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Malawisee ist „Bedrohter See des Jahres 2022“

Der Malawisee, einer der ältesten Seen der Erde, hat eine traurige Auszeichnung erhalten. Er wurde vom Global Nature Fund (GNF) und dem Netzwerk Living Lakes zum „Bedrohten See des Jahres 2022″ erklärt. Grund dafür sind Bevölkerungswachstum, Überfischung und die Auswirkungen des Klimawandels, die den Malawisee, dem südlichsten See im ostafrikanischen Grabensystem zwischen Malawi, Mosambik und Tansania, […]

von | 15.02.22

Der Malawisee ist der "Bedrohte See des Jahres 2022"

Der Malawisee, einer der ältesten Seen der Erde, hat eine traurige Auszeichnung erhalten. Er wurde vom Global Nature Fund (GNF) und dem Netzwerk Living Lakes zum „Bedrohten See des Jahres 2022″ erklärt. Grund dafür sind Bevölkerungswachstum, Überfischung und die Auswirkungen des Klimawandels, die den Malawisee, dem südlichsten See im ostafrikanischen Grabensystem zwischen Malawi, Mosambik und Tansania, unter Stress setzen.

Malawisee hat immensen Artenreichtum

Mit 700 bis 800 Buntbarscharten, von denen viele nur hier und sonst nirgends auf der Welt vorkommen, gehört der Malawisee zu den fischartenreichsten Ökosystemen der Erde. Die Oberfläche des Sees ist so groß wie das Bundesland Brandenburg, damit gehört der Malawisee zu den zehn größten Seen der Welt. Zudem ist er der drittgrößte und zweittiefste auf dem afrikanischen Kontinent. Mit einem geschätzten Alter von mehreren Millionen Jahren zählt der Malawisee auch zu den ältesten Seen der Erde, den sogenannten „Ancient Lakes“. Im Laufe der Evolution konnte sich hier eine außerordentliche Artenvielfalt bilden.

Bis sich bei einem solch gigantischen See negative Auswirkungen menschlicher Aktivitäten zeigen, kann es eine Weile dauern – und doch hat der Malawisee diesen Punkt leider bereits deutlich überschritten. Deshalb ernennen ihn der Global Nature Fund (GNF) und das internationale Netzwerk Living Lakes zum „Bedrohten See des Jahres 2022″. Jährlich wird mit diesem Titel anlässlich des World Wetlands Day am 2. Februar auf einen See oder ein Feuchtgebiet aufmerksam gemacht, das durch den Eingriff des Menschen massiv bedroht ist. Dabei sollen auch Wege aufgezeigt werden, um den einzigartigen Lebensraum nachhaltig zu schützen.

Bevölkerungswachstum sorgt für Überfischung, Artenverlust und Verschmutzung des Malawisees

In den letzten Jahrzehnten hat Malawi seine Bevölkerung fast verfünffacht, von vier Millionen Menschen im Jahr der Unabhängigkeit 1964 auf geschätzte 19,7 Millionen heute.

Daniel Mwakameka, Geschäftsführer der Living Lakes-Partnerorganisation Action for Environmental Sustainability (AfES) in Malawi, erklärt: „Der Bedarf an Nahrungsmitteln ist mittlerweile kaum noch zu decken. Die Folge sind Überfischung, Artenverlust und Verschmutzung des Malawisees. Fisch aus dem See deckt etwa siebzig Prozent des Bedarfs an tierischem Eiweiß hierzulande. Mit dem steigenden Fischkonsum geraten die Fischbestände unter Druck. Das Bevölkerungswachstum hat außerdem zu einer verstärkten Landbewirtschaftung im Einzugsgebiet des Sees geführt. Unangemessene landwirtschaftliche Praktiken, Kahlschlag, Bodenerosion und hoher Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden stören den Nährstoffkreislauf im See und stellen eine ernsthafte Gefahr für das empfindliche Ökosystem dar. Darüber hinaus ist der Malawisee sehr anfällig für die Auswirkungen des Klimawandels.“

Hunger und Armut befeuern den Teufelskreis

In den letzten zwei Jahrzehnten hat die Niederschlagsmenge in Ostafrika signifikant abgenommen, der Wasserstand des riesigen Sees ist gesunken. Dadurch ist die Lebensgrundlage von Millionen lokaler Fischer*innen und ihren Familien in Malawi, Tansania und Mosambik bedroht. Malawi ist eines der ärmsten Länder der Welt. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsgrenze, ein Viertel der Menschen in extremer Armut. Gerade in Gemeinden in der direkten Umgebung des Sees fehlt es den Menschen oft am Nötigsten. Aus der Not heraus kommt es zu umweltschädlichen Methoden im Fischfang, die oftmals Schonzeiten und rechtliche Rahmenbedingungen ignorieren.

Noch können Maßnahmen erfolgreich sein

Bislang haben die genannten Probleme gepaart mit Naturkatastrophen, fehlenden finanziellen und technischen Kapazitäten, mangelndem Wissen zum Schutz von Wasserökosystemen sowie schwacher politischer Koordination die Bemühungen zum Schutz des Malawisees behindert. Es ist jedoch noch nicht zu spät, die Situation am See zum Guten zu wenden. Deshalb fordern der GNF und Living Lakes gemeinsam mit AfES Malawi die sofortige Umsetzung folgender Maßnahmen:

  1. Sanierung aller geschädigten Gebiete am Malawisee und in seinem Einzugsgebiet einschließlich der Förderung einer biodiversitätsfreundlichen Landwirtschaft;
  2. Verringerung des direkten Drucks auf den See durch Bewusstseinsbildung und Bereitstellung alternativer Lebensgrundlagen, z. B. Fischzucht in Teichen;
  3. Verbesserung von Kapazitäten und Wissen zu aquatischen Ökosystemen in der lokalen Bevölkerung und bei Entscheidungsträger*innen und verstärkte Berücksichtigung der nach­haltigen Bewirtschaftung aquatischer Ökosysteme in der Entwicklungsplanung;
  4. Gezielte Schulung des zuständigen Fachpersonals und der Gemeinden in Bezug auf die Erhebung, Verarbeitung und Speicherung von Daten für eine fundierte Entscheidungsfindung zum Schutz und zur Wiederherstellung aquatischer Ökosysteme;
  5. Gerechtere Aufteilung des Zugangs zur Biologischen Vielfalt des Sees und seiner Ökosystemleistungen.

AfES führt in Zusammenarbeit mit dem GNF konkrete Projekte durch, um Bedrohungen am Malawisee zu bekämpfen. Für Thies Geertz, Projektleiter beim GNF, spielen Bewusstseinsbildung und die Aufklärung der Menschen vor Ort eine zentrale Rolle: „Wir wollen die Entscheidungsträger*innen zuständiger Behörden, von Fischereiverbänden, Verwaltungsausschüssen und Komitees der Dörfer beim nachhaltigen Umgang mit natürlichen Ressourcen unterstützen. Landwirt*innen erhalten Schulungen in biodiversitätsfreundlicher Landwirtschaft, Agroforstwirtschaft und Fischteichwirtschaft. Wenn wir gemeinsam mit den Menschen vor Ort alternative Einkommensmöglichkeiten entwickeln, haben sie eine Chance, ihre eigene Lebensgrundlage zu erhalten.“

 

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