die innovative Ansätze für Wirtschaft, Politik und Gesellschaft entwickelt. Entscheidende Kriterien für die Auswahl sind nicht nur exzellente wissenschaftliche Qualität, sondern auch die gesellschaftliche Relevanz der Forschungsergebnisse.
Robert Arlinghaus: Pionier der sozial-ökologischen Fischereiforschung
Robert Arlinghaus erhält die Auszeichnung für seine Arbeiten zu den ökologischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Aspekten der Freizeitfischerei. Er entwickelt Grundlagen für eine nachhaltige Angelfischerei, insbesondere in Binnen- und Küstengewässern. Weltweit angeln mehr als 220 Millionen Menschen in ihrer Freizeit; allein in Deutschland sind es über drei Millionen. Bemerkenswert ist, dass sie zehnmal mehr Fischbiomasse fangen als die heimische kommerzielle Binnenfischerei, was mehr als 52.000 Arbeitsplätze in der Angelbedarfs- und Tourismusbranche sichert.
Arlinghaus‘ Forschung kombiniert angewandte Sozialwissenschaften und ökologische Forschung und resultiert in über 700 Veröffentlichungen, darunter mehr als 360 begutachtete Artikel und 29 Bücher. Durch seine Forschung widerlegte er etablierte Praktiken der Binnenfischerei, etwa die Überlegenheit des Fischbesatzes gegenüber der Verbesserung von Lebensräumen. Ebenso belegte er die Vorteile, große Fische zu schonen, da diese durch höhere Reproduktivität stabilere Bestände fördern. Seine partizipative Herangehensweise integriert Anglerinnen und Angler sowie Angelvereine intensiv in seine Projekte.
Er ist Professor für Integratives Fischereimanagement an der Humboldt-Universität zu Berlin und leitet eine Forschungsgruppe am Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei. Bereits 2004 erhielt er den Nachwuchspreis der Leibniz-Gemeinschaft, und 2020 wurde ihm der Communicator-Preis für Wissenschaftskommunikation verliehen. Weitere Informationen finden sich unter www.ifishman.de.
Lena Hipp: Forscherin zu sozialen Ungleichheiten und Geschlechterfragen
Lena Hipp wird für ihre wegweisende Forschung zu sozialen Ungleichheiten ausgezeichnet. Sie zeigt, wie kulturelle Voreinstellungen Geschlechterungleichheiten trotz moderner Strukturen aufrechterhalten. So belegen ihre Studien, dass Mütter schlechtere Einstellungschancen haben als Männer und Frauen in männerdominierten Berufen Nachteile auf Dating-Plattformen erfahren, was sie von lukrativeren Karrieren abhalten könnte.
Während der Corona-Pandemie erforschte Hipp die sozialen Auswirkungen auf Frauen und Familien. Ihre Arbeit zeigte, dass Mütter und Väter Homeoffice unterschiedlich nutzen: Mütter zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Väter, um ungestört zu arbeiten.
Hipp ist Professorin für Soziale Ungleichheit und Sozialpolitik an der Universität Potsdam, promovierte an der Cornell University und war mehrere Jahre im Bundestag tätig.
Auszeichnung für herausragende Forschung mit gesellschaftlichem Mehrwert
„Mit Robert Arlinghaus und Lena Hipp ehren wir herausragende Persönlichkeiten, die mit ihrer exzellenten Forschung einen bedeutenden Einfluss auf die Gesellschaft ausüben“, betont Volker Meyer-Guckel, Generalsekretär des Stifterverbandes.
Arlinghaus wird für seine Forschung zur Freizeitfischerei ausgezeichnet, die ökologische, ökonomische und gesellschaftliche Perspektiven miteinander verbindet und einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Fischerei leistet. Lena Hipp wird für ihre Arbeiten zur Arbeitssoziologie gewürdigt, insbesondere dafür, wie kulturelle Voreinstellungen und Mutterschaft Geschlechterungleichheiten in der Arbeitswelt verstärken. Ihre Forschung trägt dazu bei, die künftige Arbeitswelt gerechter zu gestalten.
Martina Brockmeier, Präsidentin der Leibniz-Gemeinschaft, betont: „Trotz der unterschiedlichen Forschungsgebiete von Arlinghaus und Hipp zeigen beide die hohe gesellschaftliche Relevanz der Leibniz-Forschung. Arlinghaus untersucht das Zusammenspiel von Gesellschaft, Ökologie und Ökonomie in der Freizeitfischerei, während Hipp Geschlechterungleichheiten im Arbeitsleben beleuchtet. Beide Forscher tragen mit innovativen Methoden und gesellschaftlich relevanten Fragestellungen zur nachhaltigen Gestaltung von Gesellschaft und Umwelt bei.“
Der Wissenschaftspreis des Stifterverbandes „Forschung in Verantwortung“ wird für herausragende Forschungsleistungen vergeben und ist mit 40.000 Euro dotiert. Ausgezeichnet werden Arbeiten, deren Ergebnisse innovative Anwendungen in Wirtschaft, Politik oder Gesellschaft ermöglichen und deren gesellschaftliche Relevanz und Nutzen genauso wichtig sind wie die wissenschaftliche Qualität.