PFAS, auch bekannt als „Ewigkeitschemikalien“, sind in vielen Alltagsgegenständen wie Outdoor-Kleidung, Teflon-Pfannen oder Kosmetika zu finden. Doch ihre wasser- und fettabweisenden Eigenschaften machen sie nicht nur für Konsumgüter, sondern auch für Windräder und Solarzellen nützlich. Gefährlich werden die Chemikalien, wenn sie bei der Herstellung oder Entsorgung in die Umwelt gelangen – und damit ins Trinkwasser und in unsere Nahrungskette. Einige PFAS sind laut WHO bereits als krebserregend oder potenziell krebserregend eingestuft. Zudem wird vermutet, dass manche dieser Stoffe das Immunsystem schädigen können. Besonders belastet sind Gebiete rund um alte Industriestandorte und frühere Brandorte, an denen PFAS-haltiger Löschschaum eingesetzt wurde – auch in Nordrhein-Westfalen.
Umfangreiche Recherche zeigt Ausmaß der Belastung
Eine Umfrage von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung (SZ) in Zusammenarbeit mit der deutschen MIT Technology Review (MIT TR) unter 400 Kreisen und kreisfreien Städten in Deutschland zeigt: In Nordrhein-Westfalen gibt es 155 offiziell ausgewiesene PFAS-Fundstellen. Diese Erhebung ist Teil der internationalen Recherche des „Forever Lobbying Project“, an dem Redaktionen aus 16 Ländern beteiligt sind.
Milliardenkosten für die Reinigung
Die Wissenschaftler Ali Ling von der University of St. Thomas in Minnesota und Hans-Peter Arp von der Norwegian University of Science and Technology haben berechnet, wie teuer es werden könnte, PFAS aus der Umwelt zu entfernen. Ihr Ergebnis: Wenn die Verschmutzung ungebremst weitergeht und keine wirksamen Beschränkungen greifen, könnten die Reinigungskosten in 31 europäischen Ländern in den kommenden 20 Jahren auf rund zwei Billionen Euro ansteigen. Wie komplex und teuer die Säuberung ist, zeigt sich besonders in Düsseldorf – der Stadt mit den meisten PFAS-Fundstellen in NRW. An 24 Stellen im Stadtgebiet wurden die Chemikalien in Boden oder Grundwasser nachgewiesen, teils auch in Trinkwasserschutzgebieten. Düsseldorf beschäftigt mehrere Mitarbeitende auf insgesamt 3,5 Vollzeitstellen ausschließlich mit PFAS.
Trotzdem heißt es vom städtischen Umweltamt: „Wir sind an manchen Stellen immer noch dabei, eigentlich erste Schritte zu ergreifen.“
Besonders betroffen sind der Düsseldorfer Norden rund um den Flughafen, wo die Flughafenfeuerwehr früher regelmäßig mit PFAS-haltigem Löschschaum trainierte, sowie der Stadtteil Benrath, wo eine alte Industrieanlage als mögliche Quelle der Belastung gilt. Wird ein Verursacher identifiziert, soll er – soweit möglich – für die Reinigung zur Verantwortung gezogen werden.

Kartenmaterial: © GeoBasis-DE / BKG – Grafik: WDR Data Quelle: Recherche NDR/WDR/SZ/TR, 2024
Hohe Kosten für die Sanierung in Düsseldorf
Im Düsseldorfer Osten, wo PFAS durch das Löschen eines Großbrandes in den Boden gelangte, muss die Stadt Düsseldorf alle Kosten selbst tragen. Besonders betroffen ist das Gebiet um Gerresheim, wo sich die Verschmutzung über rund drei Kilometer im Grundwasser in Richtung Rhein ausgebreitet hat. Die Stadt hat bereits mehr als zehn Millionen Euro für die Suche nach und Sanierung von PFAS-Verunreinigungen ausgegeben, unter anderem für eine Reinigungsanlage, die voraussichtlich noch Jahrzehnte damit beschäftigt sein wird, kontaminiertes Wasser zu säubern.
Langwierige und aufwendige Reinigung
Das verschmutzte Wasser wird mühsam aus dem Boden gepumpt und durch Aktivkohlefilter in der Reinigungsanlage gefiltert, bevor es zurück in den Boden gelangt. Mit hunderten Bodenproben wird überwacht, wie sich die Verschmutzung aufgrund der Grundwasserströmung ausbreitet, und alle paar Jahre müssen die Pumpstationen versetzt werden. In Düsseldorf sind bereits sechs solcher Anlagen in Betrieb, um die Belastung durch PFAS zu reduzieren.
Für die Sanierung im Gebiet Gerresheim kalkuliert die Stadt Düsseldorf in den nächsten 15 Jahren mit anfallenden Kosten von etwa 22 Millionen Euro. Die langwierigen und teuren Maßnahmen zur Bekämpfung der PFAS-Verschmutzung werfen einen Schatten auf die finanziellen Belastungen, die die Stadt in Zukunft zu tragen haben wird.
WDR Kindernachrichten „Neuseeland verbietet Ewigskeitschemikalien“