Die Qualitätssicherung von Kanalbaumaßnahmen hat einen hohen Stellenwert. Entwässerungssysteme erfordern erhebliche Investitionen und sind auf eine lange Nutzungsdauer ausgelegt. Neben der baulichen Umsetzung kommt insbesondere den Ingenieurleistungen – also Planung, Ausschreibung und Bauüberwachung – eine entscheidende Rolle zu. Sie tragen maßgeblich dazu bei, dass Projekte aus Sicht der Netzbetreiber erfolgreich und nachhaltig verlaufen.
Kritik an Planungs- und Ausschreibungsunterlagen
In der Praxis werden zunehmend Mängel bei den Planungs- und Ausschreibungsunterlagen beanstandet. Auftragnehmer kritisieren, dass diese oft unvollständig oder wenig aussagekräftig sind. Gleichzeitig erschweren Fachkräftemangel, hoher Preisdruck und starker Wettbewerb unter den Planungsbüros die Situation zusätzlich. Die Anforderungen an eine sorgfältige Projektvorbereitung steigen entsprechend.
Technische Hilfestellungen für die Praxis
Zur Verbesserung der Abläufe stehen verschiedene Arbeitshilfen zur Verfügung. Dazu zählen unter anderem die Leitfäden zur Eigenüberwachung sowie ergänzende Handbücher, die auf der Website der Gütegemeinschaft Kanalbau bereitgestellt werden. Ursprünglich für Ingenieurbüros mit Gütezeichen erstellt, können sie auch von anderen Fachbüros genutzt werden.
Sorgfältige Vorbereitung notwendig
Fehlende oder unpräzise Vorgaben in Ausschreibungen führen häufig zu Missverständnissen oder Unklarheiten während der Umsetzung. Eine durchdachte Ausschreibung setzt eine vollständige und fachlich fundierte Planung voraus – dafür ist Erfahrung ebenso erforderlich wie aktuelles technisches Wissen. Gleiches gilt für die Bauüberwachung, die laut einer Befragung der Gütegemeinschaft Kanalbau von Auftraggebern als besonders qualitätsrelevant eingestuft wurde. Es erscheint daher sinnvoll, entsprechende Leistungen frühzeitig zu definieren und angemessen zu honorieren.

Eine erfolgreiche Tiefbaumaßnahme basiert auf dem Zusammenspiel von Vertragspartnern mit der entsprechenden Eignung, Fachwissen und Erfahrung. Grafik:Güteschutz Kanalbau
Strukturierte Leitfäden zur Unterstützung
Für die Bereiche offene Bauweise (ABAK), Vortrieb (ABV) und geschlossene Sanierung (ABS) stehen Leitfäden zur Eigenüberwachung zur Verfügung. Sie enthalten strukturierte Hinweise zu vorbereitenden Maßnahmen, zur Dokumentation der Bauphasen sowie zu technischen Prüfverfahren. Darüber hinaus werden Anforderungen an Umfang und Qualität der Eigenüberwachung sowie ergänzende Nebenleistungen aufgeführt. Die Leitfäden sind auf der Website der Gütegemeinschaft Kanalbau unter dem Stichwort „Bietereignung“ öffentlich zugänglich.
Planung und Umweltaspekte
Eine sorgfältige Planung und Überwachung trägt nicht nur zur Qualitätssicherung bei, sondern auch zur Einhaltung von Sicherheits- und Umweltstandards. Risiken wie Bauunfälle oder Umweltschäden lassen sich durch frühzeitige Identifikation und geeignete Maßnahmen reduzieren. Im Rahmen der Planung sind auch ökologische Auswirkungen – etwa auf Wasserqualität oder angrenzende Ökosysteme – zu berücksichtigen.
Ergänzend zu den Leitfäden stehen zwei Handbücher zur Verfügung, die Grundlagenwissen zur Ausschreibung und Bauüberwachung bündeln: „Ausschreibung und Bauüberwachung von Kanalbaumaßnahmen in offener Bauweise“ (ABAK) und „Ausschreibung und Bauüberwachung von Sanierungsmaßnahmen“ (ABS). Beide Publikationen bieten praxisnahe Hinweise zu Planung, Vergabe, Bauausführung und Abnahme. Sie werden in vielen Büros auch zur Einarbeitung von neuen Mitarbeitenden genutzt.
Anforderungen an Auftraggeber und Fachbüros
Für eine qualitativ hochwertige Umsetzung von Kanalbaumaßnahmen ist die Zusammenarbeit aller Beteiligten entscheidend. Öffentliche Netzbetreiber sind angehalten, ihre Infrastrukturen nachhaltig zu bewirtschaften – entsprechend sind Qualität und Lebensdauer der Bauwerke von zentraler Bedeutung. Dies setzt einerseits klare und realistische Vorgaben seitens der Auftraggeber voraus, andererseits fundiertes Fachwissen bei Planungs- und Ausführungsbüros.