11. Mai 2022: Ein hydrologisches Modell zur Hochwasservorhersage wird die Behörden und die Menschen in Nordrhein-Westfalen künftig früher und besser auf drohende Überflutungen und Hochwasserrisiken vorbereiten.
In Duisburg haben das Umweltministerium NRW und das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) am 5.Mai 2022 den Testbetrieb eines modellbasierten Hochwasservorhersagetools gestartet. Es soll Prognosen für Hochwassermeldepegel an zunächst folgenden 14 Gewässern in Nordrhein-Westfalen liefern: Berkel, Dinkel, Emmer, Ems, Erft, Inde, Issel, Lenne, Lippe, Nethe, Ruhr, Rur, Sieg und Werre.
Aufarbeitung der Hochwasserkatastrophe des Sommers 2021
Die Einführung und stetige Verbesserung von Hochwasservorhersagesystemen waren ein zentraler Punkt der Aufarbeitung der Hochwasserkatastrophe im Juli 2021 sowie des im Januar 2022 vorgelegten 10-Punkte-Arbeitsplans „Hochwasserschutz in Zeiten des Klimawandels“.
„Wir benötigen verlässliche Tools, um so gut es geht vorhersagen zu können, wann und wo Hochwasser droht. Ziel ist es, die Daten und Bewertungen der Meteorologie und der Hydrologie bestmöglich zusammenzuführen. Was am Rhein bereits Standard ist, soll künftig auch an kleineren Flüssen möglich werden“, betonte Staatssekretär Dr. Heinrich Bottermann bei der Vorstellung des Tools in Duisburg. „Unser Ziel als Landesregierung ist es, durch verlässliche Prognosen das Frühwarnsystem zu verbessen, damit die zuständigen Behörden die Lageentwickung bestmöglich einschätzen und von Hochwasser Betroffene sich und ihr Hab und Gut in Sicherheit bringen können. Der Testbetrieb des pegelbasierten Vorhersagesystems ist ein Baustein auf dem Weg, dieses Ziel zu erreichen. Jede gewonnene Minute kann helfen, Leben zu retten.
Mit dem Start der modellbasierten Hochwasservorhersage sind die zusätzlich gewonnenen Daten schon ab dem 5. Mai 2022 fester Bestandteil des hydrologischen Informationssystems für die zuständigen Bezirksregierungen.
„Im Falle eines Hochwassers werden diese Informationen nach kurzfristiger fachlicher Überprüfung über die Bezirksregierungen dem Katastrophenschutz zur Verfügung gestellt. Nach Validierung der Ergebnisse im Testbetrieb sollen die Vorhersagen auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden“, skizzierte die LANUV-Präsidentin Dr. Sibylle Pawlowski.
Die ausgewiesene Wasserexpertin hat in dieser Woche die Leitung des LANUV übernommen und die Nachfolge von Dr. Thomas Delschen angetreten.
Der aktuelle Modelldatensatz deckt in zehn Teilmodellen 22.600 Teileinzugsgebiete ab. Lt. Bernd Mehlig, Leiter des Hochwasserinformationsdienstes im LANUV werden als Eingangsdaten die aktuellen Messdaten der hydrologischen Messstellen des LANUV sowie die Messdaten und die meteorologischen Vorhersagen des Deutschen Wetterdienstes verwendet. Mit diesen Daten soll auf Dauer für alle Hochwassermeldepegel eine Vorhersage berechnet beziehungsweise ausgegeben werden können.
Die Juli-Katastrophe hat vor Augen geführt, wie zerstörerisch die Folgen des Klimawandels auch in Nordrhein-Westfalen sein können. Neben dem Wiederaufbau und der Unterstützung der von der Hochwasserkatastrophe betroffenen Regionen und Menschen ist es deshalb auch Ziel des LANUV, die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen, um künftig auf derartige Extrem-Ereignisse besser vorbereitet zu sein. Wie Staatssekretär Bottermann ausführte, ist die Hochwasservorhersage hier ein wesentlicher Baustein.
Grundlage für die schwerpunktmäßigen Aufgaben der kommenden Monate und Jahre liefert der im Januar vorgelegte Arbeitsplan „Hochwasserschutz in Zeiten des Klimawandels“. Er umfasst insgesamt zehn Handlungsfelder für den Hochwasserschutz und das Management von Starkregenereignissen. In der Vorwoche war die vom Umweltministerium neu eingerichtete Hochwasserschutz-Kommission erstmals zu ihrer konstituierenden Sitzung zusammengekommen. Die Kommission soll die Umsetzung des Arbeitsplans begleiten und an der Fortentwicklung mitwirken.