Filter by Themen
Abwasserbehandlung
Analytik & Hygiene
Digitalisierung
Energie
Events
Nachhaltigkeit & Umweltschutz
Netze
Wasseraufbereitung
Wassergewinnung
Wasserstress
Water Solutions
Filter by Kategorien
Advertorial
Branche
Events
Forschung & Entwicklung
Leute
News
People
Products & Solutions
Produkte & Verfahren
Publications
Publikationen
Sonstiges
Trade & Industry
Filter by Veranstaltungsschlagworte
abwasser
ACHEMA
Automatisierung
Digitalisierung
Emerging Pollutants
Energie
FDBR
Hydrologie
kanalnetze
Krankheitserreger
MSR
Spurenstoffe
Talsperren
trinkwasser
Wasser
wasseraufbereitung
wasserbau
Wassernetze
Wasserversorgung
FS Logoi

Tödliche Schadstoffmischung in der Oder: Umweltkatastrophe 2022

Im Sommer 2022 führte eine toxische Mischung aus erhöhtem Salzgehalt, warmen Wassertemperaturen und Nährstoffüberschüssen zu einer verheerenden Umweltkatastrophe an der Oder, bei der zehntausende Fische, Muscheln und Schnecken verendeten.

von | 10.09.24

Die Wissenschaftler:innen nahmen an fünf Standorten entlang der Oder Wasserproben, extrahierten vergiftete Fische und analysierten die Wirkung der Mikroschadstoffe.
Quelle: Annika Jahnke / UFZ

Im Sommer 2022 bot die Oder ein erschreckendes Bild: Unzählige tote Fische, Muscheln und Schnecken trieben auf der Wasseroberfläche. Schnell wurde deutlich, dass die Umweltkatastrophe durch eine Kombination aus überhöhtem Salzgehalt, hohen Wassertemperaturen, niedrigem Wasserstand sowie übermäßigen Nährstoffeinträgen und Abwasser verursacht wurde. Diese Bedingungen begünstigten das Wachstum der Brackwasseralge Prymnesium parvum, deren Toxin Prymnesin tödlich auf Organismen wirkt. Ein vom UFZ geleitetes Forschungsteam entnahm damals Wasserproben und analysierte diese. Die Ergebnisse, veröffentlicht in der Fachzeitschrift Nature Water, zeigen, dass hohe Konzentrationen organischer Mikroschadstoffe die tödlichen Effekte des Prymnesins noch verstärkten.

 

Umfangreiche Untersuchung der Schadstoffbelastung

Die Umweltkatastrophe im Sommer 2022 führte zu einem massiven Sterben von bis zu 60 Prozent der Fische sowie bis zu 85 Prozent der Muscheln und Schnecken in der Oder. Um die Ursachen zu ermitteln, stellte das UFZ im August 2022 eine interdisziplinäre Ad-hoc-Arbeitsgruppe zusammen, bestehend aus Forschenden des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), der Veterinärmedizinischen Universität Wien (Vetmeduni) und der University of Birmingham. Die Gruppe nahm an fünf Standorten entlang der Oder Wasserproben, entnahm vergiftete Fische und analysierte die Proben. Ziel der Studie war es, die in der Oder vorhandenen Mikroschadstoffe zu identifizieren, ihre Auswirkungen auf aquatische Organismen zu bewerten und das Risiko des schädlichen Cocktails aus Algentoxinen und Mikroschadstoffen für Menschen einzuschätzen, so Prof. Dr. Beate Escher, Erstautorin und Umwelttoxikologin am UFZ.

Ergebnisse und Auswirkungen der Schadstoffanalyse

Die in der Fachzeitschrift „Nature Water“ veröffentlichten Ergebnisse zeigen, dass die Forschenden über 120 organische Mikroschadstoffe in den Wasserproben nachweisen konnten. Besonders hohe Konzentrationen fanden sie für das Flammschutzmittel Tris(1-chlor-2-propyl)phosphat, den Polymerzusatzstoff Hexamethoxymethylmelamin und das Korrosionsschutzmittel 1H-Benzotriazol. Diese Schadstoffe stammen vermutlich hauptsächlich aus Kläranlagen, während weitere Substanzen wie 2,4-Dichlorphenol aus der Industrie und Pestizide wie Chlortoluron aus landwirtschaftlich genutzten Flächen in die Oder gelangten. Obwohl die Konzentrationen dieser Chemikalien nicht ungewöhnlich hoch waren, führten sie in Kombination mit den Algentoxinen zu zusätzlichem Stress für die aquatischen Organismen.

Um das Risiko der Schadstoffe zu bewerten, nutzten die Forschenden den Risikoquotienten (RQ), der das Verhältnis zwischen der gemessenen Konzentration eines Schadstoffs und seiner unschädlichen Konzentration (PNEC) darstellt. Die Ergebnisse zeigten an den Probenahmestellen Mischungs-Risikoquotienten (RQmix) zwischen 16 und 22, was ein erhebliches potenzielles Risiko für Wasserorganismen anzeigt. In Laborexperimenten mit Algen, Wasserflöhen und Zebrafischembryonen konnten die Wissenschaftler zudem zeigen, dass die toxischen Mischungen neurotoxische Wirkungen auf menschliche Nervenzellen ausüben, wobei das Algentoxin Prymnesin die dominierende Rolle spielte.


Originalpublikation: Beate Escher, Jörg Ahlheim, Alexander Böhme, et al.: Mixtures of organic micropollutants exacerbated the in vitro neurotoxicity of prymnesins and contributed to aquatic toxicity during a toxic algal bloom, Nature Water, doi: 10.1038/s44221-024-00297-4

Jetzt Newsletter abonnieren

Stoff für Ihr Wissen, jede Woche in Ihrem Postfach.

Hier anmelden

Wärmewende am Wendepunkt: Geothermie als Schlüsseltechnologie für Kommunen
Wärmewende am Wendepunkt: Geothermie als Schlüsseltechnologie für Kommunen

Die Wärmewende steht vor dem Durchbruch: Beim Praxisforum Geothermie Bayern treffen sich Experten, um zu zeigen, wie Erdwärmeprojekte dank verbesserter Rahmenbedingungen erfolgreich umgesetzt werden können. Vom 16. bis 18. Oktober liegt der Fokus auf der Nutzung von Geothermie als zentraler Baustein für eine klimaneutrale Wärmeversorgung, insbesondere in Kommunen.

mehr lesen
The finalists of Earthshot Prize 2024
The finalists of Earthshot Prize 2024

On September 24th, at the third-annual Earthshot Innovation Summit, The Earthshot Prize unveiled its fourth cohort of Prize Finalists, an inspiring group of global innovators, entrepreneurs, community leaders and advocates pioneering solutions to our most pressing climate and environmental challenges. Each of the 15 Finalists are in the running to receive five £1 million prizes which will be awarded at The Earthshot Prize Awards Ceremony in Cape Town, South Africa on November 6th.

mehr lesen
Wasserschutz spielerisch lernen – Zukunft verstehen
Wasserschutz spielerisch lernen – Zukunft verstehen

Mit unserer Business Unit „3BIS18 Bildungsmedien“ machen wir komplexe Themen wie Wasserschutz für Kinder verständlich und spannend. Von Arbeitsheften über Experimente bis hin zu digitalen Lernspielen – wir zeigen schon den Kleinsten, wie wichtig Wasser ist und was jeder Einzelne tun kann, um es zu schützen. So wecken wir nicht nur das Interesse an Umweltthemen, sondern schaffen auch frühzeitig Verbindungen zu relevanten Berufen der Zukunft.

mehr lesen
SeeKaquA: Drone will search for groundwater in the Kalahari
SeeKaquA: Drone will search for groundwater in the Kalahari

In the German-African project SeeKaquA, researchers aim to detect deep groundwater resources in the Kalahari Desert using state-of-the-art drone-based electromagnetics. The project has now officially started, and the first measurement campaigns will take place in the spring of 2025.

mehr lesen

Passende Firmen zum Thema:

Sie möchten die gwf Wasser + Abwasser testen

Bestellen Sie Ihr kostenloses Probeheft

Überzeugen Sie sich selbst: Gerne senden wir Ihnen die gwf Wasser + Abwasser kostenlos und unverbindlich zur Probe!

Finance Illustration 03